Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
entwürdigenden Skypenamen. Zwei Sekunden später war der Bildschirm ausgefüllt mit dem grinsenden Gesicht von Willi Renn.
»Willi, servus. Was gibt’s denn zum Lachen?«
»Servus, Butzele.«
»Ja, komm, schenk’s dir.«
»Ist recht, Spätzle. Wir haben ein Foto des Täters.«
Hefele ließ sich in einen Schreibtischstuhl fallen, die anderen rückten dichter an den Bildschirm heran.
»Ist nicht wahr!« Kluftingers Stimme war belegt. Das war natürlich eine Sensation. Wie hatten sie so schnell …
»Du hast doch vorher gesagt, dass das Haar an dem Streichholzheft wahrscheinlich dem Täter gehört, oder?«
»Ja, wäre doch möglich.«
»Also, die DNA -Analyse ist noch nicht ganz abgeschlossen, wir wissen zum Beispiel noch nicht das Geschlecht, aber …«
»Ihr habt ein Foto, wisst aber nicht, was für ein Geschlecht?« Kluftinger war verwirrt. »Ist das so ein … Konvertit?«
»Transvestit«, flüsterte Maier.
Kluftinger drehte den Kopf zu ihm. »Ja, dass du dich mit so was auskennst, hätt ich mir denken können.«
»Jetzt hört’s auf zu nerven«, schepperte Renns Stimme aus dem Lautsprecher. »Keins von beiden. Der Täter müsste ungefähr so aussehen.« Renn hielt ein Foto in die Kamera.
»Ich … also ich versteh nicht, Willi«, sagte der Kommissar und starrte auf das Bild eines großen, hellbraunen Kamels.
»Ein Kamel«, erklärte sein Gesprächspartner.
»Ja, das seh ich selber, aber …«
»Das Haar war von einem Kamel. Ein Kamelhaar quasi.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille.
»Und was heißt das?«, fragte Kluftinger schließlich.
»Dass die Täter einen Kamelhaarteppich daheim haben? Dass sie gerne in den Zoo gehen? Was weiß denn ich? Das ist doch eure Sache, da was draus zu machen. Vielleicht, dass ein genmanipuliertes Kamel …«
»Jetzt hör halt auf mit dem Schmarrn, Willi.« Der Kommissar ärgerte sich. Für einen Moment hatte er tatsächlich geglaubt, sie hätten den Fall gelöst. Und nun: ein nicht einmal besonders gelungener Scherz. Auch Kluftingers Kollegen schienen wenig amüsiert.
»Ich hab’s euch gleich gesagt, dass meine Leut das mit dem Kamel nicht lustig finden«, rief Renn über die Schulter.
»Trampeltier«, raunzte Maier in Richtung Bildschirm.
»Sag mal, spinnst du, Richie?« Renns Gesicht verfärbte sich, das konnte man selbst auf dem Computerbildschirm erkennen. »Musst doch nicht gleich ausfällig werden.«
»Das ist ein Trampeltier, kein Kamel.«
»Also, Herr Zoologe, die DNA -Analyse hat eindeutig ergeben, dass …«
»Das mag schon sein. Aber das auf deinem Foto, das ist ein Trampeltier. Eine spezielle Unterart der Kamele, hab ich mal im Urlaub gelernt. Das war lustig, ich bin da in der Mongolei drauf geritten, als …«
»Könnt es nicht vielleicht ein Dromedar sein?«, ertönte es plötzlich hinter Renn, und das Gesicht von Kommissar Schneider schob sich auf den Bildschirm.
Maier schüttelte den Kopf: »Dromedare haben nur einen Höcker.«
Da mischte sich Strobl ein: »Aber ich hab mal gelesen, dass Dromedare auch zu den Kamelen gehören, also …«
»Himmelherrgottkruzifix!«, schrie Kluftinger plötzlich, und alle zogen die Köpfe ein. »Kamel, Dromedar … sind wir hier im Tierpark, oder was? Wir haben einen Mordfall zu lösen! Wenn ihr mich fragt: Dromedar! Kamele scheinen ja alle hier bei uns zu sein.«
»Also, wie Sie bei so einem Durcheinander Ihre Fälle lösen, ist mir ein ziemliches Rätsel«, kam es plötzlich vom Augsburger Kollegen.
Kluftinger drehte sich zu seinen Mitarbeitern und schnitt eine Grimasse.
»Ich kann Sie sehen, das ist Ihnen schon klar, Herr Kluftinger?«
Der Kommissar schluckte und sagte schnell: »Also, wir kümmern uns um diese Kamelsache. Übrigens: Haben Sie einen Ölfleck gefunden?«
»Nein. Aber eine Reifenspur, die offenbar zu der passt, die Sie schon beim Opfer Nummer eins, oder inzwischen muss man ja wohl sagen, Nummer zwei, gefunden haben.«
»Kein Ölfleck, seltsam. Ich mein, wenn’s doch offenbar der gleiche Wagen war.«
»Der Fink hat doch einen Ölwechsel gemacht …«, dachte Hefele laut nach.
»Aber der kann’s nicht gewesen sein, der hat das beste Alibi, das man sich wünschen kann«, erklärte Strobl.
»Welches denn?«, fragte Schneider.
»Uns. Wir haben ihn doch observieren lassen.«
»Vielleicht haben die Täter das Auto repariert«, schlug Maier vor.
Strobl kratzte sich am Kinn. »Könnte natürlich sein. Sollen wir mal in den Werkstätten nachfragen? Ich mein, klar
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