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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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über, dann gab es überall Holunderblüten, um schon bald von Pfifferlingen und, am allerschlimmsten, von Kürbis abgelöst zu werden, bis man alles so überhatte, dass es ein Jahr brauchte, um es wieder essen zu können.
    Wie auf ein Stichwort klingelte es an der Tür. Erika stand auf und kam zwei Minuten später mit Kluftingers Eltern im Schlepptau wieder herein.
    » Griaß di , Mutter, griaß di, Vatter «, sagte Kluftinger mampfend, ohne das Essen zu unterbrechen.
    Dennoch entging ihm nicht, wie sich das Gesicht seiner Mutter bewölkte. Erschrocken blickte sie auf die Teller, dann zu ihrem Sohn und schließlich zu ihrer Schwiegertochter. Man merkte ihr förmlich an, wie sie mit sich rang, dann sagte sie mit mühsam unterdrücktem Beben in der Stimme: »Heu, ihr habt’s aber eine gesunde Vorspeise heut Abend!«
    »Sicher«, murmelte Kluftinger.
    Doch damit gab sich seine Mutter nicht zufrieden. Sie maß Erika mit einem tadelnden Blick, dann setzte sie sich neben den Kommissar, ergriff seine Hand und sagte mit heiligem Ernst: »Du bist doch eh so schmal worden! Ein richtiger Strich in der Landschaft! Erika, schaust du schon, dass er ein-, zweimal am Tag was Warmes hat, oder?«
    Erika sog scharf die Luft ein. »Ich werd am besten gleich mal den Bärlauch in den Kühlschrank packen«, sagte sie und eilte aus dem Zimmer.
    Ihre Schwiegermutter blickte ihr nach und zuckte die Achseln: »Ich mein ja bloß. So ein bissle Gemüse, das ist doch kein Essen für einen gestandenen Mann.« Dann wandte sie sich an ihren Sohn: »Ich will halt, dass es dir gutgeht, Bub ! Komm doch mal wieder auf eine gescheite Fleischmahlzeit bei uns vorbei!«
    »Jetzt gib einfach a Ruh, bittschön , Mutter, dann geht’s mir gleich besser.«
    Hedwig Maria Kluftinger stand beleidigt auf, fügte jedoch noch halblaut einen Satz an, eine Angewohnheit, die Kluftinger regelmäßig zur Weißglut trieb: »Schon recht, wenn meine Anwesenheit hier nicht gewünscht ist, geh ich halt mal in die Küche und geh der Erika ein bissle zur Hand …«
    Es folgten einige Minuten einvernehmlichen Schweigens zwischen Vater und Sohn. Dann sagte Kluftinger: »So, Vatter. Und?«
    »Schon recht. Und selber?«
    »Du, mei … schon.«
    »Gut.«
    Wieder ein paar wortlose Minuten.
    »Sag mal, Vatter, was hast du eigentlich nach deinem Bypass gemacht? Bei der Reha?«
    »Wieso willst das denn jetzt auf einmal wissen, das war vor zwei Jahren!«
    »Wollt halt mal fragen.«
    Kluftinger senior zuckte mit den Schultern. »Mei, einen Haufen Untersuchungen halt. Übungen, Training, lauter so Zeug. Und man kann ja auch selber viel machen.«
    »Aha. Was denn?«
    »Du, so dies und das …«
    »Machst du da was?«
    »Regelmäßig Trimm-dich.«
    »Regelmäßig?«
    »Mhm.«
    »Wie oft?«
    »Glaubst mir’s nicht?«
    »Doch, ich mein bloß.«
    »So … einmal im Monat. Weißt schon, auf dem Trimm-dich-Pfad beim Freilichtspiel. Und dann geh ich ja in die Berg und in die Pilze, und der Garten hält mich auch fit.«
    »Und mit der Ernährung? Da hältst du dich doch nicht dran, oder? Das würd doch die Mutter gar nicht zulassen …«
    Sein Vater blickte verschwörerisch zur Tür. »Bub, was ich dir jetzt sag, das musst du unbedingt für dich behalten, ja?« Seine Stimme hatte einen verschwörerischen Ton angenommen.
    Kluftinger zog verwundert die Brauen zusammen.
    »Also? Du sagst niemandem was?«
    »Nein, Vatter, jetzt red halt!«
    Kluftinger senior rückte noch ein wenig näher. Schließlich flüsterte er: »Ich ess immer heimlich ein bissle rohes Gemüse und Obst vor dem Essen. Meistens hol ich’s direkt aus dem Garten. Wegen den Vitaminen und so. Weißt du, deine Mutter kocht wunderbar, aber halt ziemlich mächtig und schwer. Es würd sie unendlich kränken, wenn ich sagen tät, sie darf ihre geliebten Braten nicht mehr machen und ihr weich gekochtes Gemüse. Wahrscheinlich würd sie sich auch viel zu viele Sorgen machen um mich, das will ich nicht. Und so denkt sie halt, ich kann einfach nicht mehr so viel essen, seit der Operation. Verstehst du?«
    »Ich versteh schon, Vatter, ich versteh schon«, versicherte Kluftinger. Er betrachtete seinen Vater und hatte Mühe, seine Rührung zu verbergen vor diesem Mann, der seine ruppige Schale kultivierte wie kaum ein Zweiter und doch im Kern ein so rücksichtsvoller und liebender Mann war.

Dritter Tag
    K luftinger hatte in dieser Nacht wider Erwarten tief und fest geschlafen und war früh aufgewacht. Erika war mit ihm aufgestanden und

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