Herzdame fuer den Highlander
Wut schäumte, weil er gezwungen war, eine so schreckliche Umgebung zu ertragen. Inständig wünschte sie sich, sie hätte miterleben können, wie er auf die abgenutzten, fadenscheinigen Polster der Möbel und auf das Bett mit den zerbrochenen Sprungfedern, den viel zu flachen Kissen und der viel zu dünnen Decke reagiert hatte. All das war umso schlimmer, als es im Zimmer empfindlich kalt war. Es lag nach Norden, von wo der Wind am heftigsten blies, und zudem hatten sie dafür gesorgt, dass das Fenster nicht schloss und was der Unannehmlichkeiten mehr waren.
Unter seinen zusammengezogenen Brauen hervor starrte Red sie an. „Irgendetwas stimmt nicht. Ich fühle es genau.“ „Du und deine Ahnungen! Alles ist in bester Ordnung.“ „Warum siehst du dann so beunruhigt aus?“
„Das bin ich nicht. Es läuft wunderbar. MacLean ist nur ein bisschen ... “ Sie stockte, um nach den richtigen Worten zu suchen. „Ein bisschen mehr von allem, als ich erwartet hatte. So als ob das, was er sagt, etwas anderes bedeutet, als es zunächst den Anschein hat. Es ist, als würden wir ständig aneinander vorbeireden. Als würde er eine andere Sprache sprechen als ich. “
„Er führt uns hinters Licht“, erklärte Red mit düsterer Miene.
„Ich habe eher das Gefühl, er bemüht sich etwas herauszufinden oder irgendwelche Zeichen zu deuten - obwohl ich keine Ahnung habe, was genau er zu durchschauen versucht. Er kann von unserem Plan nichts wissen, also muss es um irgendetwas anderes gehen.“
Red musterte sie aufmerksam. „Vielleicht beabsichtigt er, dich zu durchschauen und herauszufinden, wie du zu ihm stehst.“
Das war immerhin möglich, musste sie sich eingestehen. Er hatte durchaus angetan auf ihre Flirtversuche reagiert, obwohl er sein Möglichstes getan hatte, um sein Interesse zu verbergen.
Vielleicht war das die Erklärung für sein seltsames Verhalten. Eine unerklärliche Welle der Freude und Aufregung durchrieselte sie. Und sie hatte geglaubt, sie sei ihm gleichgültig.
„Er ist das Beste gewohnt, was London zu bieten hat“, erinnerte sie trotzdem ihren Vater, um ihm klarzumachen, dass ein Mann wie MacLean ihr nicht unbedingt sofort zu Füßen lag.
Red schnaubte verächtlich. „In ganz London gibt es keine Frau, die dich das Wasser reichen kann, mein Mädchen.“
„Dir“, verbesserte Sophia ihn abwesend, obwohl sie mit den Gedanken ganz woanders war.
„Dir“, stimmte Red ihr ebenso abwesend zu. Er verschränkte die Arme und senkte das Kinn auf die Brust, um über die Lage nachzudenken. „MacLean ist scharfsinniger, als ich angenommen habe. Samt, Seide und Rüschen und das ganze Zeug, was er anhat, haben mich in die Irre geführt. Kein Wunder, dass ich gegen ihn verloren habe.“
Sophia zuckte mit den Schultern. „MacLean hat eine rasche Auffassungsgabe, Red, aber die habe ich auch.“
Seine Miene hellte sich auf, und angesichts des Selbstbewusstseins, das sie demonstrativ zur Schau trug, schmolzen seine Befürchtungen offensichtlich dahin. „So ist es, mein Kind. Meine einzige Sorge ist, du könntest nicht erkennen, was für eine Sorte Mann du vor dir hast, wenn du es mit MacLean aufnimmst.“
„Ich weiß genug über ihn, um mich vorzusehen.“
„Das ist gut.“ Red lief zwischen den zum Trocknen aufgehängten Kräuterbündeln hin und her. „Angus hat mir erzählt, der Mann hätte kaum seine Blicke von dir losreißen können.“
„So war’s“, stimmte Mary zu, die in diesem Augenblick in die Speisekammer kam und einen Sack von einem Haken an der Wand nahm. Sie öffnete die Kordel, mit der er zugebunden war, holte eine Zwiebel heraus und hängte den Sack wieder auf. „Ich hab auch gesehen, wie er Sie angeblickt hat. Als wollt er Sie verschlingen wie Brotpudding. “
Bei dem Gedanken, dass ein Mann wie MacLean bei ihrem Anblick wildes Verlangen spürte, durchfuhr Sophia ein erregendes Gefühl von Macht, das sie seit Jahren nicht gespürt hatte.
Das war die Erklärung dafür, weshalb sie so heftig auf MacLean reagiert hatte. Sie hatte sich nicht ebenso von ihm angezogen gefühlt wie er von ihr, es war nur die aufregende Empfindung gewesen, die Leidenschaft eines offensichtlich so starken und bedeutungsvollen Mannes zu wecken und damit Gewalt über ihn zu haben.
Natürlich würde sein Interesse an ihr nicht lange so groß bleiben; derart heftige Gefühle taten das selten. Aber es war ja auch nur nötig, dass sie anhielten, bis sie ihn zu einem Kartenspiel verführt hatte. Was
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