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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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zu leuchten begannen: Auf der Doppelseite waren Bilder von mehreren nackten Frauen in eindeutigen Posen abgebildet, deren Gesichter und Geschlechtsorgane von schwarzen Balken verdeckt waren. Wie er der Schlagzeile entnehmen konnte, ging es um »Perverse Orgien bei Hofe«.
    Schnell blätterte er weiter.
Priml,
schon bald nach dem nächsten Bastelnachmittag der Landfrauen würde ihn wohl ein Anruf seiner Mutter erreichen. Dabei hatte er im Moment weiß Gott andere Sorgen.
    Er zuckte zusammen, als der Mann wieder in ein derart dröhnendes Husten ausbrach, dass er höchste Ansteckungsgefahr vermutete, TBC oder am Ende sogar Diphtherie … Noch nicht einmal die Hand hielt der sich ordentlich vors Gesicht. Kluftinger bekam es mit der Angst zu tun. Mittlerweile war sicher schon die ganze Luft in dem kleinen Wartezimmer kontaminiert. Mit jedem Atemzug erhöhte sich die Gefahr, ebenfalls einer dieser heimtückischen Krankheiten zum Opfer zu fallen. Deswegen versuchte er nun, nur noch ganz flach hechelnd Luft zu holen – eine Technik, die ihn nicht nur schnell außer Puste kommen ließ, sondern ihm auch einen entsetzten Blick seiner Sitznachbarin eintrug.
    Just in diesem Moment trat Frau Ruth ein und bat ihn, mitzukommen. Als er ihr gegenüberstand, musterte sie ihn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: »Wird schon, Herr Kluftinger, bloß nicht nervös sein.«
     
     
    »Wenn Sie schon einmal ins Behandlungszimmer gehen wollen?«
    Kluftinger folgte ihr widerwillig. Er fand es lächerlich, welchen Wind Ärzte in ihren Praxen um sich selbst machten. Bis man die Mediziner überhaupt einmal zu Gesicht bekam, musste man zahlreiche Hürden überwinden: die Sprechstundenhilfe, das große Wartezimmer, dann der Aufstieg ins kleine Wartezimmer – in der Regel nur ein paar Stühle vor dem Behandlungsraum – und dann der Behandlungsraum selbst, in den der Doktor, wenn man von den herumstehenden Gerätschaften, Körper-von-innen-Modellen, Fachbuch-Wälzern und Weiterbildungsurkunden ausreichend eingeschüchtert war, mit wehendem Kittel stürmte.
    Der Kommissar setzte sich auf einen dieser Designerstühle, die es schafften, mit geringstem Materialaufwand die größtmögliche Unbequemlichkeit zu gewährleisten. Er erinnerte Kluftinger an barocke Kirchenbänke, die den reuigen Sünder in eine Demutshaltung zwingen sollten. Immerhin hatte diese Sitzgelegenheit noch einen Hebel für die Feineinstellung. Als er diesen drückte, zischte es, und die Sitzfläche rauschte derart rasant nach unten, dass ihm ein kehliger Laut entfuhr. Sosehr er sich auch abmühte, er brachte das Möbel nicht mehr in die ursprüngliche Position, weswegen er es vorzog, stehend auf den Doktor zu warten.
    Er begutachtete Langhammers Kunstgegenstände, afrikanische Statuetten aus Ebenholz mit grotesk langen Gesichtern – und Gliedern.
    »Tja, da werden Sie neidisch, was?« Kluftinger fuhr herum, als der Doktor mit wehendem Kittel hereinstürmte.
    »Was?«
    »Na … egal. Aber nehmen wir doch Platz.«
    »Danke, ich steh lieber.«
    Langhammer drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger: »Na, na, na, keine Widerworte, hier sind Sie in meinem Reich. Sonst setzt es nachher noch ein paar Spritzen mit der stumpfen Kanüle!«
    Widerwillig nahm der Kommissar auf dem Stühlchen Platz, das nun etwa auf die Sitzhöhe eines Bobbycars eingestellt war.
    Der Doktor blickte ihn etwas irritiert von oben herab an, dann fragte er: »Und bei Ihnen?«
    »Wie: bei mir?«
    »Na, alles im Lot aufm Boot?« Er deutete mit dem Kopf auf die Statuen. »Sind die Segel noch gesetzt? Der Mast hart im Wind, wenn Sie verstehen, was ich meine?« Er zwinkerte ihm zu.
    »Kein Wort. Könnten wir das … hier alles jetzt hinter uns bringen?«
    »Aber sicher doch, mein Lieber. Erika klang etwas besorgt.« Er blätterte in einem Ordner. »Sagen Sie mal: Kriegen Sie ihn nicht mehr hoch?«
    Kluftinger lief rot an. »Ich glaub, bei Ihnen hakt’s. Ihre Anzüglichkeiten können Sie vielleicht mit Ihren Sprechstundenhilfen …«
    Langhammer hob den Kopf und sagte ganz ruhig: »Ich meine den Stuhl.«
    »Ich … ach so.«
    »Sie müssen nur den Hebel ziehen und den Knopf drücken. Und schon geht’s nach oben.«
    »Aha, danke … Ja, besser. Und jetzt?«
    »Wo drückt uns denn der Schuh?«
    In beiläufigem Ton schilderte Kluftinger seine Beschwerden, ließ allerdings auch nichts aus – man konnte ja nie wissen, ob es nicht am Ende doch etwas Ernstes war …
    Der Doktor lehnte sich zurück und

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