Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
ergriff Jacks Hand. »Vielen Dank, Sir. Vielen Dank.« Er hob beide Hände zum Himmel. »Meine Frau wird sich so freuen.«
Jack lächelte. »Dann sehen wir uns später.«
»Ja, ganz sicher, Sir«, sagte Chinathambi und klatschte zum Erstaunen zweier Kundinnen, die gerade den Laden betraten, mehrmals in die Hände.
»Guten Morgen, meine Damen«, sagte Jack höflich, als er sich an ihnen vorbeischob. Erst jetzt erkannte er, dass eine von ihnen Daphnes Mutter war.
Sie funkelte ihn böse an. An diesem Morgen jedoch ließ Jack sich seine Stimmung von nichts und niemandem verderben.
Später am Tag saß Jack, nachdem er ein paar Stunden geschlafen hatte, mit offenem Kragen und immer noch unrasiert auf seiner Veranda und beobachtete, wie sich die Sonne langsam auf den Horizont zubewegte. Plötzlich sah er drei Gestalten den Hügel heraufkommen. Da es in der Nähe keine weiteren Häuser gab, wollten sie offensichtlich zu ihm.
Das Haus war natürlich viel zu groß für ihn. Die hallenden Zimmer unterstrichen noch sein Einzelgängertum, aber das störte ihn in keiner Weise. Er liebte die Stille im Haus. Der Garten vor dem Haus benötigte etwas Pflege, aber schon bald würde ein mali das Gras mähen, so dass es einen frischen grünen Teppich bildete. Der Garten hinter dem Haus wurde von hohen Bäumen, darunter mehrere Obstbäume, gesäumt. Hinter dem Haus konnte er einen Nutzgarten mit Kräutern, Gewürzen und allen möglichen Arten von Gemüse anlegen lassen. Das Hühnerhaus hatte er bereits mit vier Hennen und einem stolzen Hahn besetzt.
Jack selbst bewohnte nur die beiden vorderen Zimmer – das Wohnzimmer und das Schlafzimmer, an das ein Badezimmer grenzte. Der gesamte hintere Teil des Hauses stand praktisch leer. Vielleicht würde es etwas wohnlicher werden, wenn sich eine Frau darum kümmerte.
Es war für ihn durchaus von Vorteil, wenn er ein wenig Hilfe bekam. Vielleicht würde er dann sogar Gäste zum Essen empfangen, so wie seine Mutter das oft getan hatte. Der Rauch seiner Zigarette trieb ihm in die Augen. Er blinzelte. Den Namen des schönen älteren Mädchens hatte er bereits wieder vergessen. Sie war hochgewachsen und bewegte sich mit der fließenden Anmut, an die er sich von jener ersten Begegnung her erinnerte. Ihre jüngere Schwester hüpfte unbekümmert neben ihr her und plapperte dabei die ganze Zeit. Jack lächelte angesichts dieser offensichtlich so glücklichen Familie und freute sich, dass er etwas für sie tun konnte.
Chinathambi schützte sich mit einen Sonnenschirm, während seine Töchter in der prallen Sonne gingen. Die Hitze machte ihnen anscheinend nicht das Geringste aus. Jack hob die Hand zum Gruß. Er hatte erst vor Kurzem einen Butler eingestellt und beschäftigte auch einen Diener, der zwei-, dreimal die Woche kam, um Botengänge und Einkäufe zu erledigen. Angestellte im Haus zu haben, die für ihn kochten und putzten, war auch für ihn purer Luxus.
Er musste plötzlich an Mrs. Shand denken, die Haushälterin seiner Eltern in Pendeen. Damals hatte Jack es als selbstverständlich angesehen, dass sein Bett jede Woche frisch bezogen war, dass die Hemden gewaschen und gebügelt, die Socken gestopft waren und dass stets eine warme Mahlzeit, die er oft nicht einmal angerührt hatte, für ihn bereitgestanden hatte. Wie gern wäre er jetzt zu Hause gewesen, um ihr dafür zu danken, sie nach ihrem Sohn zu fragen und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Erst jetzt, so weit von zu Hause entfernt, wurde ihm bewusst, wie angenehm sein Leben in Cornwall eigentlich gewesen war. Er hätte nur zu gern seinem Vater persönlich von seiner Beförderung erzählt, von dem neuen Haus und dem Personal und dass er endlich Verantwortung für sich übernommen hatte. Der alte Herr würde sich sicher darüber freuen, und seine Mutter wäre absolut begeistert.
Er hatte ihnen heute einen Brief geschrieben, in dem er ihnen die Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Er überlegte sogar, ob er für eine kurze Zeit nach Hause fahren sollte. Ihm standen inzwischen sechs bis acht Wochen Urlaub zu. Nun, sobald er sich in seiner neuen Position eingerichtet hatte, würde er mit dem Chef darüber sprechen.
Jack konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher oder entspannter gewesen zu sein.
»Hallo, Chinathambi.«
»Hallo, Sir«, sagte der Ladenbesitzer. »Meine Frau hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.« Er hielt ihm lächelnd ein dekshi entgegen.
»Ich kann es schon von hier aus riechen. Da läuft einem ja das
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