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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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ihm.«
    »Ist es denn gefährlich für ihn?«, fragte Iris mit bebender Stimme.
    Ned warf ihr einen kurzen Blick zu. Heftige Eifersucht nagte an ihm.
    »Dort unten ist es immer gefährlich, Miss Walker. Aber diese Männer haben einen Vorsprung von mehr als fünfzehn Minuten. Vielleicht haben sie Glück und finden Ihren Bruder. Wir hoffen alle auf ein Wunder.«
    »Jack wird Rupert bestimmt finden, Mum. Und er ist stark genug, um ihn, wenn nötig, nach oben zu tragen.«
    Ned runzelte die Stirn. Es hörte sich so an, als würde Iris Jack schon ein Leben lang kennen.
    »Nun, jedenfalls danke, dass Sie sich um die zusätzliche Beleuchtung kümmern wollen. Wir brauchen sie so schnell wie möglich«, drängte der Leiter der Bergungsmannschaft.
    Ned rannte den Hügel hinunter. Als er zurückkam, hatten sich bereits doppelt so viele Menschen am Schacht versammelt. Einige der Anglo-Inderinnen hatten sich inzwischen in die Aktivität geflüchtet. Sie hatten behelfsmäßige Tische aufgestellt und gaben Becher mit Tee und Kaffee und sogar Kleinigkeiten zu essen an die Männer aus, die an der Rettung beteiligt waren.
    Ned machte sich mit seinen Elektrikern sofort ans Werk, und schon bald hatten sie ein neues Gerüst um den Eingang des Schachts herum aufgestellt. Als Ned den Schalter umlegte, wurde das gesamte Areal in helles Licht getaucht. Die Leute klatschten, aber der Applaus verstummte schnell wieder, als der Chef des Bergungsteams laut um Ruhe bat. Die Retter brauchten absolute Stille, um die Hilferufe und Klopfzeichen ihrer Kumpel unten in der Mine hören zu können.
    Ned trat zurück, froh und erleichtert darüber, dass er seine Aufgabe so schnell und erfolgreich erfüllt hatte.
    »Entschuldigen Sie bitte, Master Sinclair«, sagte da eine Stimme.
    Er drehte sich um, als er seinen Namen hörte, und blickte in das unglaublich schöne Gesicht einer jungen Inderin. »Ja?«
    Sie bedeckte ihr Gesicht sofort mit dem Zipfel ihres Saris. »Sie sind ein guter Freund von Master Bryant, Sir?«
    »So ist es.«
    »Ich bin Master Bryants neue … ich arbeite in seinem Haus. Wir alle machen uns Sorgen, weil er nicht nach Hause gekommen ist. Wir haben die Sirene gehört, Sir, und …«
    Ned nickte. Er war wie gebannt von ihren eindringlichen grauen Augen. »Entschuldigung, wie war doch gleich noch einmal dein Name?«
    »Master Bryant nennt mich Elizabeth. Aber ich heiße Kanakammal.«
    »Nun, Kanakammal, ich kann dir nur sagen, dass Master Bryant sich unten in der Mine an den Bergungsarbeiten beteiligt.«
    »Hat man schon etwas von ihm gehört, Sir?«
    »Leider noch nicht. Wir hoffen aber, dass das bald der Fall sein wird.«
    Die junge Frau schien zu verstehen. »Vielen Dank, Master Sinclair. Ich werde den Haushalt informieren.«
    »Hoffentlich werden unsere Gebete erhört«, fügte Ned ermutigend hinzu, dann sah er ihr zu, wie sie sich mit langen, anmutigen Schritten entfernte. Ihr hellgrauer Sari schimmerte silbern im Mondlicht. Sie sah aus wie ein leuchtender Engel, als sie leichtfüßig den Hügel hinauf davonschwebte. Sie war unglaublich schön.
    »Wer war das?«, fragte ihn plötzlich Iris von hinten. Er drehte sich um.
    »Äh, die Frau, die in Jacks Haus arbeitet. Er nennt sie wohl Elizabeth.«
    »Ach?«, sagte sie und kniff die Augen leicht zusammen, um ihr hinterherzusehen. »Sie scheint verschwunden zu sein.«
    »Sie war ohnehin wie eine Erscheinung«, bemerkte Ned.
    Sie gingen durch die Dunkelheit. Ihre Lampen warfen nur kleine Lichtpfützen. Obwohl sich der Staub langsam legte, war es Jack nicht möglich, seine ausgestreckte Hand zu erkennen.
    »Wissen wir, was vor uns liegt?«, fragte Jack, wohl wissend, dass sie sich möglicherweise gerade in größte Gefahr begaben.
    »Ich kenne diesen Gang sehr gut«, erwiderte de Souza, »aber wer weiß, ob er intakt ist? Ich denke, es ist besser, wenn einer von uns vorsichtig vorausgeht. Nur für den Fall.«
    »In Ordnung«, sagte Jack, »ich werde gehen.«
    »Nein. Du bist kräftiger als ich, Bryant. Wenn wir jemanden nach oben tragen müssen, sind wir auf dich angewiesen. Ist mit dir alles in Ordnung, Charlie? Du atmest so mühsam«, sagte de Souza und blieb stehen. Auch Jack hatte es schon bemerkt.
    Charlie Jones seufzte. »Dieser Staub macht mir das Atmen schwer.«
    »Geh zurück«, sagte Jack sofort. »Es ist viel zu gefährlich für dich. Hast du Asthma?«
    »Ich hatte keinen Anfall mehr, seit ich ein Kind war«, entgegnete er pfeifend. Dann beugte er sich nach vorn und hustete.

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