Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
schweifen, bis er das Schild von Minendirektor Drew fand.
»Herein«, hörte er als Antwort auf sein Klopfen. Jack betrat das Büro des Direktors. »Ah, Bryant, schön, dass Sie gleich kommen konnten. Setzen Sie sich, setzen Sie sich«, sagte Drew und zog ein großes weißes Taschentuch aus seiner Tasche, um sich damit das Gesicht abzuwischen.
Der Mann schwitzte heftig. Jack kam es jedoch nicht so vor, als wäre dafür allein die morgendliche Hitze verantwortlich. Drew war ein gewaltiger Mann. So breit wie hoch. Jack fragte sich unwillkürlich, wie lange es her war, dass der Manager zum letzten Mal seine Zehen gesehen hatte. Trotz seiner massigen Gestalt nippte Drew graziös an seinem schwarzen Tee mit Zitrone.
»Wie läuft es denn so, Jack?«
Das war eine derart allgemeine Frage, dass Jack nicht die geringste Ahnung hatte, worauf der Mann hinauswollte.
»Alles bestens, Mr. Drew. Gibt es ein Problem?«
»Problem? Nein. Wie kommen Sie denn darauf?«
»Nun, ich habe keine Ahnung, warum Sie mich sprechen wollen.«
»Ich wollte einfach nur wissen, wie es Ihnen geht und ob Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden sind. Außerdem habe ich gehört, dass Sie aus Ihrer Unterkunft ausgezogen sind.«
»Ja, Sir, das stimmt. Oben auf dem Hügel ist es kühler, und man ist dort ungestörter. Mir gefällt das neue Haus wirklich sehr gut, und ich habe mich schon gut eingelebt. Ich … äh, nun, ich hatte bei der Verwaltung nachgefragt, ob ich es mieten kann. Es schien niemand anders Anspruch darauf zu erheben.«
»Aber Sie können in den Unterkünften für die Angestellten doch kostenlos wohnen?«
Jack nickte, dann zuckte er leicht mit den Schultern. »Nun, die Miete ist nicht besonders hoch. Ich habe ein wenig Geld, und die Miete stellt meine einzige wirkliche Ausgabe dar. Es hieß für mich das Haus oder ein Auto … und um die Wahrheit zu sagen, werde ich auch mit einem Motorrad zufrieden sein. Ein bisschen Geld ist mir die Ruhe wert.«
»Nun, ich glaube, wir können Ihnen durchaus dabei helfen, die Kosten in Grenzen zu halten.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie werden befördert, Bryant. Sie leisten gute und beständige Arbeit. Der alte Tom hat beschlossen, nach England zurückzukehren, solange seine Knochen noch mit der Kälte fertigwerden. Er wird also in den Ruhestand gehen. Obwohl Sie noch sehr jung sind, sind wir überzeugt davon, dass Sie schon jetzt das Zeug zum leitenden Ingenieur haben.«
Jack traute seinen Ohren nicht. Er hatte sich bisher nicht einmal vorstellen können, Toms Job zu übernehmen. Drew lächelte breit und schüttelte Jack die Hand.
Jack erwiderte verwirrt sein Lächeln. »Sagten Sie leitender Ingenieur? Sind Sie sich da ganz sicher, Sir?«
Der Direktor klopfte Jack auf den Rücken. »Das ist ein sehr verantwortungsvoller Posten, Jack. Ich bin überzeugt davon, dass Sie das wissen. Ich übertrage Ihnen ab sofort die Aufsicht über die Förderkörbe, außerdem werden Sie mit Tom zusammen die technische Abteilung leiten, bis er uns Ende des Jahres verlässt. Dann werden Sie den gesamten Bereich übernehmen. Wir sind der Ansicht, dass es an der Zeit ist, einen jüngeren Mann einzuarbeiten, der uns in dieser Position längere Zeit zur Verfügung steht. Und wir halten Sie für genau den richtigen Mann. Offen gestanden, sind Sie der am besten ausgebildete Mann, den wir im Moment in ganz KGF haben. Wir zählen auf Sie, also enttäuschen Sie uns nicht.«
»Bestimmt nicht, Sir. Werde ich sofort anfangen?«
»Mit der morgigen Schicht.«
»Vielen Dank, Mr. Drew. Ich glaube, ich muss mich noch einmal vergewissern, ob ich das alles nicht nur geträumt habe.«
Drew lächelte.
»Also, dann gehe ich jetzt«, sagte Jack.
»Zum Teufel, Mann. Wollen Sie denn gar nicht wissen, wie es mit dem Lohn aussieht?«
»Lohn?«
»Zuerst einmal gibt es eine ordentliche Gehaltserhöhung. Außerdem … das Haus, das Sie gemietet haben – nun, dieses Haus steht Ihnen ab sofort zur freien Verfügung. Und jetzt gehen Sie nach Hause und sehen zu, dass Sie etwas Schlaf bekommen.«
»Ja, Mr. Drew.«
»Noch eine Sache, Bryant.«
»Sir?«
»Rasieren Sie sich! Sie sind es, der jetzt ein Vorbild sein muss.«
Jack grinste. Er würde auf direktem Weg zu Cresswell gehen und ein paar neue Klingen kaufen.
Bei Cresswell traf er zufällig auf Ned, der gerade Stiefelwichse kaufte. Jack hingegen hatte kein Glück – die Klingen waren ausverkauft. Die beiden Freunde tauschten sofort die Neuigkeiten aus; Ned freute sich sehr, als er
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