Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
versprochen.“
Offensichtlich hörte sie meinen besorgten Unterton, jedenfalls nickte sie und ging schneller.
Kurz vor dem dunklen Straßenabschnitt wechselte ich auf Savannahs linke Seite, damit ich zwischen ihr und dem Wald ging. Dazu führte ich sie auf die abgewandte Straßenseite, wo ihr die Backsteinfassade des Mathegebäudes etwas Schutz verlieh. Und wir gingen so schnell, dass wir fast liefen.
„Wo sind sie?“, fragte ich leise.
Sie sah sich kurz um und flüsterte: „Immer noch am Sportplatz.“
Ich spitzte die Ohren, um jedes Geräusch aus dem Wald oder hinter uns zu hören. In der Stille schien der Kies unter unseren Füßen besonders laut zu knirschen. Meine Muskeln zuckten, als auf dem vorderen Parkplatz ein Mädchen erst kreischte und dann lachte.
Die Zeit zog sich wie Kaugummi. Wir brauchten nur ein paar Minuten für den Weg, aber mir kam es wie Stunden vor, bis wir die Betonrampe und schließlich die Eingangshalle erreichten. Schwer atmend stürzten wir in das Gebäude. Jetzt musste ich sie nur noch sicher nach Hause bringen.
Auf der Treppe nach oben zeigte ich ihr die Flamme in meiner Hand, bevor ich sie erlöschen ließ. Und ich erzählte ihr, was Emily gesagt hatte.
Savannah wurde blass. „Aber … das kann nicht sein.“
„Vertrau mir, Sav. Es gibt wirklich Vampire.“ In Mrs Daniels’ Büro angekommen, verstaute ich die Ausrüstung im Schrank.
Sav runzelte die Stirn. „Ich weiß. Aber was sollten sie hier zu suchen haben?“
„Der Geburt nach bist du immer noch eine Nachfahrin. Du kannst der Erde Energie entziehen, wenn du sie brauchst. Damit bist du für Vampire eine Art großer Generator mit unbegrenzten Ressourcen. Sie brauchen Energie. Wir haben sie. Die meisten von uns wissen, wie sie sich beschützen können. Aber du bist nicht ausgebildet worden. Wahrscheinlich können sie der Versuchung nicht widerstehen.“
Nachdem ich endlich beide Hände frei hatte, ging ich zu ihr undergriff ihre. Sie waren kalt und zitterten. Toll gemacht, jetzt fühlt sie sich richtig sicher, Coleman. „Hör mal, dir passiert schon nichts. Mit meiner Magie und der deiner Familie bist du rund um die Uhr geschützt. Bei den vielen Nachfahren an der Schule würde dich hier bestimmt kein Vampir angreifen. Und für die Zeit, in der du nicht in unserer Nähe bist, kann dir deine Familie bestimmt ein paar Schutzamulette geben.“
„Nein, kann sie nicht.“ Sie riss die Augen auf, als hätte sie ein Geheimnis verraten.
„Warum nicht? Weiß deine Mutter nicht, wie man sie anfertigt?“
„Nein, nicht deshalb. Nur … wir … dürfen nicht zaubern.“ Sie biss sich leicht von innen auf die Mundwinkel. Das lenkte mich einen Moment lang ab.
Nach ein paar Sekunden erinnerte ich mich blinzelnd an unser Thema. „Na gut, das ergibt wohl Sinn. Ist aber kein Problem; Emily müsste so etwas mittlerweile herstellen können. Bis dahin bringe ich dir bei, wie man Feuer macht.“ Ich griff nach ihrer Hand.
Sav riss sie zurück. „Nein, das kann ich nicht.“
Was? „Natürlich kannst du. Das lernen wir mit als Erstes, wenn sich unsere Fähigkeiten in der Pubertät entwickeln. Streck einfach die Hand aus und …“
Sie schüttelte den Kopf, Panik in den Augen.
Ich lachte laut auf. „Komm schon, Sav. Du musst keine Angst haben. Das Feuer ist ein Teil von dir, wie eine natürliche Verlängerung deines Willens. Du kannst es einfach erschaffen, zum Beispiel so.“ Ich streckte die Hand aus und ließ eine blaue Flamme auf meiner Handfläche entstehen.
Sie erstarrte.
„Es tut wirklich nicht weh, versprochen. Und der Clann bekommt nichts davon mit. Ich schwöre es dir.“
Sie starrte an mir vorbei. Nach langem Zögern leckte sie sich über die Lippen und streckte die Hand aus.
Konzentriert blickte sie auf ihre Handfläche. Sekunden verstrichen, aber nichts geschah.
„Stellst du dir vor, wie Feuer auf deiner Hand entsteht?“
Sie presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und nickte knapp. „Es funktioniert nicht.“
Vielleicht hatte der Clann ihre Familie mit einem Zauber belegt, um ihre Fähigkeiten zu blockieren. Ich seufzte enttäuscht und schloss ihre Hand. „Schon gut, mach dir deswegen keine Sorgen. Wir halten uns einfach an Plan B und besorgen uns von Emily ein paar Vampiramulette. Und jetzt bringen wir dich erst mal nach Hause.“
Sie nickte mit ausdrucksloser Miene, ohne mich richtig anzusehen. Sie hatte Angst. Und vielleicht war es ihr peinlich, dass sie nicht zaubern
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