Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Tage her.«
»Aasgeier vielleicht? Jetzt echt, Klufti, überleg halt mal!« Renn machte sich wieder an die Arbeit.
»Ich will ja nicht unken«, schaltete sich Richard Maier ein, »aber was wäre denn, wenn hier einfach ein Jäger seine Beute, ich meine, ein Tier, ausgeweidet hat?«
»Ein Tier?«, wiederholte Kluftinger spöttisch. »Und das Tier hat mich dann angerufen, von seinem Handy aus, weil es nicht fair behandelt worden ist bei der Jagd, oder wie?«
Erstaunlicherweise sprang Strobl nun seinem Kollegen Maier bei. »Kann ja auch sein, dass der Jäger aus Versehen an sein Handy gelangt hat, als er hier seine Beute zerlegt hat. Und zufälligerweise ist er bei dir rausgekommen. Oder der Anruf hat überhaupt nix damit zu tun.«
»Männer, ihr werdet es schon sehen: Wenn der Böhm kommt, der wird euch schnell sagen, dass es sich da nicht um das Blut eines Tiers, sondern um das eines Menschen handelt. Jede Wette!«
»Jede Wette! Wenn du uns da jetzt umsonst aus den Federn hast holen lassen, das kostet aber eine ordentliche Brotzeit, gell, Klufti?«, brummte Strobl. »Da ist es mit einem Kuchen nicht getan. Und mit was Vegetarischem brauchst du schon gar nicht ankommen!«
»Wie gesagt: Ihr werdet schon sehen. Ah, da kommt ja der Georg.«
Vom Feldweg kam der Gerichtsmediziner auf sie zu. »So, Morgen«, grüßte er knapp und tippte sich an seine Baseballkappe. »Was habt ihr?« Es war kein Geheimnis, dass Böhm Einsätze am frühen Morgen verabscheute.
»Nicht viel. Was weißt du denn?«
»Na ja, bis jetzt weiß ich gar nix, nur, dass ziemlich viel Blut geflossen ist. Wo ist denn der Patient? Oder ist es eine Patientin?«
»Hm … also … keine Ahnung.« Kluftinger sprach leise.
»Wie: keine Ahnung? So schlimm? Nur ein Torso? Verstümmelt? Fraßspuren?«
Der Kommissar presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. »Wir haben genau genommen … noch keinen Leichnam.«
»Wie jetzt?« Böhm brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen. »Ihr haut mich aus dem Bett, lasst mich aus Memmingen in aller Herrgottsfrüh hierherkommen, für … nix und wieder nix? Also, alles, was recht ist, aber euer Depp bin ich nicht!«
»Schorsch, jetzt beruhig dich erst mal wieder, bitte«, versuchte der Kommissar zu beschwichtigen. »Ich bin halt davon ausgegangen, dass sich schon auch ein Opfer einfinden wird, bei dem ganzen Blut, das da geflossen ist. Und wir haben begründete Hinweise, dass hier jemand getötet wurde.«
»Du«, warf Strobl ein.
»Hm?«
»Du hast begründete Hinweise. Wir haben nur Hinweise von dir, die du begründet …«
»Geschenkt, Eugen. Könntest du dir das Blut gleich mal näher anschauen, Georg?«
»Anschauen? Das Blut? Wird rot sein, nehm ich an. Wenn es älter ist, könnte es auch ins Dunkelbraune gehen …«
»Nein, ich mein halt, ob es menschliches Blut ist, müssten wir wissen.«
»Und? Soll ich’s mal probieren und am Geschmack erkennen? Wenn der Willi mir eine Probe gibt, nehm ich die zu mir nach Memmingen mit, dann hat’s das gleich. Aber an der Farbe oder am Geruch erkenn ich da nix.«
»Gut, eine Probe. Klar, genau so machen wir’s«, gab der Kommissar kleinlaut zurück und schob noch ein leises »Tut mir leid« nach.
Böhm seufzte. »Schon recht. Aber wirklich, Klufti, das machst du bitte nicht noch mal. Wichtige neue Regel: Böhm kommt nur, wenn Leiche da, klar?«
»Klar. Du hast was gut bei mir, Georg«, versprach Kluftinger und sah dem Mediziner nach, wie er zu Willi Renn ging, sich eine seiner Proben aushändigen ließ und sich schließlich grußlos auf den Heimweg machte.
»Klufti, jetzt kannst du mal ein Kerzle anzünden, dass der Willi früher oder später was findet, sonst steht unser Einsatz nächstens in der Kuriositätenecke von der Gewerkschaftszeitung!« Strobl gluckste.
Willi Renn schlug sich auf Kluftingers Seite: »Nein, Eugen, ich glaub schon, dass an der Geschichte was dran ist. Wir haben da vorn im Schilf eindeutig Kampf- und auch Schleifspuren, wenn ihr mich fragt. Ich wär dafür, dass die Taucher von der Wasserschutzpolizei sich diesen Teufelssee hier mal ansehen. Vielleicht auch noch den Alpsee, weil die Spuren in diese Richtung gehen. Kann dann natürlich eine ganze Weile dauern. Möglich, dass die Hunde was finden. Jedenfalls: Koscher ist das nicht hier – also mit einer Jagdstrecke oder so hat das nix zu tun.«
»Aha? Da seht ihr, was der Willi sagt!« Kluftinger nickte mit wiedergewonnener Selbstsicherheit. »Aber Hauptsache,
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