Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
von Jacks Beförderung hörte, dann erzählte er ihm ausführlich, was Flora Walker mit ihm besprochen hatte, um ihn dabei zu unterstützen, Iris’ Hand zu gewinnen. Jack klopfte ihm begeistert auf den Rücken und trat mit ihm in den gleißenden Sonnenschein hinaus.
»Du kommst also sicher zu dem Tanz?«
Jack zögerte.
»Denk nicht mal dran, mich im Stich zu lassen, Jack. Ich brauche jetzt unbedingt deine Hilfe.«
»Damit ich Iris erzähle, was für ein toller Hecht du bist und vor allem, was für ein guter Ehemann du sein wirst? Jetzt sei nicht albern, Sinclair.«
»Ich habe mir in meinem Leben noch nie etwas so sehr gewünscht wie das. Iris ist mein ganzes Glück, meine Zukunft. Ohne sie werde ich immer denken, nur das Zweitbeste bekommen zu haben.«
»Jetzt sei doch nicht so dramatisch. Sie ist auch nur ein Mädchen. Davon gibt es Dutzende in KGF , ganz zu schweigen von Bangalore. Was macht Iris denn so besonders?«
»Sie ist die eine, Jack.«
»Also gut, also gut«, sagte Jack und hob scherzhaft beide Hände. »Ich werde dir helfen. Aber wenn es schiefgeht, dann sag bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Ned lachte. »Das wird es nicht, ganz bestimmt nicht. Wir sehen uns dann beim Tanz.«
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, ging Jack weiter den Funnel’s Hill hinauf, um noch kurz in Chinathambis Laden vorbeizusehen.
»Ah, guten Morgen, Sir«, begrüßte ihn der ältere Mann freundlich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern Rasierklingen. Für den Pall Mall.«
Die Augen des Inders weiteten sich anerkennend. »Wilkinson Sword«, murmelte er und begann, nach dem kleinen Päckchen zu suchen.
»Wie geht es deiner Familie?«, fragte Jack, um die Zeit zu überbrücken.
»Alles bestens, Sir. Vielen Dank der Nachfrage.«
»Wie viele Kinder, sagtest du, hast du?«
»Bei der letzten Zählung waren es neun.« Der Mann lachte herzhaft über seinen eigenen Witz. »Und das nächste Baby ist schon unterwegs.«
»Neun? Wie bekommst du die denn alle satt?«
Chinathambi wackelte mit dem Kopf. »Kanakammal, meine Älteste, muss jetzt mitarbeiten. Wenn sie eine Anstellung in einem guten Haushalt bekommt, kann sie vielleicht sogar ihre jüngere Schwester mitnehmen. Nun, wir werden sehen. Gott wird für uns sorgen.«
Jack sah ihn überrascht an. »Du bist Christ?«
»Ja, Mr. Bryant, ich wurde von einer Missionarsfamilie zum Katholizismus bekehrt, als ich in Kanakammals Alter war.«
»Kanakammal?«, wiederholte Jack langsam, der es genoss, diesen seltsam rhythmischen Namen auszusprechen.
»Ja, Sir. Das Mädchen hat etwas ganz Besonderes an sich.«
Jack erinnerte sich an die wunderschöne Tochter mit den verblüffend hellen, geheimnisvollen Augen. Und obwohl sie kein Wort gesagt hatte, hatte er in ebendiesen Augen Belustigung aufblitzen sehen, als sie ihn angeblickt hatten. Vielleicht konnte er die Familie unterstützen und dem Mädchen zu einem besseren Start im Leben verhelfen? Es musste wohl an seiner guten Laune nach den erfreulichen Neuigkeiten liegen, dass er überhaupt auf diese Idee kam.
»Chinathambi, würdest du bitte heute Nachmittag mit deiner Tochter zu dem Haus auf dem Hügel bei Marikuppam kommen? Das mit den hellblauen Fensterläden.«
»Ja, Sir. Ich kenne das Haus. Aber warum, wenn ich fragen darf?«
»Kann sie kochen? Putzen? Wenn ja, dann werde ich sie einstellen.«
»Sie ist eine ausgezeichnete Köchin, Sir. Ihre Mutter hat ihr alles Notwendige beigebracht. Sie wird bestimmt gerne bei Ihnen putzen. Ihre Schwester Namathevi wird ihr eine ausgezeichnete Hilfe sein, falls Sie es in Erwägung ziehen sollten, beide Mädchen einzustellen, Sir.«
»Deine Töchter sprechen nicht so gut Englisch wie du.«
»Kanakammal spricht fließend Englisch, Sir. Sie ist überaus sprachbegabt. Auch ihre Schwester ist gerade dabei, Englisch zu lernen. Sie ist aber bei Weitem nicht so talentiert.« Er bemerkte Jacks überraschten Blick. »Ich wurde damals gezwungen, Englisch zu lernen. Heutzutage sind die meisten Kinder nicht so leicht dazu zu bewegen, ihre Muttersprache aufzugeben.«
Jack überhörte die politische Anspielung und bezahlte die Rasierklingen. »Es sieht so aus, als würde ich bald nicht mehr so viel Freizeit haben wie jetzt, Chinathambi. Deshalb werde ich Personal brauchen. Komm also heute Nachmittag mit deinen beiden Mädchen zu mir. Dann besprechen wir alles in Ruhe.«
Der Ladenbesitzer hätte beinahe einen Freudentanz um die Ladentheke herum vollführt. Er
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