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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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verständnisvolles »Mhm« ein. Alles war heute grau in grau, fast schien es, als wolle der Winter doch noch einmal zurückkehren. Während er so dasaß, legte er eine Hand auf seine linke Brust. Das Stechen machte sich inzwischen bei jedem Luftholen bemerkbar. Sobald das hier vorbei war, musste er dringend zu einem Facharzt. Half ja nichts.
    Das Schluchzen der Frau ebbte ab, und er nutzte die Pause für eine weitere Frage: »Hören Sie, Frau Holz, ich bräuchte von Ihnen ein paar Informationen über die Krankengeschichte Ihres Mannes. Wir müssen wohl die Hintergründe des Verbrechens ganz neu bewerten. Allem Anschein nach handelt es sich gar nicht um einen Raubmord.«
    Noch zwei-, dreimal ein leises Schniefen, dann hatte sich Kluftingers Gesprächspartnerin offensichtlich wieder gefangen. »Um Himmels willen! Was könnte denn dann der Grund sein …«
    »Genau um das zu klären, müssten Sie mir noch ein paar Fragen beantworten.«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Mich interessiert vor allem die Sache mit der Transplantation. Würden Sie mir kurz erzählen, wie es dazu kam?«
    »Nun, mein Mann war ziemlich weit oben auf der Liste vom Transplantationszentrum in Ulm. Das haben die Ärzte uns schon so signalisiert. Es ging ihm immer schlechter, und bald war klar, dass ihm am Ende nur ein Spenderorgan dauerhaft helfen würde. Aber man weiß doch nie, wann irgendwo ein passendes Herz zur Verfügung steht. Wir waren eigentlich schon auf Abruf bereit. Es ging mehr schlecht als recht, bis dann eines Tages eine weitere Krise kam. Mein Mann ist von einer Minute auf die andere völlig zusammengebrochen. Die haben ihn sofort nach Ulm geflogen, mit dem Hubschrauber, und was da passiert ist, das war für uns wie ein Wunder.«
    Die Frau sprach nicht weiter. Der Kommissar wartete eine Weile, ohne etwas zu sagen, dann fuhr sie mit brüchiger Stimme fort: »Wissen Sie, wir hatten ja damit gerechnet, dass er diese Krise nicht überstehen würde, und dann hat die Klinik angerufen. Später haben wir erfahren, dass sie bereits jemand anders benachrichtigt hatten, der war schon kurz vor der OP , aber wegen des Zustands meines Mannes wurde er vorgezogen bei der Transplantation.«
    »Und die andere Person?«
    »Das weiß ich nicht, man erfährt da ja eigentlich nichts drüber. Auch nicht über den Spender. Aber vermutlich ging die leer aus. Schreckliche Vorstellung.« Frau Holz machte eine kurze Pause, um mit resigniertem Ton nachzuschieben: »Wahrscheinlich hätte das Herz dem anderen mehr gebracht als meinem Josef! Hätte jemand anders es gekriegt, würde es wohl noch schlagen.«
    »Da können Sie recht haben, Frau Holz, wenn auch nicht so, wie Sie meinen. Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen, ich melde mich bei Ihnen, wenn es gesicherte neue Erkenntnisse gibt.«
     
     
    Als er zurück ins Gemeinschaftsbüro kam, war nur Hefele da. Er berichtete ihm von seinem Telefonat und schloss mit den Worten: »Ich hab so eine gewisse Ahnung, wer diese Person gewesen sein könnte, die da auch auf das Herz gewartet hat.«
    Hefele nickte. »Soll ich deine Ahnung in Gewissheit verwandeln?«
    »Das wäre ein Traum«, antwortete Kluftinger und nahm wieder seine Schonhaltung ein.
    »Also, wenn ich dir damit einen Traum erfülle, dann bin ich dabei!«
     
     
    Erst als die Tür hinter seinem Kollegen ins Schloss fiel, wurde dem Kommissar durch die einsetzende Stille bewusst, wie turbulent der heutige Tag verlaufen war. Die letzten Stunden waren von einer beispiellosen Hektik erfüllt gewesen, weswegen ihm die plötzliche Ruhe bleiern und schwer erschien. Er rieb sich die Brust. Immerhin hatte er mittlerweile herausgefunden, welche Bewegungen besonders heftige Stiche auslösten, und vermied diese tunlichst. Dennoch blieb ein dumpfer, drückender Grundschmerz, der seinen Tag noch beschwerlicher machte, als er ohnehin schon war.
    Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Der Fall war nun in einer entscheidenden Phase. Wie von selbst wanderte sein Blick hinüber zur Pinnwand, auf der die bisherigen Morde verzeichnet waren. Der Taxifahrer, der Versicherungsmakler, der Arzt, die … Ein erneuter Stich im Brustkorb ließ Kluftinger zusammenzucken. Doch diesmal war es keine falsche Bewegung, die den Schmerz ausgelöst hatte, sondern ein Gedanke, der ihn regelrecht durchfuhr und ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb. Er setzte sich auf. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt nun der Pinnwand vor ihm. Natürlich, das war es! Er musste regelrecht vernagelt gewesen

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