Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
Vom Netzwerk:
Notfallplans. Also komm, nimm meine Hand. Wir müssen jetzt weiter.« Er sah, wie sie sich suchend umschaute. »Ich habe deine Handtasche. Mach dir keine Sorgen um die Fahrräder. Wir werden sie später holen. Komm schon, Iris. Wir müssen uns beeilen.«
    Sie rannten los, bis sie sich inmitten einer Gruppe wehklagender Inderinnen wiederfanden, die den Hügel hinaufströmten. Sie alle befürchteten das Schlimmste und flehten ihre Götter an, es möge ihnen erspart bleiben.
    Jack hatte diese Woche Frühschicht. Er hatte sich vorgenommen, seine Freizeit sinnvoll zu nutzen. Er lernte Golf spielen, da er entschieden hatte, dass dies für einen wirklichen Gentleman die einzig akzeptable Sportart sei. Zwar beneidete ihn so mancher um sein überragendes Können beim Snooker und beim Kartenspiel, aber das allein verlieh ihm keinen besonderen Status, bestenfalls den eines Gauners. Bis jetzt hatte ihn das nicht im Mindesten gestört, aber bis jetzt hatte es auch niemanden gegeben, den er beeindrucken wollte.
    Er hatte festgestellt, dass er einen natürlichen Schwung und einen kräftigen Schlag hatte. Aber er musste noch immer viel lernen. Sein Caddy gab ihm viele nützliche Tipps, und er war überrascht, wie viel Spaß ihm dieser Sport machte, über den er früher nur gespottet hatte.
    Zufrieden stellte er fest, dass er alle Sandhindernisse vermieden hatte und sein Ball auf dem Rand des Grüns gelandet war, als sich plötzlich der Boden unter seinen Füßen bewegte. Dem folgte eine laute Explosion. Die Erde bebte noch immer, als er einen seiner Golfpartner vom Sandhindernis herunterzerrte.
    »Felsschlag!«, schrie er. Das entsetzliche Geräusch war ihm nur allzu bekannt.
    Einer der Caddys kniete erschrocken auf dem Boden, während sich ein zweiter im Sand sitzend wiederfand. Jack verlor keine Sekunde Zeit. Er schrie den Caddys ein paar Anweisungen zu, bevor er sich seinen Golfpartnern zuwandte. »Ich glaube, wir werden gebraucht. Also los!«
    So schnell sie konnten, rannten sie zum William’s Shaft.
    Jack war der Erste, der dort eintraf. Es herrschte das blanke Chaos. Das Rettungsteam, das erst im vorangegangenen Jahr ins Leben gerufen worden war, war noch nicht am Schauplatz des Geschehens eingetroffen. Den neuen Richtlinien zum Trotz wurde bereits nach Freiwilligen gesucht, wofür jedoch nur Männer mit Erfahrung unter Tage infrage kamen.
    Jack zögerte keinen Moment. »Mr. Collins«, rief er dem diensthabenden Aufseher der Mine zu. »Ich werde gehen. Ich habe in den Minen von Penzance schon viele Unfälle erlebt.«
    »Aber nicht in so großer Tiefe, junger Bryant. Vermutlich ist das hier in mehr als zweihundert Metern unter der Erde passiert.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Ich habe schon genügend M änner auf dem Rücken nach oben getragen. Ich werde gehen!«
    Collins nickte. »Dann machen Sie sich fertig. Wir fahren in den nächsten paar Minuten ein.«
    Jack eilte zu einer Gruppe von fünfzehn Männern hinüber, die gerade die vorhandene Sicherheitsausrüstung anlegten. Da es jetzt eine eigens gegründete Bergungsmannschaft gab, stand den anderen nicht gerade viel zur Verfügung.
    »Wie viele sind noch unten?«, fragte er.
    »Fünfundzwanzig bis dreißig, darunter ein Weißer und ein Anglo-Inder.«
    Jack wusste, dass Letzteres eigentlich bedeutungslos sein sollte, in der Gemeinschaft hier dagegen war es ungeheuer wichtig. Die ersten Einheimischen, deren Ehemänner und Brü der, Onkel und Väter möglicherweise Hunderte von Metern unter dem mörderischen Fels begraben waren, waren inzwischen am Schacht eingetroffen. Man hatte bereits eine Absperrung errichtet, um die Menge zurückzuhalten. Das Wehklagen der Frauen, die sich auf die Brust zu schlagen begannen und um ihre Männer weinten, wurde immer lauter.
    »Sollten wir nicht besser warten, bis das Bergungsteam eintrifft?«, fragte Jack.
    »Kannst du einfach dastehen und zusehen? Schau dir diese Menschen an. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Du hast recht.«
    »Gehen wir!«, schrie Collins. »Teilt euch in Gruppen zu drei Mann auf. Die Männer von der Bergungsmannschaft müssten jede Minute eintreffen, aber vielleicht können wir ihnen die Informationen verschaffen, die sie brauchen, um die Leute hochzuholen.«
    Jack bildete mit zwei Männern, die er kannte – Arnold de Souza und Charlie Jones –, eine Dreiergruppe. Schon bald wurde er in einem Förderkorb hinabgelassen, der bis zu sechsundzwanzig Mann in zwei Ebenen aufnehmen konnte. Er war bereits in mehreren

Weitere Kostenlose Bücher