Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
fragte er.
»Luftkammern. Es ist nicht überall so staubig wie hier«, antwortete ihm Jones. »Ich wurde damals, als ich hier anfing, auch einmal eingeschlossen. Wir hatten Glück. Die Luftversorgung war ausreichend. Dennoch haben wir bei dem Unfall achtzehn Kumpel verloren.«
»Hört auf, von Verlusten zu reden«, knurrte de Souza.
»Ich kehre erst an die Oberfläche zurück, wenn jemand den Walkers eine gute Nachricht überbringen kann«, sagte Jack. »Los, kommt.«
Die Männer gingen in den Stollen hinein, in dem es dunkel und heiß wie in einem Backofen war. Sie folgten den Schienen der Loren, die wie die Gleise einer Miniatureisenbahn aussahen. Die Gleisanlangen waren eine erstaunliche technische Meisterleistung, von der die kornischen Bergleute nur träumen konnten.
Jack ging unter dem stahlverstärkten Bogen hindurch, der in Tunnel neun hineinführte, und hatte das Gefühl, er träte durch die Pforten der Hölle.
Als Ned mit Iris am Schacht ankam, herrschte dort bereits hektische Aktivität. Die Bergungsmannschaft war inzwischen vor Ort. Die Männer legten gerade ihre neue Sicherheitsausrüstung an und brüllten sich dabei Anweisungen zu.
Er wandte sich an Iris. »Die scheinen zu wissen, was sie tun.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, die Kleidung voller Staub, das Riemchen an einem ihrer Schuhe gerissen. In der Nähe weinten ein paar Frauen, andere waren einfach nur stumm und starr vor Schreck, während wiederum andere in kleinen Grüppchen beisammenstanden und mit beklommenen Gesichtern leise miteinander sprachen, wobei sie versuchten, ihre Tränen zu unterdrücken. Kleine Kinder klammerten sich an ihre Mütter und älteren Schwestern. Die Atmosphäre war so angespannt, dass Ned schon fürchtete, die Menschen könnten sich in ihrem Kummer und ihrer Verzweiflung den Schacht hinunterstürzen.
Das Eintreffen der Walkers riss ihn aus seinen Gedanken. Als Iris zu ihrer Familie rannte, versuchte er, einen gefassten Eindruck zu machen. Aber auch er hoffte inständig auf gute Neuigkeiten.
Ned sah, wie Iris sich an die Brust ihres Vaters klammerte. Es stimmte also: Rupert war dort unten. Ned fluchte leise vor sich hin. Dann machte er sich bereit, die Familie Walker zu begrüßen.
Er bahnte sich seinen Weg durch ein Meer aus Farben. Saris in allen Schattierungen schimmerten in der Abenddämmerung. Der Himmel sah aus wie eines der geschichteten Gelees, die seine Mutter immer an seinem Geburtstag für ihn gemacht hatte. Ein tiefes Violett wechselte ab mit Ultramarin, während direkt über dem Horizont noch die Rosatöne der Dämmerung und das feurige Orange des Sonnenuntergangs lagen. Schließlich spannte sich der nächtliche Himmel über KGF und tauchte die traumatische Szene allmählich in weiches, silbriges Mondlicht.
Ned ging auf die Walkers zu. Ihre gedrückte Stimmung war beinahe körperlich zu spüren.
»Ist es wahr?«, fragte er Flora Walker.
»Ja. Mein Rupert ist dort unten, Ned«, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme.
Ned schluckte. »Sie werden ihn da herausholen, ganz bestimmt.« Er drehte sich zu Iris um, die an der Brust ihres Vaters laut schluchzte. »Iris, ich muss jetzt den anderen helfen.«
»Was hast du vor?«, fragte Harold.
»Nun, ich werde für zusätzliche Beleuchtung sorgen. Ich bin mir sicher, dass jeder Lichtstrahl hilfreich ist.«
Es war, als hätte ihn der Leiter der Bergungsmannschaft gehört, so eilig kam er auf ihn zugelaufen. »Sinclair! Die Jungs können wegen des Staubs kaum etwas sehen.«
»Ich mache mich sofort auf den Weg zum Elektrizitätswerk.«
»Guter Junge.«
»Wie viele Kumpel werden vermisst?«, fragte Harold den Mann.
»Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir von achtundzwanzig. Es tut mir wirklich leid, Mr. Walker.«
Walker nickte, wie um zu sagen, dass er sich nicht zu entschuldigen brauche.
»Wir haben gehört, dass bereits ein Dutzend Männer eingefahren sind. Sie wollten nicht auf die Bergungsmannschaft warten.«
»Was?«, fragte Ned. »Sind die denn wahnsinnig? Das Bergungsteam hat die beste Ausrüstung im ganzen Land. Der Notfallplan sollte doch in jedem Fall ganz genau befolgt werden.«
»Sie wollten unbedingt etwas tun. Ich persönlich finde das sehr tapfer und bewundernswert. Übrigens ist Ihr Freund auch dabei – er hat sich als einer der Ersten freiwillig gemeldet.«
»Jack ist da unten?«, stieß Iris hervor.
»Der Mann ist noch nicht einmal im Untertagebau beschäftigt. Ich ziehe meinen Hut vor
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