Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
nach brenzligen Situation beizuspringen.
»Polizei. Was ist hier los?«, fragte Kluftinger, um in Maiers Richtung nachzuschieben: »Brauchst du Hilfe?«
»Hilfe?«, wiederholte der andere, ein großgewachsener Mann Mitte vierzig, mit einer dichten, braunen Lockenmähne und Schnurrbart. »Wer hier Hilfe braucht, bin ich! Ihr württembergischer Freund hier versucht schon die ganze Zeit, mich zu provozieren!« Er sah Maier abfällig an.
»Ich bin bayerischer Beamter, und ich habe Sie nicht provoziert!« Maiers Gesichtszüge waren angespannt, er sah aus, als sei er den Tränen nahe. Dann wandte er sich an Kluftinger. »Der Mann hier hat sein Lukas…dings manipuliert. Damit man keine Freirunden und keine Preise gewinnt. Das geht nicht mit rechten Dingen zu!«
Kluftinger schüttelte den Kopf. »Kannst du mir das gerade mal ein bissle genauer erklären?«
Doch der Lockenkopf kam ihm zuvor. »Er hat mich gefragt, ob ich den Typen auf seinem Foto kenn. Klar, hab ich gesagt, kenn ich den, vom Sehen halt, der hat ja eine Weile beim Fink geschafft. Und dann hat Ihr Kollege hier angefangen, um meinen Lukas rumzuschleichen. So ein paar Buben, die sind halt ein paarmal nicht über ›Hänfling‹ rausgekommen, vor allem nicht so ein kleiner mit Brille. Und zu dem ist Ihr Herr Maier dann hingegangen und hat dem Jungen gesagt, er wird ihm jetzt helfen, weil er weiß, wie es ist, wenn man immer der Schwache ist, der gehänselt wird. Dann hat er selber den Hammer genommen und hat es nur eine Kategorie weiter geschafft, also bis ›Spargeltarzan‹. Dann ist er zu mir gekommen und hat mir Vorwürfe gemacht. Die Buben waren da schon längst gegangen!«
»Stimmt das, Richie?«
»Ich … also … ja.«
Kluftinger stand mit offenem Mund da. Einerseits hatte er überhaupt keine Lust auf Maiers Extravaganzen, andererseits hatte ihm der Kollege in den letzten Tagen sehr zur Seite gestanden. Nun war es an ihm, sich dafür zu revanchieren. »Also, wir machen es so: Mein Kollege hier probiert es jetzt noch mal, und dann kommen wir drei, so können wir die Vorwürfe sicher ausräumen. Wir zahlen natürlich dafür. Aber fangen Sie doch am besten mal an!«
Der Budeninhaber zuckte mit den Schultern, griff sich den Hammer, holte locker aus und schlug so fest zu, dass der kleine Schlitten Sekundenbruchteile später gegen das Glöckchen am Ende des Metallpfeilers donnerte.
»Seht ihr?«, suchte Maier nach Bestätigung, doch die Mienen seiner Kollegen blieben versteinert. Dann nahm er sich den Hammer, wuchtete ihn in die Luft und ließ ihn auf den kleinen Metallstempel fallen. Unmotiviert hob sich der Metallschlitten bis zur Anzeige »Spargeltarzan«.
Wieder sah Maier in die Runde, doch diesmal grinsten ihn die anderen an.
»Wirklich, ich bin mir sicher, er manipuliert das mittels einer Fernbedienung, vielleicht auch über das Smartphone.« Maier gab auch zwei Minuten später noch keine Ruhe, nachdem Kluftinger und Strobl bei ihren Hammerschlägen bis ganz oben zum »Kählen Siach« gekommen waren und Hefele es immerhin bis zur vorletzten Kategorie, dem »Wilden Hund«, geschafft hatte. Dann drängte der Kommissar sie zum Gehen, schließlich wartete ein Hauptverdächtiger in einer Mordserie auf eine Vernehmung.
»Weißt du, Richie, vielleicht gehst du gleich mal zum Lodenbacher und lässt dich als verdeckter Ermittler in die Hau-den Lukas-Szene einschleusen«, sagte Strobl. »Die stecken alle unter einer Decke, das ist ein riesiger Betrügerring.« Dann legte er ihm die Hand auf den Arm. »Aber trotzdem danke, dass du für uns alle bezahlt hast.«
Maier verzog beleidigt den Mund. »Ich sag’s euch, diese Schausteller, das sind zum Teil ganz verkommene Subjekte. Ich trau denen nicht über den Weg.«
Sie nahmen eine Abkürzung durch die Gasse zwischen den Buden, als Kluftinger auf einmal stehen blieb.
»Klufti, was ist denn los, ist wieder was?«, fragte Hefele besorgt und hieb ihm auf die Schulter.
Der Blick des Kommissars war starr auf die Geisterbahn gerichtet.
»Oder hast du Angst vor Gespenstern?«
Kluftinger schüttelte den Kopf und lief los, allerdings wesentlich schneller als zuvor. »Alles gut. Wir müssen, der Lodenbacher wird schon warten.« Das genügte, damit auch die anderen ihre Schritte beschleunigten. Kluftinger entspannte sich etwas. Wenn es gutging, würde niemand bemerken, dass auf einem Bildschirm mit der Aufschrift »Schnappschuss der Woche« gerade zwei ziemlich derangierte Männer und ein knallblauer Schlumpf
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