Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Aber das heißt nicht, dass ich mit ihm reden muss.“
Sie seufzte. „Du kannst deinen Vater nicht einfach aus deinem Leben ausschließen.“
„Das werden wir ja sehen.“
„Der Rat …“
„Wegen des Rats gebe ich alles auf, was ich je wollte. Mehr bekommen sie von mir nicht.“
Schweigen. „In Ordnung. Ich sage ihm, wie es dir geht, bis du dich beruhigt hast.“
Das würde allerdings dauern. Er hatte mich zu oft verletzt, ich ertrug es einfach nicht mehr. Es tat weh, ihn aus meinem Leben auszuschließen. Gleichzeitig war es befreiend, als würde ich eine schwere Last ablegen, die ich viel zu lange mit mir herumgeschleppt hatte.
Ich ging in den Garten hinter dem Haus, um dort zu tanzen, wo mich nur der Mond und die Sterne sehen konnten. Vielleicht war es kindisch, aber ich konnte entweder tanzen oder in meinem Zimmer sitzen und schreien. Wenigstens das konnte mir der Rat nicht verbieten.
Ich drehte mich langsam im Kreis und sah zu den Sternen hinauf. Aber auch das konnte mich nicht von den beiden Gedanken ablenken, die in meinem Kopf widerhallten.
Ich hatte gerade versprochen, nicht mehr zu tanzen. Nie wieder.
Wie sollte ich jetzt meinen Platz an der Schule finden?
KAPITEL 7
Savannah
m nächsten Dienstag bekam ich meine Antwort. An der Tür des Tanzstudios hing ein Hinweis von Mrs Daniels. Die Mädchen aus dem Anfängerkurs, die es nicht in die Tanzgruppe geschafft hatten, sollten sich als Betreuerinnen der Charmers bewerben. Bewerbungen sollten bis Freitag eingereicht werden, am folgenden Montag würden die neuen Betreuerinnen benannt. Bei einem kurzen Blick durch ihre offene Bürotür sah ich auf einer Ecke ihres Schreibtischs einen Stapel Bewerbungsformulare liegen, von dem sich jeder ein Exemplar nehmen konnte.
Ich war wirklich versucht.
Einerseits wäre es ziemlich masochistisch, bei den Charmers Betreuerin zu werden. Ich müsste den Tänzerinnen jeden Tag beim Training zusehen und selbst am Rand stehen, alles holen, was sie brauchten.
Andererseits – was sollte ich sonst machen? Tanzen durfte ich nicht mehr. Auch keinen anderen Sport treiben, das hatte ich versprochen. Kunst, Schach, Debattieren oder das Jahrbuch lagen mir nicht. Als Betreuerin der Charmers hätte ich jeden Tag mit dem Tanzen zu tun, auch wenn ich nicht selbst mitmachte. Damit würde ich mir den Vampirrat vom Hals halten, weil ich mein Versprechen technisch gesehen hielt.
Und zumindest wüsste ich, was ich nächstes Jahr mit meiner freien Zeit anstellen sollte.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, schnappte ich mir einen Bewerbungsbogen.
An diesem Nachmittag schwieg ich auf der Heimfahrt mit Nanna. Meine Gedanken kreisten nur um die Bewerbung in meinem Rucksack. Als sich Nanna nach dem Abendessen um den Garten kümmerte, lief ich gedankenverloren durch das Haus.
Ein schwaches Prickeln überlief meine Arme, als wäre ich in der Schule und Tristan in meiner Nähe. Komisch. Stirnrunzelnd gingich zur Terrassentür, um Nanna davon zu erzählen, und blieb wie angewurzelt stehen.
Sie hatte die Gartengeräte in einen magischen Helfertrupp verwandelt.
Die Sonne war schon untergegangen, aber der Mond schien in den weitläufigen Garten hinter dem Haus. Sein Licht war hell genug, um einen kleinen Korb und eine Gartenschere zu sehen, die knapp über den Pflanzen schwebten. Die Schere schnitt hier und da ein paar Kräuter ab, die danach von allein in den Korb schwebten. Selbst im Mondlicht stach der Scherengriff in Neonorange deutlich von den grünen Pflanzen ab. Nanna hatte ihn so angemalt, damit sie die Schere im Garten nicht verlor. Ein Tipp von Martha Stewart. Nanna war ein großer Fan von Martha.
Allerdings glaubte ich nicht, dass Martha schon auf die Idee gekommen war, ihre Kräuter bei Vollmond mithilfe von Magie zu ernten.
Nanna kniete ein paar Meter weiter auf einem Kissen und schnippelte selbst auch an Pflanzen herum. Vor dem Zaun zu ihrer Rechten hackte ein Spaten auf Unkraut ein, das zu kleinen Büschen aufgeschossen war.
Offenbar musste sie das Werkzeug nicht mal ansehen, damit es ihrer Magie gehorchte. Ich hatte mich schon lange gewundert, wie sie diesen riesigen Garten das ganze Jahr über allein bewirtschaften konnte.
Ich schob die Terrassentür auf. Nanna sah sich nach mir um. „Ach, hallo, Kleines.“ Sie winkte mit einer Hand, und die Gartengeräte fielen leblos zu Boden.
„Oh, wegen mir musst du nicht aufhören. Das war total cool, Nanna! Ich wusste gar nicht, dass du so was kannst! Wie kannst du
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