Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
möglich. Ich kümmer mich drum.«
»Chef?« Sandy Henske hatte die Tür geöffnet und streckte ihren Kopf herein. »Der Böhm ist am Telefon. Ich hab gesagt, dass Sie gerade eine Besprechung haben …«
»Nein, schon gut.« Kluftinger war dankbar für jede Information, die sie in diesem vertrackten Fall erhielten. »Stellen Sie ihn rein.« Er legte den Hörer neben das Telefon und schaltete den Lautsprecher an. »Servus, Georg, die Kollegen sind auch da und hören mit.«
»Ah, verstehe, das ganze Dreamteam vom K 1 beisammen, hm?«
»Ja, lass stecken. Was gibt’s?«
»Ich bin mit der Sektion so weit fertig, das ganze Ergebnis steht dann in meinem Bericht, den mail ich dir in Kürze. Du kannst doch inzwischen Mails lesen, oder? Notfalls schick ich eine Brieftaube los.«
»Kaum hat der Herr Böhm ein paar Leichen aufgeschlitzt, ist er zu Scherzen aufgelegt«, entgegnete Kluftinger. »Was hast du denn jetzt gefunden?«
»Komisch war, dass ich am Rand der Kopfwunde etwas entdeckt habe.«
»Jetzt mach’s nicht so spannend.«
»Öl. In der Wunde waren Spuren von Öl.«
Jetzt war Kluftinger baff. »Motoröl?«
Für ein paar Sekunden blieb es still, dann sagte Böhm: »Also, du hast bei deinem flüchtigen Blick auf die Leiche schon mitgekriegt, dass er nicht überfahren worden ist, oder?«
»Herrschaft, Georg, jetzt spar dir doch mal deine Späße. Was war’s denn dann für ein Öl?«
»Oil of Olaz, vielleicht?«, warf Hefele ein.
»Waffenöl.«
»Waffenöl«, wiederholte Kluftinger halblaut und runzelte die Stirn. »Das wird ja immer verworrener.« Er dachte kurz nach. »Woran ist er denn eigentlich gestorben?«
»Herzstillstand«, flüsterte Strobl, und Hefele grinste.
»Er ist den massiven Schädelverletzungen erlegen. Von seiner Organentnahme dürfte er nichts mehr mitbekommen haben. Es gibt übrigens keine Anzeichen für eine Gegenwehr, jedenfalls aus gerichtsmedizinischer Sicht. Keine Abwehrverletzungen oder dergleichen. Und Herzstillstand, wie der Kollege Strobl meinte, war’s schon gar nicht. Sein Herz war tipptopp, da hätte sich jeder Herzkranke drüber gefreut. Eigentlich eine Verschwendung, dass wir es als Asservat behalten müssen. Hätt man astrein noch transplantieren können …«
»Wieso?«, fragte Kluftinger. »Wär das denn noch gegangen? Ich mein, so eine Transplantation …«
»Ist gut, Klufti. Bis zur nächsten Leiche dann, gell?«
Es knackte in der Leitung. Kluftinger rieb sich nachdenklich das Kinn. »Irgendetwas ist da komisch. Ich komm nur nicht drauf. Irgendwas …«
Sie sahen ihn gespannt an und warteten auf einen seiner berühmten Geistesblitze.
»Ja, wirklich komisch«, ließ Maier lautstark vernehmen.
Kluftingers Augen verengten sich. Er mochte es gar nicht, wenn man ihn bei einem wichtigen Denkvorgang mit Zwischenrufen unterbrach, das wusste sein Kollege eigentlich. Da weiteten sich seine Augen. »Klar, jetzt weiß ich’s. Kommt euch das nicht auch seltsam vor: Wenn Waffenöl in seiner Wunde war, warum ist er dann erschlagen worden? Das passt doch nicht zusammen. Jemand geht mit einer Waffe zu einem Menschen und erschlägt ihn dann?«
Strobl nickte. »Ja, sieht nicht nach einer spontanen Tat aus. Das war vielmehr eine Hinrichtung, die nach einem bestimmten Schema ablief. Dazu würde ja auch das Übertöten passen.«
»Und das bedeutet, wir haben es wahrscheinlich mit einer Beziehungstat zu tun. Also, wenn wir noch irgendwelche Belege dafür gebraucht haben, dann haben wir sie jetzt.« Kluftinger klatschte in die Hände. »Ihr wisst, was das heißt, Männer? Fleißarbeit. Es gibt eine Verbindung zwischen Täter und Opfer, und wir müssen sie finden. Also, bleibt dran: Nachbarn, Bekannte, Akten, seine ganzen Kundenunterlagen von der Versicherung, alles muss überprüft werden. Irgendwo in diesem Umfeld werden wir unseren Mörder finden.« Er schaute in lange Gesichter. »Ich weiß, Kollegen, es ist Freitag. Fürs Wochenende braucht ihr euch gar nix vornehmen. Aber wem sag ich das.«
Hefele winkte ab. »Geschenkt. Mit meinen Überstunden kann ich der ganzen Inspektion bald einen mehrtägigen Ausflug sponsern.«
»Gute Idee«, fand Strobl und schlug seinem Kollegen kräftig auf die Schulter. »Wo geht’s hin?«
Als sie zur Tür gingen, wandte sich Hefele noch einmal zu Kluftinger um. »Sag mal, was ist eigentlich bei deinem Besuch in Oberstaufen rausgekommen?«
Der Kommissar sah ihn lange an, dann antwortete er: »Nicht viel. Außer, dass es gar nicht
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