Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
entschuldigen könnte«, ergänzte Hefele. Er blickte zu Maier, der sich sofort in seinem Stuhl aufrichtete und mit zusammengekniffenen Augen zurückgab: »Ich hab nur meine Pflicht getan, verdammt noch mal! Ich sollte die Pressekonferenz leiten. Meint ihr denn wirklich, das hat mir Spaß gemacht?«
»Und wie«, gab Strobl kurz zurück und lachte. Hefele stimmte mit ein, und sie sahen zu Kluftinger, der noch immer mit einem Auge auf seinen Computerbildschirm mit den Rechercheergebnissen starrte.
»Hast du was Wichtigeres zu tun Klufti?«, fragte ihn Strobl deshalb.
»Hm, was? Ich … ach so, nein, ich hab bloß … Wo waren wir grad?«
»Noch gar nirgends. Wir wollten, glaub ich, drüber sprechen, wie du draufgekommen bist, da zu suchen. Beim Teufelssee. Ich mein, na ja, eine Leiche haben wir zwar nicht gefunden, aber das viele Blut …«
»Ja, ja, der Teufelssee.« Kluftinger nickte abwesend und startete flugs eine neue Suche mit den Begriffen:
Blut
und
Herz.
»Herrgott, Klufti, wenn du keine Lust hast, dann sag’s. Was machst du da überhaupt?« Strobl stand auf und ging auf Kluftinger zu, der das Suchfenster hektisch schließen wollte, dabei jedoch aus Versehen auf einen der Links klickte. Als Strobl um den Schreibtisch herumgelaufen war, starrten sie beide auf die Internetseite, die sich geöffnet hatte:
Blutsbrüder. Die Nummer eins beim Gay-Dating!
Strobl wollte etwas sagen, doch offenbar fiel nicht einmal ihm etwas dazu ein, also ging er mit betretener Miene wieder um den Tisch herum und setzte sich wortlos. Hefele und Maier sahen ihn fragend an, doch er schüttelte nur den Kopf.
Der Kommissar schaltete den Bildschirm aus und richtete sich peinlich berührt auf. »So, Männer, wir müssen uns jetzt gut organisieren. Es geht ja gerade mächtig zu. Wir sind mit dem einen Tötungsdelikt noch gar nicht fertig, da kommt schon das zweite … ums Eck.«
»Falls es eins ist.«
»Hm?« Kluftinger sah Maier verwundert an.
»Na ja, ihr tut alle so, als wüssten wir schon genau, was sich da abgespielt hat, also wenn ich da mal den Advocatus Diabolus spielen darf …«
»-i«, korrigierte der Kommissar.
»Wie bitte?«
»Diaboli.«
Maier fiel die Kinnlade herunter. Dass sein Vorgesetzter nun auch mit Lateinkenntnissen glänzen konnte, war neu und brachte ihn sichtlich aus dem Konzept. »Ich wollt sagen, dass … vielleicht …«
Die Tür ging auf, und Willi Renn stürmte in den Raum. Seine karierten Hosen steckten noch immer in den riesigen Gummistiefeln, die er am See getragen hatte. Er wedelte mit ein paar Papieren, die er in der Hand hielt. »Ich hab noch nichts, was euch viel weiterhelfen wird. Aber: Es handelt sich um menschliches Blut.« Dabei blickte er sie reihum über den Rand seiner Hornbrille an. »Wir haben schon einen DNA -Test in Auftrag gegeben, ich hoffe, ich krieg heut noch das Ergebnis. Eins ist immerhin ungewöhnlich.«
Renn genoss die erwartungsvollen Blicke seiner Kollegen: »Das Blut war voll chemischer Substanzen, die da nicht hingehören.«
»Drogen?«, fragte Kluftinger.
Willi schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht. Nichts im klassischen Sinn jedenfalls. Aber das lass ich auch gerade abklären.« Er wandte sich um. Im Hinausgehen sagte er: »Alles Weitere später.« Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Mehrere Tassen entkoffeinierten Kaffees ohne Zucker später – die Taucher hatten noch immer keinen Leichnam gefunden – gab Willi immerhin die ersten Laborergebnisse per Telefon durch: »Der DNA -Test ist noch nicht so weit, aber was der bringt, ist eh fraglich. Klar, wir wissen dann das Geschlecht, aber dass wir eine Übereinstimmung mit einer DNA aus der Datenbank haben, wär schon ein arger Zufall.«
Kluftinger hörte aufmerksam zu und gab nur hin und wieder bestätigende Laute von sich, die sein Interesse signalisieren sollten. Willi war da sehr empfindlich.
»So, jetzt kommen wir aber zum interessanten Teil: die Chemikalie. Also, laut Böhm handelt es sich um ein Medikament. Ein Herzmedikament, um genau zu sein.«
»Ist das alles?«, fragte Kluftinger.
»Alles?«, quäkte Renns Stimme so laut aus dem Hörer, dass der Kommissar ihn ein wenig von seinem Ohr weghielt. »Sonst habt ihr doch überhaupt nichts. Gar nix, mein ich. Aber ich hab was, und wenn du mich ausreden lässt, dann komm ich ja vielleicht auch mal dazu, es dir zu sagen.« Willi wartete ein paar Sekunden, während deren Kluftinger den Atem anhielt. »Also: Diese spezielle Art der
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