Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
andere Mann auch. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Nun, dann werde ich sie eben davon überzeugen, sich für mich zu entscheiden«, sagte Ned entschlossen. »Und wenn sie sich tatsächlich für mich entscheiden sollte?«
»Dann werde ich das selbstverständlich akzeptieren.«
»Und ihr nicht mehr nahekommen?«
»Du hast mein Wort.«
Ned streckte die Hand aus. »Gib mir deine Hand darauf. Bis zum Ende der Woche, zum Tanz in Nundydroog, wirst du deine Antwort haben.«
»So schnell? Was für ein Selbstvertrauen! Und wenn sie sich für mich entscheidet?«, fragte Jack, als er Neds Hand ergriff. »Es ist keinesfalls sicher, dass du sie gewinnen wirst.«
»Dann werde ich KGF für immer verlassen«, sagte Ned, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.
Jack schüttelte Neds Hand, und beiden wurde klar, dass sie ihre Freundschaft in diesem Augenblick begruben. Jack war nicht stolz darauf, Ned in diese Ecke gedrängt zu haben, wenngleich er jetzt näher daran war, Iris für sich zu gewinnen, als je zuvor. Dennoch verspürte er nicht das geringste Gefühl des Triumphs, als er Ned hinterhersah, der auf seinem Rad den Hügel hinunter und aus seinem Leben fuhr.
37
Ein paar Tage später wurde Jacks Motorrad geliefert, eine Maschine, die allseits als »Fanny B« bekannt war. Trotz seiner noch immer verdrießlichen Stimmung konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er neben Gangai und dem mali stand, die beide voller Anerkennung mit dem Kopf wackelten.
»Sehr, sehr schön, Sir«, sagte der mali , dessen schmutzige dhoti Jack daran erinnerte, dass sowohl er als auch der Gärtner mehr als nur zwei Garnituren zum Wechseln haben sollten.
» Wenn Sie mit Ihrer wunderschönen neuen Maschine dur ch KGF fahren, werden die Leute wissen, wie wohlhabend Sie sind, Sir«, fügte Gangai hinzu.
Jack nickte. Wunderschön war zweifellos ein passendes Wort für das Motorrad. Der Motor saß in einem Aluminiumgehäuse und verfügte über ein Zweiganggetriebe. Die Maschine war feuerrot und die erste ihrer Art, die Fußrasten mit Zehenschutz besaß. Er hätte diesen Augenblick nur allzu gern mit Ned geteilt, aber jetzt hatte er niemanden mehr, dem er seine Maschine hätte vorführen können. Er vermisste Elizabeths stille Gegenwart. Seit sie nicht mehr da war, war das Essen geradezu ungenießbar, und der Haushalt wurde vernachlässigt. Gangai tat sein Bestes, vergaß aber immer wieder kleine Aufgaben, wie die Uhr aufzuziehen, das Holz zu ölen, das Haus zu lüften, die Teppiche zu klopfen, und selbst die Hühner mussten manchmal auf ihr Futter warten.
Jack stellte überrascht fest, dass er auch die täglichen frischen Blumen und den Duft des Sandelholzes vermisste. Oft glaubte er, das leise Klirren von Armbändern oder Fußreifen zu hören. Dann blickte er auf und erwartete, Elizabeth zu sehen, aber es war nur Einbildung gewesen. Dem Haus fehlte der Geruch von gerösteten Gewürzen und frisch zerriebenen Kräutern; selbst der Tee war heute wieder nur lauwarm.
Erst jetzt begriff er, wie selbstverständlich er die reibungslose Haushaltsführung unter Elizabeths ruhiger, fester Hand genommen hatte. Obwohl es ihm schwerfiel, das zuzugeben: Er hätte sie auf der Stelle wieder eingestellt, falls sie zurückgekommen wäre. Er war sich jedoch sicher, dass sie dazu viel zu stolz war. Vermutlich würde eher die Hölle zufrieren, bevor er sich so weit erniedrigte, dass er sie bat, wieder in seine Dienste zu treten.
»Werden Sie, wie man so schön sagt, noch heute eine Spritztour unternehmen?«, fragte Gangai, und seine dunklen Augen leuchteten vor Begeisterung.
»Natürlich!«, rief Jack.
Er verzichtete auf den Lederhelm, die Brille setzte er jedoch auf. Sein neues Spielzeug startete mit einem Schnurren, und er jagte den Motor absichtlich hoch, nur um zu sehen, wie das Lachen seiner Zuschauer noch breiter wurde. Zu seinem Publikum zählten jetzt auch die drei Söhne des mali und der chokra . Die vier Jungen rannten neben ihm her, als er langsam losfuhr. Schon bald aber blieben sie in eine Staubwolke eingehüllt zurück, während er den Hügel hinunterdonnerte und dabei einen so entsetzlichen Lärm verbreitete, dass er zum ersten Mal seit Wochen laut zu lachen begann.
Er fuhr bis zu den Bungalows der Offiziere in Marikuppam, bevor er nach links abbog und am Haus des Direktors der Top-Reef-Mine vorbei auf die Hauptstraße dröhnte, die hinauf nach Funnel’s Hill führte. Menschen winkten ihm begeistert von der Veranda des
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