Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
ich hab vorgestern eine neue Ölwanne in einen silbernen Astra Kombi eingebaut. Baujahr bis 2000 , 1 , 6 -Liter-Benziner.«
»Das wissen wir, aber weiter leider nichts. Sie hatten ja am Telefon ausgesagt, Sie wüssten weder das Kennzeichen noch den Namen des Fahrzeughalters.«
»Genau.«
»Das ist aber nach Gesetzeslage schlichtweg unmöglich«, erklärte Maier streng.
Kluftinger sah, dass Hipp nervös wurde.
»Ich weiß, das hört sich blöd an jetzt, ich wollt einfach die Zettel, also den Auftrag und die Rechnung, quasi nachträglich … also … ausfüllen und buchhaltungsmäßig … nachreichen halt, gell?«
»Herr Hipp«, sagte Kluftinger und legte dem Mann die Hand auf den Unterarm, »Sie wollen also sagen, dass Sie das Auto schwarz gerichtet haben?«
»Schwarz ist jetzt aber schon ein bisschen hart, ich hab die Buchhaltung einfach noch nicht ganz so gut im Griff, hab die Klitsche ja erst vor drei Monaten übernommen und das alles gekauft, nachdem der alte Zahn gestorben ist.«
»Ach was, der lebt nicht mehr?« Kluftinger wusste nicht, warum, aber die Nachricht machte ihn betroffen.
»Ja, der ist kurz nach der Geschichte mit dem Mord an seiner Frau und dem Raub … also ich glaub, den hat das alles überfordert. Und ich wollt auch keinen Ärger mit der Polizei, deshalb hab ich das auch gleich gesagt, mit der Ölwanne.«
»Gleich auf mehrmaliges Nachfragen«, ergänzte Maier.
»Ich hab’s gesagt, oder? Und bei der Buchhaltung, da gibt es doch immer Anlaufschwierigkeiten. Ich schwör Ihnen aber, dass ich …«
»Herr Hipp«, unterbrach ihn Kluftinger, »uns ist es rechtschaffen egal, ob Sie das schwarz oder illegal oder sonst was gemacht haben, da müssen Sie sich vor anderen verantworten, wenn man Ihnen draufkommt. Ich will wissen, wer das Auto abgegeben hat und wer damit rumfährt.«
»Mir nicht«, zischte Richard Maier.
»Was?«
»Mir ist das nicht egal. Von Amts wegen sind wir verpflichtet, als Polizeibeamte jeder Straftat nachzugehen, von der wir Kenntnis erlangen.«
»Herrschaft Richie, sei doch nicht immer so pedantisch, das bringt dich noch mal ins Grab. Also, Herr Hipp, uns ist das egal. Wer ist jetzt mit dem Auto gekommen?«
Hipp seufzte erleichtert. »Ein junger Mann, mit langen schwarzen Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden gehabt hat. Der hat ausgeschaut wie ein halberter Indianer!«
»Weiter: groß, klein? Ungefähres Alter, Teile des Kennzeichens?«
»Hat ungefähr ausgeschaut wie der da.« Er zeigte auf eines der zahlreichen Poster, das immer den gleichen Mann zeigte: Bülent Ceylan, stand auf einem. Kluftinger hatte noch nie von dem Mann gehört.
»Ist mein Lieblingskomiker«, erklärte Hipp.
»Aha. Und das Auto?«
»Also, eine OA -Nummer war das. Allenfalls noch OAL .«
»Sehr hilfreich«, schimpfte Maier leise. »Sonst noch was?«
»Mittelgroß war er, also der, der das Auto gebracht hat. Und auf dem Auto, da war mal eine Werbung drauf, von … Herrgott, was war jetzt das? Ich hab ein Scheißgedächtnis, wissen Sie? War das von … einer Wirtschaft oder einer Tankstelle oder … schlagen’s mich tot, ich weiß es nimmer! Auf jeden Fall hat man noch gesehen, dass da mal Aufkleber drauf waren, weil drunter der Lack verändert war.«
»Und derselbe Mann hat das Auto auch wieder abgeholt?«
»Gestern Abend, ja. Hat bar bezahlt und sogar noch ein bissle Trinkgeld … also … nicht viel, aber …«
»Meinen Sie, es ist möglich, dass ein Experte ein Phantombild von dem Mann nach Ihren Angaben macht?«, fragte Kluftinger.
»Mei, probiert will’s sein, gell?«
»Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen an dem Fahrzeug?«
»Saumäßig dreckig war der. Innen mit Erde eingesaut, außen voller Kuhfladen.«
Kluftinger seufzte. Das traf auf gut und gern ein Drittel aller Autos im Allgäu zu.
Sie verabschiedeten sich und bestellten den Mann noch für diesen Tag in die Inspektion. Noch auf dem Weg zurück zur Polizei gab Kluftinger per Funk die Anweisung, man müsse sich anhand der Zulassungsdaten die Halter aller in Frage kommenden silbernen Opel Astra im Oberallgäu und dem Ostallgäu vornehmen. Dass das nicht gerade wenige sein würden, konnte sich der Kommissar durchaus denken. Aber manchmal war eine Ermittlung auch reine Fleißarbeit.
»Endlich, Männer!«, empfing sie Eugen Strobl schon am Eingang zur Dienststelle.
»Heu, kriegen wir heut ein Empfangskomitee?«
»Ich hab euch kommen sehen, da bin ich gleich runter«, erklärte Strobl hastig.
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