Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
stampfte mit dem Fuß auf.
»Und was ist mit den Partys und den anderen gesellschaftlichen Anlässen, von denen Ned mir erzählt hat, und was ist mit … Paris?«
»Auch das war gelogen. Ich war zwar tatsächlich in Paris, aber ich musste im Zimmer der Mädchen wie ein Hund auf dem Boden übernachten, während sie in ihren Betten mit Satinbettwäsche schliefen. Das war so unglaublich demütigend. Ich weiß selbst nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, Jack. Schließlich kennen wir uns kaum. Vielleicht weil Sie Neds bester Freund sind und weil ich Ned vertraue.«
»Aber offensichtlich vertrauen Sie ihm nicht genug, um ihm die Wahrheit zu sagen.«
Sie blickte schuldbewusst drein. »Seien Sie nicht so grausam mit mir. Ich werde es ihm schon noch sagen. Ich wollte nur erst einmal ein wenig Abstand von dieser höchst unangenehmen Zeit gewinnen.«
»Ich mache Ihnen ja auch keinen Vorwurf. Jedenfalls freue ich mich, dass Sie nach Hause gekommen sind.«
Ihr Blick schnellte zu ihm hoch. »Warum?«
Er zuckte mit den Schultern, um seine Verlegenheit zu überspielen. »Nun, zunächst einmal, weil es Ned glücklich macht.«
»Oh«, sagte sie, und es kam ihm so vor, als sähe sie ein wenig enttäuscht aus. »Es ist nett, dass Sie das sagen.«
»Iris?«, fragte plötzlich eine leise Stimme in das Schweigen zwischen ihnen hinein, so dass Jack sich noch unbehaglicher fühlte.
»Ned.«
»Alles in Ordnung?«
Jack spürte, dass ihr vertrautes Gespräch noch immer zwischen ihnen in der Luft hing. Er fragte sich, ob Ned das ebenfalls wahrnahm.
»Ich bin nur kurz hinausgegangen, um eine zu rauchen«, sagte er und dankte seinem guten Stern, dass er die brennende Zigarette noch in seiner Hand hielt.
»Wir haben uns über London unterhalten«, sagte Iris fröhlich. »Jack hat längere Zeit dort gelebt, bevor er nach Indien kam.«
»Ich habe mir dort das Geld für die Überfahrt verdient«, log er.
Ned lächelte. »Du hast mir nie viel über diese Zeit erzählt, Jack. Ich dachte immer, du hättest das Geld für die Überfahrt beim Kartenspiel gewonnen!«
»So ähnlich war es auch«, sagte Jack gedehnt, warf seinen Zigarettenstummel auf den Boden und trat ihn aus. »Dann werde ich mich mal verziehen.«
»Jetzt schon?«, fragte Iris.
»Oh, ich habe nicht einmal erwartet, dass er überhaupt auftaucht, geschweige denn, dass er auf einen Tanz bleibt«, antwortete Ned für seinen Freund. »Jack ist nur gekommen, weil ich ihn darum gebeten habe. Ich wollte unbedingt, dass er dich kennenlernt«, fügte er hinzu und nahm dabei schüchtern ihre Hand.
»Ja«, bestätigte Jack, »und außerdem sollten Sie wissen, wie viele Herzen gerade brechen, nur weil Sie aus London herbeigerauscht sind und sich einen der begehrtesten Junggesellen von KGF geschnappt haben.« Er grinste, um zu überspielen, wie unbehaglich er sich tatsächlich fühlte. Wenigstens hatte er sein Versprechen, Ned zu helfen, damit eingelöst.
I hre Augen funkelten amüsiert. »Ich verstehe«, erwiderte Iris. Ihr Blick blieb fest auf Jack gerichtet. »Macht es Ihnen wirklich keinen Spaß, sich in Schale zu werfen und zu diesen Tanzveranstaltungen zu kommen?«
»Nicht den geringsten«, erwiderte er.
»Du kannst dir deine Worte sparen, Iris. Sein gutes Aussehen ist die reinste Verschwendung.«
Sie lachte. »Wie wollen Sie denn überhaupt ein nettes Mädchen kennenlernen, Jack, wenn Sie Veranstaltungen wie dieser konsequent aus dem Weg gehen?«
Ned schnaubte.
Iris musste den Blick bemerkt haben, den Jack ihm zuwarf. »Was soll denn das nun wieder heißen?«
»Nichts«, sagte Jack. »Gute Nacht, Iris. Vielen Dank für den Tanz. Es hat mich aufrichtig gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Sie und Ned sind ein sehr schönes Paar.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. Und dann hatte er sich auch schon umgedreht, um sich seinen Weg zurück durch den Saal vo ller Menschen zu bahnen und durch den Eingang nach dr außen zu schlüpfen.
Ned und Iris sahen zu, wie er sich entfernte. Keiner von beiden ahnte, dass sein Herz wie wild hämmerte.
Kanakammal vernahm, wie die Tür knarrte und dann ins Schloss fiel. Sie machte sich im Geiste eine Notiz, den Diener zu bitten, sie reparieren zu lassen. Master Bryant war zurückgekehrt. Sie hörte, wie er im vorderen Teil des Hauses umherging. Sie und Namathevi hatten ein kleines Zimmer im hinteren Teil des Gebäudes bezogen. Obwohl darin nur zwei eiserne Betten und eine schlichte Kommode standen, war dies im Vergleich zu
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