Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Mundwinkel hoben sich: Er hörte das Läuten von Glocken. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das sanfte Gebimmel nicht von glücklichen Allgäuer Kühen stammte.
»Das ist doch irgendwo bei uns, oder?«, murmelte er.
»Na ja«, gab Zint zu bedenken, »ich würd mir jetzt nicht zutrauen, eine Allgäuer Schelle von einer Vorarlberger oder einer Garmischer zu unterscheiden, aber es ist mal nicht ganz unwahrscheinlich, dass das im Allgäu ist. Wieso sollte jemand von außerhalb auch ausgerechnet dich anrufen?«
Kluftinger runzelte die Stirn, und Zint fuhr fort: »Okay, ich sag dir gleich, jetzt wird’s diffiziler. Dieses Brummen hier, wofür hältst du das?«
Kluftinger senkte den Kopf und lauschte konzentriert. »Hm … ein Traktor … Lkw …«
»Ich hätt eher an was anderes gedacht. Aber wart mal, ich versuch, noch mal einen anderen Rauschfilter drüberlaufen zu lassen.«
Eine Minute später war das Brummen wieder zu hören, ein wenig dumpfer und ohne das störende Rauschen von vorher.
»Ein Flugzeug!«, rief Kluftinger.
»Könnte hinkommen, ja. Eine Düsenmaschine vielleicht, ziemlich tief, wahrscheinlich im Landeanflug auf Friedrichshafen oder Memmingen.«
»Kannst du mir genau sagen, wann das war?«, fragte Kluftinger aufgeregt.
»Wann was war?«
»Na ja, ich mein halt, wann das Geräusch aufgenommen worden ist.«
»Ja, schon. Wir wissen ja, wann der Anruf auf deinem Telefon eingegangen ist – das ist ja sogar von Fernsehkameras festgehalten worden …«
»Werner«, entfuhr es Kluftinger drohend.
»Ja, ja, schon recht. Also, wie gesagt, das kannst du dir auf die Sekunde ausrechnen. Das Geräusch beginnt genau siebzehn Sekunden nach Beginn des Anrufs. Laut Datei also um neunzehn Uhr sechsundzwanzig und neununddreißig Sekunden. Und wenn’s dir zu ungenau ist, dann extrahieren wir die Zeitdaten aus der Aufnahmedatei.«
Kluftinger dachte nach. Ob ihm das weiterhelfen könnte? Mit Hilfe von Flugdaten vielleicht? Immerhin, ein erster Strohhalm, und er hatte vor, sich daran zu klammern. »Okay. Brauchst du mein Handy noch?«
»Nein, den alten Knochen kannst du wieder mitnehmen, ich hab mir das Audiofile runtergezogen.«
»Alter Knochen, jetzt hör mal, ich hab das erst …«
»Weißt du, Klufti, die Mobilfunktechnik entwickelt sich fast so schnell wie dein Ranzen .«
Kluftinger presste die Zähne zusammen. »Wann krieg ich die anderen Geräusche?«
»Sobald ich was Vernünftiges hab, ruf ich dich an. Aber ob das heut noch was wird, kann ich nicht versprechen.«
Er drückte noch ein paar Tasten auf Kluftingers Handy und reichte es ihm mit einem spöttischen Grinsen.
Den Kommissar ließ das kalt. Sollten die Kollegen ruhig alle die Nase rümpfen, nur weil er nicht mit einem dieser Smartphones herumlief. Wofür hatte er Mitarbeiter wie Richard Maier? Sein Handy war prima zum Telefonieren geeignet. Und zu mehr war weder das Gerät noch dessen Besitzer gedacht.
»Roland, du musst was für mich ermitteln.« Grußlos hatte Kluftinger das Büro des Kollegen Hefele betreten.
»Aha. Gut, dass ich Polizist bin, das Ermitteln liegt mir sozusagen im Blut. Was darf’s denn sein?«
»Du musst beim Luftfahrtbundesamt was nachfragen.«
»Beim … unser Taximörder ist doch mit der Bahn gefahren.«
»Es geht ja gar nicht darum. Frag bitte, wo am Montagabend, um genau neunzehn Uhr sechsundzwanzig, ein Flugzeug übers Allgäu geflogen ist, und zwar so, dass es hörbar war, wahrscheinlich also im Landeanflug.«
Hefele sah den Kommissar fragend an. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Richard Maier kam herein.
»Kann das nicht der Richie …«, begann Hefele, wurde aber von Maier unterbrochen: »Nein, das kann der Richie nicht. Der Richie muss auf Anweisung von ganz oben«, bei diesen Worten zeigte er mit dem Finger in Richtung Decke, »eine Pressemeldung verfassen.« Er schnappte sich eine Akte und verließ den Raum.
»Und wofür brauchst du diese Flugzeugsache?«, knurrte Hefele. »Willst du den anzeigen, weil er zu laut war, als er über deinen Garten geflogen ist, oder wie?«
»Schmarrn.«
»Ach so, hat er die Toilette ausgerechnet beim Flug über dein Haus entleert, hm?«
»Sehr witzig. Dann würd ich mich aber wohl nicht so für den Ort interessieren, weil ich ihn ja schon wüsste, Herr Superermittler!«
»Ist ja schon gut. Aber jetzt sag halt, warum du das wissen willst.«
»Weil, na wegen … ich mein … dem Wetter.«
»Dem Wetter?«
»Ja, und den …
Weitere Kostenlose Bücher