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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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empfunden.«
    Jack stellte fest, dass sie ein wenig aus der Fassung geriet.
    »So, haben Sie das?«, fragte sie und sah plötzlich ziemlich unglücklich aus.
    »Ich war dort ein Ausgestoßener – ein Provinzler. Mit meinem südwestenglischen Akzent bin ich immer sofort aufgefal len. Ich habe einfach nicht in die Londoner Gesellschaft gep asst. Ich beneide Sie, da es Ihnen offensichtlich so leichtgefallen ist, dort akzeptiert zu werden.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und studierte eindringlich sein Gesicht. »Nein, das ist mir nicht gelungen«, stieß sie schließlich leise hervor.
    Er sah sie überrascht an, schwieg aber und wartete, dass sie weitersprach.
    Ihr Blick verschleierte sich sichtlich, als sie wieder das Wort ergriff. »Man hat auch mir nie das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Ich kam als Gouvernante, aber man hat mich immer nur wie ein Dienstmädchen behandelt. Ich habe fröhliche Briefe nach Hause geschrieben, weil ich nicht wollte, dass sich meine Eltern Sorgen um mich machen. Außerdem hatte ich das Gefühl, an meiner Lage selbst schuld zu sein. London war furchtbar für mich, Jack. Ehrlich gesagt: Ich konnte es gar nicht erwarten, wieder nach Hause zu kommen.« Tränen traten ihr in die wunderschönen dunklen Augen.
    Jack war schockiert. Ein derart ernstes Gespräch hatte er nicht beabsichtigt. Er warf einen Blick über die Tanzfläche und sah Ned, der mit Eleanor Jones tanzte. »Möchten Sie ein wenig hinaus an die frische Luft gehen, Iris?«
    Sie nickte. Er eilte jedoch nicht gleich mit ihr hinaus, sondern führte sie zunächst zum Limonadenausschank. Erst dann verließ er zusammen mit ihr den Saal durch eine Seitentür, wobei er bewusst Abstand zu ihr hielt, da er sich sicher war, dass man sie beobachtete. Draußen zündete er sich umständlich eine Zigarette an und reichte ihr dann das Taschentuch aus seiner Brusttasche.
    »Oh, nein, nicht«, sagte sie schniefend. »Der schöne, perfekte Smoking.«
    Er schnaubte verächtlich, nahm einen langen Zug von seiner Zigarette und lehnte sich gegen die Wand. »Geht es wieder?«
    Sie nickte und tupfte sich mit seinem Taschentuch rasch die Augen. »Es tut mir leid. Außer Ihnen habe ich das noch niemandem erzählt.«
    »Nicht einmal Ned? Ich dachte, Sie beide stehen sich sehr nahe.«
    Sie seufzte. »Das ist auch so. Aber ich wollte, dass alle glauben, ich hätte eine tolle Zeit in England verbracht. Jeder in diesem Saal träumt davon, nach England zu gehen. Ich hätte es einfach nicht ertragen können, diese Träume zu zerstören.«
    »Ich habe das nie so richtig verstanden. Schließlich sind Sie hier geboren, und es heißt doch, dass man den Ort seiner Geburt stets in seinem Herzen trägt. Ich würde Cornwall liebend gerne wiedersehen, einfach deshalb, weil es meine Heimat ist. London hingegen ist mir piepegal. Wahrscheinlich würde ich sogar das Leben hier mehr vermissen als diese Stadt.« Erleichtert sah er, dass ihre Tränen inzwischen getrocknet waren.
    »Es tut mir leid, Jack. Ich weiß nicht, was da eben in mich gefahren ist. Ich bin wirklich froh darüber, wieder zu Hause zu sein – das ist die Wahrheit. Das England, das ich kennengelernt habe, kann mir gestohlen bleiben.« Ihr Ton wurde plötzlich bitter. »Ich habe in Bangalore eine erstklassige Erziehung auf einer Privatschule genossen. Meine Abschlussprüfungen habe ich mit Glanz und Gloria bestanden. Ich spreche besser Englisch als viele Londoner. Meine Kleidung ist maßgeschneidert, ich bin nicht mittellos, und dennoch hat man auf mich herabgesehen, als wäre ich irgendeine arme Einwanderin.«
    Das überraschte ihn. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich habe es auch nicht verstanden. Ich habe mich um eine Stelle als Gouvernante beworben, aber die Familie, zu der ich kam, hat mich mit einer unglaublichen Geringschätzung behandelt. Meine Mutter würde mit unseren ayahs niemals so umspringen, wie es Mrs. Fitzgibbon mit mir getan hat. Ich habe mehrmals gehört, wie sie mich vor ihren Freundinnen als ›Farbige‹ oder ›das indische Mädchen‹ bezeichnet hat. Ständig hat sie sich über meine Art zu reden lustig gemacht. Ein paar Leute haben mich sogar in einer Art Pidgin-Englisch angesprochen, weil sie glaubten, ich würde sie nicht verstehen. Was jedoch das Fass zum Überlaufen brachte, war, dass Mrs. Fitzgibbon mir verboten hat, Louisa und Millie Kinderreime beizubringen, weil sie nicht wollte, dass die Mädchen meinen Akzent annehmen. Ach, das macht mich noch heute so wütend!« Sie

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