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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Abgasen.«
    »Du bist ein bissle überarbeitet, glaub ich.«
    »Überarbeitet?«, zischte Kluftinger auf einmal und war selbst überrascht, wie aggressiv er dabei klang. »Ich gehör noch nicht zum alten Eisen, bloß weil …«, er fasste sich unwillkürlich an die Brust, »… weil ich vielleicht … ach, ist ja auch egal! Wenn du Ergebnisse hast, will ich sie sofort haben, klar?« Mit diesen Worten stürmte Kluftinger aus dem Zimmer.
    In seinem Büro ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und lehnte sich zurück. Er seufzte tief. Was war nur los mit ihm? Warum lief er gerade so neben der Spur? War es das Alter, das ihm zu schaffen machte? Der normale, schleichende Prozess, der jedem noch so gesunden, noch so belastbaren und noch so vitalen Menschen unwiderruflich widerfuhr und ihn letztendlich zum tattrigen Greis werden ließ? Würde das Leben jeden Tag beschwerlicher, mühseliger werden? Oder hatte er wirklich eine ernstzunehmende Krankheit, die ihm die Lebenskraft und seinen sprichwörtlich langen Atem nahm? Irgendeinen Grund musste es doch haben, dass er sich zurzeit alles so zu Herzen nahm, sein Nervenkostüm so dünn war, dass er bei jeder Gelegenheit gleich aufbrauste …
    Er stand auf, öffnete das Fenster und atmete mit geschlossenen Augen tief ein. Zum ersten Mal roch es heute nach Frühling. Bald war es wieder Zeit für die dünne Trachtenjacke, dann hatte der dicke Strickjanker für ein halbes Jahr ausgedient. Er öffnete die Augen wieder. Im Haus gegenüber stand anscheinend der Frühjahrsputz an: Alle Fenster waren geöffnet, Betten hingen über die Brüstung des Balkons, wo sich Uschi, eine der Prostituierten, die dort ihrem Gewerbe nachgingen, gerade einen Kaffee schmecken ließ. Kluftinger trat einen Schritt zurück, ihm war nicht nach einem Schwätzchen mit dem »leichten Mädchen«, an dem der Zahn der Zeit freilich auch schon seit ein paar Jahren merklich nagte.
    Er lehnte sich an der Rückseite seines Schreibtisches an und starrte ins Leere. Sein Atem ging schwer. Ihm war, als könne er auf einmal tief in sich hineinhören. Er spürte dieselbe dunkle Leere, die ihn umfing, wenn er nach langem Wachen in einen steinschweren Schlaf fiel, aus dem er dann morgens schweißgebadet aufwachte.
    Es half nichts.
    Er brauchte einen Arzt.
    Das Klingeln seines Büroanschlusses riss ihn unsanft aus diesem seltsamen Zustand zwischen Wachen und Dösen. Er lehnte sich über den Tisch und hob ab.
    Es war sein Vater. Er wollte zunächst nicht so recht mit der Sprache raus, verriet sich dann aber zwischen den Zeilen doch irgendwie: dass seine Schwiegertochter bei ihm angerufen und ihm von diesen Beschwerden erzählt habe, die ihren Mann auf einmal plagten. Dass sie ihn gebeten habe, doch deswegen mal bei ihm anzurufen. Das habe er ja jetzt getan, und damit könne man die Sache als erledigt betrachten. Daraufhin legte Kluftinger senior auf.
     
     
    Kluftinger hätte später nicht mehr genau sagen können, wie er die nächste halbe Stunde verbracht hatte. Er wusste nur, dass er den täglichen Lagebericht des Präsidiums im Computer gelesen hatte, ohne gedanklich daran Anteil zu nehmen. Das Spektakulärste waren ohnehin seit Tagen seine eigenen Berichte zum Taximord. Dennoch las er alles über die Einbrüche, Betrügereien, Verkehrsdelikte und Fahndungen, ohne auch nur das geringste Detail davon in sein Gedächtnis aufzunehmen.
    Er hatte gar nicht gehört, wie Eugen Strobl in sein Büro gekommen war. »Komm, Klufti, auf geht’s ins Forum! Essen fassen.«
    »Ich komm gleich, Eugen!«, sagte er, froh über die Aussicht, dass ihn die gemeinsame Mahlzeit mit den Kollegen im Einkaufszentrum wieder auf andere Gedanken bringen würde.
     
     
    »Sag mal, Klufti, du schnaufst ja heut wie eine alte Dampflok! Hast du heimlich das Rauchen angefangen, oder ist bei dir eine Erkältung im Anzug?« Eugen Strobl grinste, als sie die Drehtür des Shoppingcenters passiert hatten.
    »Schmarrn. Die Frühjahrsluft schlaucht mich ein bissle, sonst bin ich topfit, wie immer«, hörte er sich brummig erwidern, ohne seinen Worten selbst den geringsten Glauben zu schenken.
    »Und? Was gibt’s heut? Leberkäs oder Halssteak?«, fragte Hefele in die Runde und streichelte sich über seinen immer ausladender werdenden Bauch.
    »Also, ich hol mir heut was Gesundes«, erklärte Kluftinger und ließ seine Kollegen staunend zurück.
    Fünf Minuten später gesellte er sich wieder zu ihnen an einen hohen Tisch mit unbequemen Barhockern,

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