Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
waren.
»Servus, Werner. Du, du musst mir mal helfen.«
»Ja, danke der Nachfrage, mir geht’s gut. Ja, ja, den Kindern auch.«
»Ach, jetzt hör auf mit dem Schmarrn. Ich hab da wirklich was Ernstes.«
Zint rollte auf seinem Stuhl etwas auf ihn zu. Kluftinger fürchtete, dass das Möbel unter dieser Belastung zusammenbrechen würde. »Hm, wenn du dich selber herbequemst und nicht den gescheiten Richie schickst, scheint es ja wirklich was Wichtiges zu sein. Dann schieß mal los.«
Als Kluftinger sein Handy aus der Tasche holte, verzog der Mann seine wulstigen Lippen zu einem breiten Grinsen. »Ha, brauchst du einen neuen Klingelton? Oder willst du wissen, wie man während Pressekonferenzen auf lautlos schaltet?«
Hatte es sich also doch schon bis hier herumgesprochen. Geduldig ließ Kluftinger die Späße auf seine Kosten über sich ergehen, dann spielte er Zint die Aufnahme vor. Wenn ihm einer helfen könnte, dann er. Eigentlich machte solche akustischen Auswertungen das Landeskriminalamt, und ebendort hatte Zint früher gearbeitet. Glück für sie, dass er nun wieder in seine Heimat zurückgekehrt war – seine Fähigkeiten waren ihnen schon mehr als einmal von großem Nutzen gewesen. Doch Zints Reaktion war nicht besonders ermutigend, auch er konnte keinen Mord aus dem Mitschnitt heraushören. Immerhin hatte er einige Geräusche, die selbst Kluftinger noch nicht zuordnen konnte, schon beim ersten Hören identifiziert.
»Also, da sind auf jeden Fall Kuhglocken drauf.«
»Kuhglocken?«
»Ja, sicher. Und dann könnte noch ein Auto oder so … im Hintergrund.«
»Respekt. Aber wenn du es mit deinen Maschinen da …«, Kluftinger zeigte vage in den Raum, »… also verarbeitest oder so, dann müsstest du doch noch mehr hören, oder?«
»Ja, schon, wahrscheinlich. Aber ich seh da wenig Sinn, deine Liveübertragung von der Almhütte …«
»Ich seh aber Sinn drin.« Kluftinger klang nun sehr bestimmt. »Außerdem hab ich ja vorher schon was gehört von dem Anruf, bevor ich … also bevor ich das Ganze geistesgegenwärtig aufgezeichnet habe.«
Zint nickte. »Also, von mir aus, schließlich werd ich für die Zeit bezahlt, die ich hier bin, ob ich sie sinnvoll verbringe oder nicht.« Er erhob sich ächzend und nahm vor einem großen Bildschirm wieder Platz, wobei auch der andere Bürostuhl bedrohlich knarzte. »Gib mir mal dein Sync-Kabel.«
»Hm?«
Zint stieß hörbar die Luft aus. »Dann mail mir das Audiofile.«
»Hm?«
»Hättest du dann die Güte, es mir als Datei per MMS zu schicken?«
Die beiden taxierten sich ein paar Sekunden, dann sagte Kluftinger: »Was hältst du davon, wenn ich’s dir einfach in die Hand gebe?«
Werner Zint grinste und langte nach dem Telefon, das Kluftinger ihm hinstreckte. Dann zog er die Schublade einer kleinen Kommode auf, kramte eine Weile darin herum und entnahm ihr schließlich etwas, das er vor dem Gesicht des Kommissars schwenkte. »Schau, Klufti, das ist ein Sync-Kabel, damit kann man das Handy am Computer an-stöp-seln.«
»Ach was«, versetzte Kluftinger gelangweilt, »ich wüsst nicht, wofür ich das brauchen sollte. Erstens hab ich gar keinen Computer daheim, und mein Bürorechner hat auch nur äußerst selten das Bedürfnis zu telefonieren.«
Zint sog die Luft ein. »Schau, ein Handy schließt man ab und zu am Computer an, um …« Er hielt inne und warf Kluftinger einen skeptischen Blick zu. »Ach, vergiss es! Ich schau gleich, vielleicht kann ich auf die Schnelle schon was Brauchbares rausholen. Wart mal einen Moment.«
Zehn Minuten lang blickte Kluftinger Zint gebannt über die Schulter. Der hatte einen großen Kopfhörer aufgesetzt, so dass der Kommissar nichts mitbekam, sondern lediglich die oszillierenden, wellenartigen Ausschläge sah, die sein Mitschnitt auf dem Bildschirm verursachte. Immer wieder drückte der Fachmann auf Maus und Tastatur herum, woraufhin sich neue Fenster öffneten.
Auf einmal zog Zint den Kopfhörer ab und blickte den Kommissar von unten an: »Also, Kollege, ich hab jetzt mal zwei Geräusche, die man auf deiner komischen Aufnahme hört, isoliert. Die sind lauter als der Rest, die kann ich dir direkt vorspielen, alles andere ist furchtbar verrauscht. Da brauch ich eine Weile dafür. So, und jetzt spitz mal die Ohren, hier kommt Nummer eins.«
Zint drückte eine Taste, und vertraute Töne drangen aus den Lautsprecherboxen. Der Ausschnitt an sich war zwar nur kurz, doch er begann immer wieder von vorn. Kluftingers
Weitere Kostenlose Bücher