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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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schien er auf einmal voller Zorn gegen alles und jeden. Nie hatte er Schuld an seiner Situation, immer waren es die anderen.
    »Aber das geht doch nicht nur mir so«, presste er mit bitterer Miene hervor. »Erst neulich haben wieder Bekannte von uns dichtmachen müssen. Die hatten ein historisches Karussell. Eigentlich gehört so was unter Denkmalschutz. Stattdessen: sozialer Abstieg. Fragen Sie mal den Wolfi, also den Schratt, der hat bei denen auch gejobbt. Der kann Ihnen genau erzählen, wie so was läuft. Bei uns wird’s irgendwann auch so weit sein.«
    Kluftinger wusste, von welchem Karussell der Mann redete. Zumindest vermutete er es. Markus war als Kind immer damit gefahren; es war das Schmuckstück des Marktes gewesen. Dieses Jahr war es nicht mehr dabei.
    »Das nimmt kaum einer zur Kenntnis, den Leuten ist doch scheißegal, in welchem Karussell ihre Kinder fahren. Ob das handgeschnitzte Pferde hat oder chinesische Plastikfiguren, das sehen die nicht mal. Sie verbringen einen schönen Tag, der am besten wenig kostet. Eine unbezahlte Rechnung oder, wie im Fall unserer Bekannten, ein Unfall – und das war’s. Der nächste bitte.«
    Jetzt dämmerte es bei Kluftinger. Die Betreiberfamilie war in Schwierigkeiten geraten, weil ein Kind bei einem Unfall im Traditionskarussell verunglückt oder sogar gestorben war. Ob seine Enkel je mit so etwas fahren würden? Und ob er bis dahin das Leben überhaupt noch haben würde?
Das Leben noch haben
 – seine Großmutter hatte diese Formulierung immer benutzt, damals kam sie ihm reichlich antiquiert vor. Doch nun verstand er, was sie damit sagen wollte. Das Leben hatte man wie einen Besitz, einen Schatz – der einem auch genommen werden konnte. Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken. Aber immerhin schlug es noch. Er lächelte.
    »Aha, finden Sie das zum Lachen, was ich da sage? Na, das freut mich. Denn genau das ist doch der Grund, warum ich hier sitze. Weil wir niemand sind. Weil man mit uns alles machen kann.«
    Das Lächeln des Kommissars verschwand. »Nein, Herr Fink, Sie sind hier, weil eine Ihrer Waffen fehlt. Weil dasselbe seltene Waffenöl, das Sie verwenden, in der Wunde eines Mordopfers gefunden wurde. Weil Ihr Auto zu dem passt, das wir auf einem Überwachungsvideo als Tatwagen eines der Morde identifiziert haben. Weil es Flecken von Motoröl hinterlässt und das Öl sich an einem Schießbudenröhrchen aus der Wohnung von Hübner findet. Wollen Sie noch mehr Gründe?«
    »Ach, leckt mich doch am Arsch. Ich sag nix mehr.«
    Und Fink hielt sein Versprechen. Kluftinger und Strobl brachten nichts mehr aus ihm heraus, was ihn be- oder entlasten könnte. Entnervt machten sie schließlich eine Pause.
    In der Kaffeeküche trafen sie Maier und Hefele, die ebenfalls nicht sehr zufrieden aussahen. »Und bei euch?«, fragte Strobl.
    Hefele zuckte nur mit den Schultern. »Was Neues haben wir nicht erfahren. Immerhin: Ihr Alibi ist so dünn wie ihr Bankkonto. Sie können sich nur gegenseitig entlasten. Bin mal gespannt auf die Haarprobe.«
    Sie schlürften wortlos ihren Kaffee, als Willi plötzlich an der Tür vorbeilief. »Ach, da hätt ich auch gleich draufkommen können, dass ihr euch einen schönen Nachmittag macht. Ein bissle relaxen, nachdem man so heftig die weiße Schlange gewürgt hat, oder, Klufti?«
    Die anderen sahen stirnrunzelnd zum Kommissar, doch der winkte ab.
    »Übrigens: Ich hab die Haarprobe fertig«, fuhr Renn fort.
    »Wie? Eine DNA -Analyse? In der kurzen Zeit?«, fragte Hefele ungläubig.
    »Nix DNA . Ich hab die Haare unter dem guten alten Mikroskop verglichen. Das tut’s für eine Vergleichsprobe allemal. Man muss ja nicht wegen jedem Schmarrn gleich die Genetik bemühen.«
    »Und?« Vier Augenpaare richteten sich gespannt auf den Erkennungsdienstler.
    »Leider keine Übereinstimmung zwischen dem Haar von Frau Fink und dem aus der Wohnung. Tja, da müsst ihr euren Feierabendkaffee wohl noch mal nach hinten schieben. Ich kümmere mich jetzt um den Opel. Von dem Öl lassen wir dann auch einen Vergleich machen, auch wenn es gewechselt worden ist.«
    »Hauptsache, du hast’s lustig«, maulte Hefele ihm hinterher.
    Kaum war Willi gegangen, kam Sandy Henske, um zu vermelden, dass die einbestellten Personen zur Gegenüberstellung da seien.
    »Lasst nur, ich geh schon«, sagte Kluftinger und setzte sich in Bewegung. »Drückt uns die Daumen.«
     
     
    Als er kurz darauf mit dem Nachbarn von Hübner und der Inhaberin der Imbissbude in dem

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