Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
wenn du ein Vampir bist? Und was ist mit Knoblauch und Weihwasser und …“
„Vampire sind wie alle anderen Spezies, Savannah. Wir haben uns im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Das Sonnenlicht schadet uns nicht mehr. Knoblauch und Weihwasser haben das nie – das war nur religiöse Propaganda. Am Anfang waren wir alle Menschen mit Seelen. Nur unsere Körper haben sich durch das gemischte Vampirblut verändert.“
Ich drückte eine zittrige Hand gegen die Stirn. In meinem Schädel hämmerte es so schnell, dass ich kaum mitkam. „Na gut. Ihr wollt mir also sagen, dass ich vielleicht zu einem noch schlimmeren Freak werde.“
„Sag dieses Wort nicht“, grollte Mom. „Es heißt Dhampir.“
„Dann gibt es noch andere wie mich?“
„Nein“, antwortete Dad. „Bis zu deiner Geburt waren Dhampire bei meinem Volk ein Mythos. Wir dachten, Vampire wie wirkönnten sich wegen des Dämonenanteils nicht fortpflanzen. Und keiner von uns war je lange genug mit einem Menschen zusammen, um ein Kind zu zeugen.“
„Weil …?“
Mom räusperte sich. „Na ja, Schatz, weil sich Vampire normalerweise nicht so gut beherrschen können. Meistens verwandeln sie ihre menschlichen Geliebten oder …“ Ihr Gesichtsausdruck sagte den Rest.
Oder sie brachten sie um. Ich warf Dad einen Blick zu. Er wirkte so unbeteiligt wie immer.
„Aber du hast das nicht gemacht. Warum nicht?“
Nanna lächelte. „Weil ich für deine Mutter einen Talisman gefertigt habe. Er hat den Blutdurst deines Vaters gedämpft, wenn er in ihrer Nähe war.“
„Hattest du nichts gegen ihre Beziehung?“ Erst im Nachhinein merkte ich, wie unhöflich die Frage klang. Aber ich konnte sie nicht zurücknehmen.
Nanna zuckte mit den Schultern. „Deine Mutter war schon immer ein Dickkopf. Ich hatte die Wahl: Ich konnte ihr entweder einen Talisman geben, damit er sie nicht umbringt, oder sie irgendwo in einen Kerker sperren.“
„Okay. Dann kannst du für mich auch einen Talisman machen, oder? Einen, der diese ganzen … Symptome unterdrückt, die Dad aufgezählt hat?“ Durch den ich nett und normal und menschlich bleiben würde. Kein Blutdurst, keine fliegenden Teller.
„Na ja, ich könnte, aber …“
„Aber das wäre unklug“, unterbrach Dad. „Als würde man einem Patienten Morphium geben, dessen Diagnose noch gar nicht feststeht. Ein Talisman würde alle Symptome verschleiern. Wir müssen sehen, welche Fähigkeiten du entwickelst. Dann bringen wir dir bei, wie du dich unter Kontrolle behältst. Ohne Magie.“
„Nach dem Motto: Zähne zusammenbeißen und durch?“
„Ich weiß, dass es schwierig wird“, sagte Mom. „Aber ich verspreche dir, dass wir alle für dich da sind, und wir helfen dir. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm. Es kann auch sein, dass du gar keine Fähigkeiten entwickelst. Oder du kommst nach den Evansund hast nur die Magie in dir. Wir gehen einfach Tag für Tag neu an, und wir schaffen das als Team.“
Als Team. Als gäbe es dabei ein „Wir“. Gab es nicht. Wir redeten hier über mich, nicht über sie; mein Leben, nicht ihres, konnte jeden Moment in den Wahnsinn abgleiten. Mein Leben, das aus einer langen Reihe von Lügen und verrückten Familiengeheimnissen bestand.
„Wichtig ist, dass du offen mit uns redest“, sagte Dad. „Wenn du seltsame Wünsche oder Fähigkeiten spürst, musst du es uns sofort sagen. Und ich rufe dich jede Woche an, um von dir zu hören.“
Ja, sicher. Ich soll ihnen einfach jede Kleinigkeit über mein Leben erzählen. Nachdem sie fünfzehn Jahre lang so viele Geheimnisse vor mir hatten.
„Außerdem musst du dich von den Mitgliedern des Clanns fernhalten“, warnte Dad. „Vor allem von ihren Anführern, den Colemans.“
„Äh, nicht, dass ich mit ihnen befreundet wäre, aber … wieso?“
„Das Blut des Clanns ist mächtig und wirkt auf Vampire verlockender als das von normalen Menschen. Je mehr Macht jemand hat, desto mehr zieht er einen Vampir an. Die Colemans sind seit vier Generationen die mächtigste Familie des Clanns, deshalb kann man davon ausgehen, dass sie dich ganz besonders stark anziehen würden. Außerdem wissen wir nicht, ob alle Eltern des Clanns über deine … Situation Bescheid wissen und ihre Kinder mit Amuletten schützen. Sie haben uns versichert, dass dich auf dem Schulgelände eine ganze Reihe von Nachfahren im Auge behalten – ich glaube, einige von ihnen sind Lehrer. Trotzdem könntest du in ihrer Nähe Blutdurst verspüren, wenn sich deine
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