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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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wirkende Wohngegend ganz in der Nähe des Zentrums. Vor einem der massiven Gründerzeithäuser, die das Straßenbild prägten, sahen sie die Polizeiwagen, die Absperrung und die Schaulustigen, die den Tatort markierten. Ein allzu bekanntes Bild.
    Sie wurden in die Wohnung im zweiten Stock zum leitenden Beamten geführt. »Schneider«, stellte er sich dem Kommissar vor, dann nickte er und sagte: »Willi!«
    Kluftinger kannte zwar einige der Augsburger Kollegen, immerhin waren sie vor nicht allzu langer Zeit noch in einem Präsidium zusammengefasst gewesen, dieser Schneider war ihm bisher aber noch nicht untergekommen. Willi dagegen nickte dem Mann zu und presste ein kaum verständliches »Bertl« hervor. Kluftinger brauchte nicht nachzufragen, er sah auch so, dass die beiden offenbar keine großen Sympathien füreinander hegten. Allerdings war ihm das im Moment herzlich egal, denn ihn interessierte etwas ganz anderes.
    »Was haben wir?«, fragte er ohne Umschweife.
    Schneider, ein Mittvierziger mit rosigen Wangen, begann seinen Bericht: »Valeria Opczinsky, einundsechzig Jahre alt, arbeitete im hiesigen Ordnungsamt. Ihr Mann hat sie heute Morgen in der Badewanne gefunden, nachdem er gestern Nacht gegen zwei völlig betrunken nach Hause gekommen ist und sich angeblich sofort auf die Couch zum Schlafen hingelegt hat. Wir prüfen das gerade. Er ist schon bei uns auf der Dienststelle. Es war ein ziemliches Blutbad. Und ihr könnt euch ja vorstellen, welches Organ ihr entnommen wurde.«
    Während Schneider sie weiter über den aktuellen Ermittlungsstand aufklärte, schauten sie dem ihnen sonst so vertrauten Betrieb seltsam befremdet zu. Diese Rolle als Zaungäste war für sie eigenartig, auch wenn die Abläufe, die sie beobachteten, mit ihrem eigenen Vorgehen identisch waren.
    »Hey!« Der Schrei, den einer der Männer in den weißen Ganzkörperanzügen ausstieß, ließ sie zusammenzucken.
    »Geht’s noch? Willst du mir hier die ganzen Spuren versauen?«, rief er einem untersetzten Mann zu, der gerade etwas vom Boden aufheben wollte. Der lief daraufhin rot an und trollte sich in ein anderes Zimmer.
    »Ha, ich glaub’s nicht«, sagte Willi Renn grinsend. »Die Augsburger haben sogar ihren eigenen Klufti.«
    »Und offensichtlich einen ähnlich hysterischen Renn«, raunzte Kluftinger zurück. »Was ist jetzt mit dem Herz, Herr Schneider?«
    »Ah ja, genau. Also«, er setzte sich in Bewegung und bedeutete ihnen, ihm zu folgen, »hier drin haben wir’s schließlich gefunden.« Sie betraten ein kleines Zimmer, in dem ein antiker Schreibtisch aus dunklem Holz stand, daneben ein Papierkorb, der mit einer Spurennummer versehen war. Davor einige zerknüllte Papiere, die deutliche Blutspuren aufwiesen.
    Kluftinger schluckte. Er war froh, dass sie das Herz allem Anschein nach bereits weggeschafft hatten.
    »Es lag hier drin, unter ein paar Blättern Papier«, fuhr Schneider fort. »In ihm steckte eine von diesen großen Büroklammern. So, wenn Sie mir jetzt bitte folgen wollen.« Kluftinger fand, dass er ein bisschen wie ein Reiseführer klang, der seine Gruppe von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten scheuchte. Vor dem Bad blieb er zunächst stehen und fragte den Mann vom Erkennungsdienst, der vorher seinen Kollegen zurechtgewiesen hatte, ob er eintreten dürfe.
    »Die haben wenigstens Respekt vor unsereinem«, flüsterte Willi.
    »Die Erkennungsdienstler hier sind auch deutlich größer«, gab Kluftinger schroff zurück – und bereute es im selben Moment. Was seine geringe Körpergröße anging, war Willi empfindlich.
    »Hier lag sie, wie man unschwer erkennen kann.« Die Badewanne in dem dunkelbraun gekachelten Raum war über und über mit Blut besudelt. Der Augsburger Beamte wartete eine Weile, dann sagte er: »Und?«
    »Wie: und?«
    »Na, können Sie schon eine Einschätzung abgeben, ob das was mit Ihrer Mordserie zu tun hat?«
    Kluftinger versuchte, seine Konzentration weg von dem schrecklichen Anblick zurück zu ihrem Fall zu lenken. Plötzlich schlug er sich gegen die Stirn: »Schon. Aber sagen Sie, haben Sie eine Streichholzschachtel gefunden?«
    »Eine Streichholzschachtel?«
    »Ja, nein, ich mein, so ein Briefchen, wo man die abreißt.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Kluftinger blickte zu Willi. »Sie haben vielleicht noch nicht an der richtigen Stelle gesucht. Wo sind denn ihre Wohnungsschlüssel?«
    »Meine Schlüssel?«
    »Nein, Schmarrn, die von der Frau Koslowski.«
    »Opczinsky. Mit cz«, korrigierte

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