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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Richtung entwickelt hatte. Er hatte Jack dazu gedrängt, zu diesem Tanzabend zu kommen, er hatte alles darangesetzt, dass die beiden sich kennenlernten. Irgendwo tief in seinem Inneren hatte er geahnt, dass das nicht besonders klug war. Und dennoch: Er hatte sich so sehr gewünscht, dass die beiden Menschen, an denen ihm am meisten lag, Freunde würden. Iris wartete, wirkte gekränkt. »Ach, ich weiß nicht. Ein paar der Männer haben sich über mich lustig gemacht, als du mit Jack den Saal verlassen hast.«
    Sie blitzte ihn wütend an und stemmte entrüstet eine Hand in die Hüfte. Plötzlich wirkte sie verschlossen und abweisend.
    »Iris, wie auch immer es ausgesehen haben mag, ich …«
    »Wie hat es denn ausgesehen?«, fuhr sie ihn an.
    Er wünschte sich, er könnte die Zeit fünf Minuten zurückdrehen. Ned holte tief Luft, aber ihr harter Gesichtsausdruck wurde nicht weicher. Es schien ihm am besten, ihr die Wahrheit zu sagen. »Du weißt, dass Jack einen gewissen Ruf hat.«
    »Ich verstehe. Du bist also der Meinung, ich sei eine leichte Beute für ihn, ja? Dieser Jack Bryant tanzt einen einzigen Tanz mit mir, und schon bin ich ihm verfallen. Ich gehe mit ihm nach draußen, damit er mit mir machen kann, was er will? Ist es das, was du von mir denkst, Ned?«
    »Nein, Iris. Nein.«
    »Oh, das macht mich total wütend! Dieser blöde Kleinstadttratsch. Das ist genau der Grund, weshalb ich lieber in Bangalore wäre, Ned.«
    Ned war verzweifelt. Der Abend war ruiniert. Es gab nichts, was er hätte sagen oder tun können, um das Ganze wieder einzurenken.
    »Iris, es tut mir leid. Wirklich. Du bist mir keine Erklärung schuldig. Ich wollte dir nur sagen, dass …«
    Plötzlich bebte der Boden unter ihren Füßen. Der Knall einer heftigen Explosion zerriss die abendliche Stille. Es fühlte sich an wie ein Erdbeben. Ihre Fahrräder fielen um, und Iris und er klammerten sich instinktiv aneinander fest. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, wenngleich der Boden und die Häuser nur wenige Sekunden wackelten. Danach herrschte Totenstille. Sogar der abendliche Gesang der Vögel war verstummt.
    Die Stille wurde jedoch gleich darauf von lauten Rufen und Schreien aus den Häusern der indischen Bergarbeiter unterbrochen. Frauen und Kinder strömten aus den Dutzenden, Puppenhäusern gleichen Behausungen. Die Stimmen der Frauen vereinigten sich zu einer unheimlichen, schrillen Wehklage. Dann ertönte plötzlich das noch lautere Heulen einer Sirene.
    »Was war das?« Iris stand sichtlich unter Schock.
    Auch Ned war wie gelähmt. Sein Herz raste. Genau dieses Szenario hatten sie in den vergangenen sechs Jahren immer wieder durchgespielt, aber er hatte sich nicht vorstellen können, dass es tatsächlich einmal Realität werden würde. Er wusste, dass dies kein Probealarm war. Es war das Geräusch gewesen, das jeder in KGF fürchtete.
    »Ned! Was ist hier los?«
    Der Fluch, den er ausstieß, ging im Lärm und der plötzlichen hektischen Aktivität ringsum unter. »Es hat einen Unfall gegeben, Iris. Wahrscheinlich einen Felsschlag unter Tage.«
    »Felsschlag?«, wiederholte sie und sah ihn fragend an.
    »Einen Einsturz in einer der Minen während der Ausschachtung«, schrie er, um die kreischenden Dorfbewohner zu übertönen, die den Hang zum Eingang des Schachts hinaufrannten.
    »In welcher Mine?«, schrie sie.
    »Ich glaube im William’s Shaft«, rief er.
    Iris schlug die Hände vor den Mund und starrte ihn so entsetzt an, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. »Hab keine Angst, Iris«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich bringe dich auf schnellstem Weg nach Hause.«
    »Rupert«, schrie sie mit Panik in den Augen. Sie drehte sich um und begann die Straße entlangzurennen.
    Ned eilte ihr verwirrt hinterher. »Iris, warte!« Er hatte sie schnell eingeholt. »Was ist mit Rupert?«
    »Er leitet heute eine Arbeitsstudie im William’s Shaft. Er ist da unten, Ned. Er ist in der Mine!«
    Ned war schockiert, doch spätestens seit Brents Tod wusste er, dass Panik niemals die richtige Reaktion auf eine Stresssituation war. Er war froh darüber, die Führung übernehmen und Iris aus ihrer lähmenden Angst herausholen zu können.
    »Iris, wir müssen gehen. Sofort. Sie brauchen jetzt jeden Mann. Ich werde sicher schon im Elektrizitätswerk erwartet.«
    »Du darfst mich jetzt nicht verlassen, Ned.«
    »Ich werde dich zum Schacht bringen. Deine Familie ist bestimmt schon dort. Aber ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich bin Teil des

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