Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Licht? Kannst du mit deiner Lampe leuchten?«
»Nein. Ich muss sie fallen gelassen haben.«
»Dann klopf irgendwo dagegen.«
Jack hörte, wie Stein auf Stein schlug. »Ich glaube, ich habe dich. Bleib ganz ruhig.« Er hielt seine Lampe hoch. Was er da vor sich sah, war jedoch absolut verheerend.
Jack biss sich fest auf die Unterlippe, als ihm klar wurde, dass Arnold de Souza unter einem riesigen Felsblock lag. Nur sein Oberkörper war zu sehen, Hüften und Beine waren von zentnerschwerem Fels zerquetscht worden. Arnold konnte nur mit Mühe den Kopf heben. Er blickte gerade in die entgegengesetzte Richtung.
»Ich kann dich sehen, Arnold.« Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte, also fragte er das Offensichtliche: »Hast du große Schmerzen?«
»Nein, keine Schmerzen. Ich fühle überhaupt nichts mehr«, kam die gequälte Antwort. »Ich habe kein Gefühl in meinem Körper, aber meine Augen und meine Hände sagen mir, dass da ein verdammt großer Felsblock auf mir liegt.« Er stieß ein gespenstisches Lachen aus.
»Arnold, schscht, sag jetzt …«
»Nein, sei du ruhig. Wir wissen beide, dass ich schon so gut wie tot bin. Hör mir zu, Jack – ich habe vorhin Stimmen gehört. Ich bin mir ganz sicher. Da unten sind noch andere, und sie sind noch am Leben.« De Souza begann zu würgen. »Lass mich einfach in Ruhe sterben. Du kannst dieses verdammte Ding nicht bewegen und ich auch nicht. Mir kann keiner mehr helfen.«
»Warte«, sagte Jack und versuchte verzweifelt, das Unvermeidliche hinauszuzögern. »Ich versuche, zu dir zu kommen.«
Ersuchte sich vorsichtig einen Weg über den Schutt. Im Moment zählte für ihn nur, die Hand des Sterbenden zu halten. Jack erreichte de Souza keinen Moment zu früh.
»Bryant«, stammelte de Souza. »Sag Amy, dass ich sie und die Kinder liebe. Sag ihr, es tut mir leid, dass ich sie verlassen muss.«
»Ich werde es ihr sagen, Arnold«, versicherte Jack und drückte die Hand des Mannes. »Sie wird sehr stolz auf dich sein.«
De Souza lächelte, und dieses Lächeln war von einem Strahlen erfüllt, das Jack schier das Herz brach. De Souza starb mit dem nächsten Atemzug. Die Hand, die Jack hielt, wurde schlaff.
Jack starrte ihn einen Augenblick an, dann sprach er ein stilles Gebet. Er griff in seine Tasche und fand ein Taschentuch, das er über de Souzas Gesicht legte.
Jack blinzelte die Tränen der Hilflosigkeit weg. Dann richtete er sich auf. Mit wütender Entschlossenheit nahm er seine Lampe und ging tiefer in den Tunnel hinein. Er würde die Männer, denen diese Stimmen gehörten, finden.
29
Aus der Ferne sah Ned, wie man Charles Jones aus dem Schacht heraushalf und wie Harold Walker, der sich schon für die Versorgung der ersten Opfer bereithielt, seine Helfer anwies, ihn vorsichtig auf eine Trage zu legen.
Alle Walkers hielten den Atem an, als Harold einen Boten zu ihnen schickte.
»Ich soll Ihnen ausrichten, Madam«, meldete der Mann mit indischem Akzent, »dass es noch keine Nachricht von Master Rupert gibt.«
F lora zuckte mit keiner Wimper, presste nur die Lippen noch ein wenig fester zusammen. Stumm fuhr sie damit fort, Teetassen bereitzustellen. Dann füllte sie eine Schale mit Zucker.
»Master Jones hat dem ersten Rettungstrupp angehört. Master Bryant hat ihn zurückgeschickt.« Der Inder wackelte mit dem Kopf.
»Geht es Mr. Bryant gut?«, fragte Iris besorgt.
»Ich weiß es nicht, Miss Walker«, gestand der Bote, dann eilte er wieder davon.
Ned wandte sich an Iris. »Jack wird bestimmt nichts geschehen«, sagte er schroff.
Iris schmollte. »Ich bin einfach völlig durcheinander«, sagte sie schließlich. »Bitte verzeih mir, Ned.«
Ned legte den Arm um sie. Trotz der Hitze fand er es wund erbar, ihren warmen Körper zu spüren. Plötzlich zählten für ihn nur noch die Liebe, die er für Iris empfand, und sein Wunsch, sie zur glücklichsten Frau in ganz KGF zu machen. »Iris, lass uns zu den anderen Familien hinübergehen und mit ihnen sprechen. Wir sollten versuchen, sie zu beruhigen.«
»Oh, Ned, ich glaube nicht …«
»Doch, das kannst du.« Er nahm ihre Hand. »Sie werden sich lange an deine Freundlichkeit erinnern – und ich ebenso.«
Iris ließ es zu, dass er sie verschiedenen Familien vorstellte. Sie gab sich heiter und zuversichtlich und schüttelte den indischen Frauen die Hand, wechselte sogar einige Worte in einem etwas eingerosteten Tamil mit ihnen. Ned selbst beherrschte diese Sprache inzwischen ziemlich gut. Oft war er
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