Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Wasser im Mund zusammen.« Jack atmete den verführerischen Duft des würzigen dhals ein, eines für die Region typischen Gerichts, dessen er niemals überdrüssig wurde. »Vielen Dank.« Sein Butler Gangai trat vor, um den Topf entgegenzunehmen. »Koch bitte etwas Reis. Das wird mein Abendessen.«
Gangai nickte stumm und verschwand im Haus. Jack wandte seine Aufmerksamkeit den beiden Mädchen zu. Die Jüngere starrte ihn mit großen Augen neugierig an. Sie hatte ebenfalls diese wundervoll hellen Augen, aber bei Weitem nicht die unglaubliche Präsenz ihrer älteren Schwester. Er sah die Ältere an, die den Blick senkte. Respektvoll, aber, wie er feststellte, in keiner Weise unterwürfig. Und das gefiel ihm.
»Ich habe Kanakammal mitgebracht, wie Sie es gewünscht haben, Sir. Und das hier ist Namathevi. Sie ist neun.«
Jack nahm seinen Blick nicht von der Ältesten. »Kanakammal. Das ist es«, sagte er, als er den vertrauten, aber schwierigen Namen wieder hörte. »Willkommen.« Er bemerkte, dass der Vater seiner Ältesten leise etwas zuflüsterte.
Endlich sah sie auf und nickte Jack zu, wobei sie ein paar Worte auf Tamil sagte, die Jack nicht verstand, dann fügte sie zu seiner Überraschung auf Englisch hinzu: »Vielen Dank für die Stelle, Mr. Bryant, Sir. Ich werde in Zukunft in Ihrer Gegenwart nur noch Englisch sprechen.«
Sie hatte etwas Trotziges an sich, auch wenn sie sich bemühte, es hinter ihrer Ehrerbietung zu verstecken. Er lächelte. »Kommt doch herein! Kommt herein, und seht euch das Haus und die Küche an. Ich werde inzwischen mit eurem Vater sprechen.«
Die Mädchen stiegen die Treppe zur Veranda herauf, als Gangai wieder erschien.
»Gangai, zeigst du bitte …«
»Kanakammal«, half sie ihm weiter.
»Vielen Dank. Bitte zeig Ka-na-kam-mal«, er sprach den Namen so langsam aus, dass Namathevi laut zu lachen begann, »und ihrer kleinen kichernden Schwester das Haus, vor allem ihre Zimmer im hinteren Teil.«
»Jawohl, Sir.«
Sie folgten dem Butler ins Haus.
»Ist deine Tochter wirklich einverstanden, Chinathambi?«, fragte Jack.
Der Mann wiegte den Kopf einmal hin und her und strahlte dabei über das ganze Gesicht: »Sie ist sehr glücklich, Sir. Und wir sind es auch. Sie arbeitet gerne. Möchte die Familie unterstützen.«
»Sie ist noch sehr jung.«
»Ja, aber sie ist kräftig und …« Er suchte nach dem passenden Wort. »Ah, und unabhängig«, sagte er, sichtlich froh darüber, dass ihm das Wort eingefallen war.
»Was ist mit der Kleinen?«
»Sie verehrt ihre große Schwester, Sir. Abgesehen davon wird Kanakammal sich wie zu Hause fühlen, wenn sie ihre kleine Schwester herumscheuchen kann.« Der Mann lachte. »Sie ist sehr verlässlich, das verspreche ich Ihnen, Sir.«
»Nun, solange sie meine Mahlzeiten zubereitet und Gangai bei der Arbeit zur Hand geht, werden wir alle gut miteinander auskommen«, sagte Jack. »Also, was sagst du zu fünfundzwanzig Rupien im Monat? Natürlich werden alle Mahlzeiten, die Unterkunft und für jedes Mädchen zwei neue Saris pro Jahr von mir gestellt.«
»Das wäre fantastisch, Sir«, erwiderte Chinathambi.
Sie besiegelten ihre Abmachung mit einem Handschlag, und so hatte Jack mit einem Mal einen neuen Job, drei Hausangestellte und ein neues Zuhause.
27
Als Jack eintraf, war die Tanzveranstaltung bereits in vollem Gange. Der Saal war mit fröhlichen Menschen gefüllt, die meisten von ihnen Anglo-Inder, aber es waren auch viele englische Gäste gekommen. Dutzende enttäuschter Frauen starrten Jack erbittert an, als er durch die Flügeltür trat und die Insekten, die immer wieder gegen die Lampe über seinem Kopf prallten, verscheuchte.
Junie Evans stupste Daphne Ellis an. »Da ist er ja!«, murmelte sie. »Ach, Daphne, wie konntest du ihn nur gehen lassen!«
Daphne hatte sich fest vorgenommen, Jack Bryant keines einzigen Blicks zu würdigen. Außerdem hatte sie sich geschworen, dass sie stark bleiben und seinetwegen keine einzige Träne mehr vergießen würde. Sie würde niemals zugeben, dass sich ihr Herz immer noch anfühlte, als würde es entzweigerissen. Bei seinem Anblick schnappte sie nach Luft, so eine überaus elegante Figur machte er im Smoking.
Jack sah an diesem Abend vom Scheitel bis zur Sohle aus wie ein strahlender junger Gott – mit seiner großen, breitschultrigen Statur und seinen dunklen, welligen Haaren hätte er in ihren Augen jederzeit als Sohn des Zeus durchgehen können. Aber Daphnes Augen waren nicht die einzigen,
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