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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Medikation wird nur in einer bestimmten Rehaklinik in Oberstaufen verabreicht. Die Hochgratklinik, hast du vielleicht schon gehört.«
    Das hatte er.
    »Jetzt bin ich fertig, und du kannst weitermachen.« Renn hängte grußlos ein.
    Kluftinger stand auf. Endlich war die Phase des untätigen Wartens beendet. Der Kommissar rauschte ins Zimmer der Kollegen. »Eugen, Roland, auf geht’s, wir fahren nach Oberstaufen.«
    »Und was soll ich machen?«, fragte Maier, der sich ebenfalls erhoben hatte.
    Kluftinger sah ihn an, dachte kurz nach und antwortete dann: »Du kannst ja so lang ein nettes Interview geben, Richie!«
     
     
    Auf der Fahrt in die Klinik wurde nicht viel gesprochen. Kluftinger schätzte es, dass seine Kollegen – von Maier einmal abgesehen – ähnlich tickten wie er. In stressigen Situationen wurden sie nach außen hin alle ruhiger. Jeder der drei Beamten hing seinen Gedanken nach, als sie die Ortseinfahrt von Oberstaufen passierten. Bei Kluftinger kam zur allgemeinen Anspannung durch den neuen, mysteriösen Fall auch noch der belastende Umstand hinzu, dass er sich nun ausgerechnet in jene Herz-Rehaklinik begeben musste, in der sein Vater nach seiner Bypassoperation behandelt worden war. Kluftinger war nur zweimal dort gewesen, er war einfach kein Freund von Kliniken, aber Erika hatte seine Mutter öfters hingefahren. Und so erfahren, dass die ihrem Mann heimlich koffeinhaltigen Kaffee und Kuchen mitgebracht und auch das eine oder andere Fläschchen Bier unter der Wäsche in die Klinik geschmuggelt hatte.
    Die Bilder von damals hatten sich trotz seiner wenigen Besuche eingebrannt: Die Patienten waren ihm schwer krank vorgekommen, sie schienen gezeichnet von Operationen und schlimmen Krankheitsverläufen. Sich selbst hätte er frühestens in dreißig Jahren einmal in einer solchen Klinik vermutet, hatte das Gefühl gehabt, als lägen Welten zwischen seiner bärenstarken Konstitution und dieser Stätte des Siechtums und Verfalls. Gut zwei Jahre war das nun her. Und er selbst drauf und dran, einer von »denen« zu werden.
    Er parkte den Passat auf dem Besucherparkplatz des massiven, langgestreckten Baus, der mit seinen dunklen Fenstern und Balkonen ein wenig an die Schwarzwaldklinik aus der Fernsehserie erinnerte.
    »Da drüben links ist der Haupteingang mit der Pforte, nach rechts rüber liegt der Patiententrakt«, erklärte der Kommissar.
    »Heu, kennst du dich da aus?«, wollte Hefele wissen.
    »Ja, mein Vater war doch vor ein paar Jahren mal zur Reha hier.«
    »Ich hab schon befürchtet, du meldest dich zur Schrothkur an, wo du jetzt so auf dem Gesundheitstrip bist!« Hefele gluckste.
    »Nein, das tu ich nicht. Aber eine Entschlackungskur würd mir sicher nicht schaden. Dir übrigens auch nicht!« Er schlug seinem Kollegen ein wenig heftiger auf dessen rundlichen Bauch, als er vorgehabt hatte. »Wobei es die Schrothkur hier auch gar nicht gibt. Das ist nämlich eine reine Rehaklinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.«
    Seine kleine Recherche zu den Allgäuer Gesundheitseinrichtungen hatte schon Erfolg gezeitigt, den er selbstbewusst zum Besten gab. Nun wusste er auch endlich, was es mit dieser »Schrothkur« auf sich hatte, für die der Kurort Oberstaufen weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt war: Dabei ging es gar nicht darum, ständig Getreide zu futtern, wie Kluftinger gemutmaßt hatte. Der Name ging vielmehr auf einen gewissen Herrn Schroth zurück, der vor fast zweihundert Jahren im Selbstversuch eine Heil- und Kurmethode entwickelt hatte. Beim Überfliegen hatte der Kommissar mit Schrecken gelesen, dass die Patienten dabei unter anderem altbackene Semmeln, Getreidebreie und gekochtes Gemüse essen mussten und fast nichts zu trinken bekamen – allenfalls zwei Gläser Wein am Tag. Somit hatte er die Idee, sich einer solchen Tortur zu unterziehen, schon wieder verworfen, bevor sie richtig geboren war.
    Noch dazu kannte der Kommissar ja von diversen Ausflügen das typische Bild in den Oberstaufener Kurcafés: Da saßen die unter strenger Diät stehenden Kurgäste nachmittags bei Strudel und Sahnetorte, um sich von den Strapazen ihrer Askese ein wenig zu erholen. Und er hatte auch den wenig schmeichelhaften Reim über den Kurort gehört:
Die Alten und die Doofen geh’n nach Bad Wörishofen. Willst du Weiber oder saufen, musst du nach Oberstaufen.
    An der Pforte wies man ihnen den Weg zu Professor Hansjörg Uhl, dem ärztlichen Direktor der Rehaklinik, der sie bereits in seinem Büro

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