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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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auch. Was kann ich tun? Oh, wie ich sehe, brauche ich eine Gabel.«
    »Ich dachte mir, du solltest lieber den Teig rollen, meine Liebe, schließlich hast du schon jahrelang keine kul-kuls mehr geformt.«
    Iris warf ihrer Mutter einen gespielt bösen Blick zu. Dann sah sie Ned an, der mit bereits erhobener Gabel in der Hand dasaß. »Glaubst du ernsthaft, dass Ned Sinclair bessere kul-kuls formen kann als ich? Er ist ja nicht einmal Anlgo-Inder!«
    Der Kaffee kam auf einem Tablett, und das köstliche Aroma frisch gebackener Curry- samosas vermittelte eine festliche Atmosphäre.
    Die Frauen Ned gegenüber fuhren damit fort, kleine Teigbällchen zu rollen, die in etwa die Größe der Murmeln hatten, mit denen Ned als Kind gespielt hatte. Sie arbeiteten konzentriert und gleichmäßig, wobei das Gespräch entspannt dahinplätscherte, welches von Elsa Drummonds Brautkleid bis hin zu der Frage reichte, ob Mrs. Irvines Russam-Pfefferwasser genauso gut war wie das ihrer Mutter, was Flora jedoch ganz entschieden verneinte.
    Neds und Iris’ Aufgabe bestand darin, die kleinen Kugeln mit den Zinken einer Gabel flach zu drücken. Anschließend wurde der geriffelte Teig wieder zusammengerollt.
    Nach einer Weile erhob sich Flora. »Ned, die Curry- samosas sind jetzt so weit ausgekühlt, dass du sie essen kannst, und auch dein Kaffee wird langsam kalt. Gib mir deine kul-kuls zum Frittieren – du kannst eine Pause machen.«
    Die Töchter rollten unentwegt weiter Teig, und Iris fing allein mit einem neuen Tablett an, während Ned sich zurücklehnte, um das zu tun, was Flora ihm aufgetragen hatte.
    »Du auch?«, fragte er und zeigte auf die kleinen Teigtaschen.
    »Nein, danke. Ich bin noch vom Festessen gestern satt. Mum gibt fast jeden Abend ein Bankett, und wir haben so viel Besuch, dass ständig Früchtekuchen oder vadais bereitstehen!«
    Er lachte. »Du kannst schon seit Jahren keine vadais mehr gegessen haben!«, sagte er, während er an den köstlichen Imbiss aus frittierten, mit Zwiebeln und Koriander gewürzten Linsen dachte, den es allerdings nur in Südindien gab.
    »Oh, ich will mich nicht beklangen. Aber in London sind alle Frauen sehr figurbewusst.«
    Ned warf einen kurzen Blick auf ihre schmale Taille. »Ich glaube wirklich nicht, dass du dir in dieser Beziehung Gedanken machen musst.«
    »Nun, in England ermahnen sie jedes Mädchen, es solle sich seine Mutter ansehen. Und unsere Mum ist wohl kaum als gertenschlank zu bezeichnen.« Das empörte Aufseufzen am Tisch konnte sie nicht bremsen. »Sage ich etwa nicht die Wahrheit? Für euch alle, die ihr nicht mehr hier im Hause lebt, mag das ja kein Problem sein. Ich dagegen befinde mich stets in Mums Sichtweite. Sie wird mich füttern, bis ich platze, während sie sich darüber beklagt, dass alle ihre Kinder aus dem Nest flüchten.«
    Ihre Schwestern lachten.
    »Wie kannst du auch nur in Erwägung ziehen, auf ihre köstliche Küche zu verzichten?«, fragte Ned. Er liebte die würzigen Gerichte Südindiens, und auch sein Magen hatte sich längst daran gewöhnt, aber ihm war schon vor langer Zeit aufgefallen, dass die Briten viele der Rezepte ihrem gewohnten Geschmack angepasst hatten. Auf diese Weise war die anglo-indische Küche entstanden.
    »Nun, du hast recht. Ich würde Mums dhal jederzeit einem Stück Roastbeef vorziehen. Aber die Tage dieser weiten Schnitte sind gezählt«, sagte Iris und zupfte an ihrem rosa Kleid mit tief angesetzter Taille herum. Sie drohte mit dem Finger. »Denkt an meine Worte! Ihr werdet mir noch dankbar für meine Warnung sein, wenn erst mal figurbetonte Kleider in Mode kommen.«
    Die Mädchen glucksten leise vor sich hin.
    »Keine flache Oberweite mehr!«, fuhr Iris fort. Sie lachten lauter. »Jede Kurve eurer …«
    »Iris!« Flora hatte unbemerkt den Raum betreten und gesehen, wie Iris ihre Brüste mit den Händen anhob.
    Iris schrie in gespieltem Erschrecken auf. »Habe ich dich etwa in Verlegenheit gebracht, Ned?«
    »Lass dich durch mich nicht stören«, sagte er und versuchte krampfhaft, nicht rot zu werden.
    Die Mädchen prusteten vor Vergnügen. Ned hatte das Gefühl, dass dies für ihn das Stichwort zum Gehen war. »Also, wirklich, meine Damen. Es hat mir viel Spaß gemacht, aber ich denke, ich sollte jetzt lieber Jack suchen und einen Baum fällen oder Ähnliches.«
    »Wie geht es denn dem so überaus gut aussehenden Mr. Bryant?«, fragte Geraldine. »Ich habe gehört, er hat Daphne das Herz gebrochen.«
    »Nur ein weiteres in einer

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