Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
Vom Netzwerk:
in letzter Zeit nicht genug.«
    Er lächelte sie gequält an. »Bist du etwa meine Mutter?«
    »Wenn Sie vor Hunger zusammenbrechen und sterben, habe ich keinen Arbeitgeber mehr.«
    Die dosas dufteten in der Tat verführerisch. Er biss hinein und genoss den knusprigen Pfannkuchen mit der samtigen Tomatenfüllung. Als sich die säuerliche Würze des Kokos-Chutneys auf seiner Zunge entfaltete, hatte er das Gefühl, von den Toten zu erwachen.
    Seit er aus Bangalore zurückgekommen war, hatte er sich mehrere Tage von nichts anderem als von Gin und kleinen Happen ernährt. Die Mahlzeiten, die Elizabeth für ihn zubereitet hatte, hatte er nicht einmal angerührt.
    »Ich bin überrascht, dass du dich nicht entmutigen lässt, obwohl ich kaum etwas esse, Elizabeth.«
    »Mein Essen wird irgendwann Ihren Willen besiegen, Sir.«
    Er lachte. »Dagegen sieht Porridge tatsächlich sehr langweilig aus.«
    Sie lächelte zögernd.
    »Ich habe in Bangalore ein Haus gekauft. Meinst du, du könntest mich begleiten und auch dort für mich kochen?«
    »Verlassen Sie KGF , Sir?« Ihre Stimme klang enttäuscht. Er seufzte. »Ich weiß es noch nicht. Ich glaube … nun, das hängt von den Umständen ab …« Er wusste, dass er Unsinn redete. »Ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht werde ich Indien auch ganz verlassen.«
    »Werden Sie nach England zurückkehren?«
    »In meine Heimat Cornwall«, sagte er, und der Name kam ihm dabei überraschend zärtlich über die Lippen. »Ich vermisse sie sehr.«
    »Meinen Sie di esen Ort, oder sprechen Sie von einer Frau, Sir?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, die volle Gabel schwebte auf halbem Weg zu seinem Mund. »Dir entgeht kaum etwas, nicht wahr?«
    »Ich passe auf.«
    »Hast du einen Bräutigam, Elizabeth?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich meine, bist du einem Mann versprochen? So macht ihr Inder das doch, oder?«
    »Meine Familie nicht, Sir. Es kommen zwar von Zeit zu Zeit andere Familien auf meine Eltern zu, die Entscheidung aber liegt allein bei mir.«
    Jack hob seine Tasse mit dem frischen Tee. »Das freut mich für dich. Ich finde das bewundernswert. Es hat mich schon immer beunruhigt, dass ihr aus anderen Gründen heiratet als aus Liebe.«
    »Viele Leute aus dem Westen heiraten nur aus Gründen der Bequemlichkeit oder wegen des Geldes. Hindu-Familien hingegen machen sich viele Gedanken darüber, ob die Familien der Brautleute zusammenpassen. Das Geld ist dabei nur ein Punkt, aber es ist nicht der einzige. Ich sehe jeden Tag weiße Frauen, Sir, die allein um des Status willen heiraten würden.«
    »Du hast recht. Ich allerdings könnte nur aus Liebe heiraten.«
    »Und was wäre, wenn Sie diejenige nicht lieben dürften?«
    Jack knallte die Tasse aufs Tablett. Sie zerbrach, Tee ergoss sich in seine dosas, die Gabel fiel klirrend auf die Veranda. »Wer bist du, dass du dir erlaubst, mir so eine Frage zu stellen?«
    Sie zuckte zusammen, wich aber keinen Millimeter zurück.
    »Ich bin niemand, Sir.«
    »Das ist richtig. Niemand!« Aufgebracht erhob er sich von seinem Rohrsessel. »Was gibt dir also das Recht dazu? Du bist mein Dienstmädchen.«
    »Aber nicht Ihre Sklavin«, korrigierte sie ihn ruhig. Ihre Augen hatten jetzt die Farbe von Regenwolken. »Ich arbeite für Sie. Ich tue dies gern. Aber ihr Briten glaubt, ihr wärt so viel besser als wir, so viel klüger, und dabei überseht ihr so vieles. Ich spreche Ihre Sprache mühelos, während Sie nicht einmal meinen Namen aussprechen können.«
    Jack schnaubte.
    »Sie wird Sie nicht glücklich machen, Sir«, fuhr sie unerschüttert fort. »Und Sie werden sie nicht glücklich machen. Sie beide sind sich viel zu ähnlich. Sie sind beide zu gierig, zu sehr daran gewöhnt, Ihren Willen zu bekommen. Sie, Sir, brauchen jemanden, der Ihnen gibt, und bei ihr ist es dasselbe. Sie sind beide geübter im Nehmen.«
    Jack schwieg, nicht aus Verärgerung, sondern aus Überraschung. Elizabeths Worte durchdrangen seinen Zorn, seinen Schmerz und seine Entschlossenheit, Iris für sich haben zu wollen, trafen auf jenen Ort in seinem Inneren, wo er sich einen letzten Rest Vernunft bewahrt hatte. Dort hallten sie wider, läuteten ihm die Wahrheit wie eine große Glocke. Er wollte sie ignorieren. Wollte sein Tablett nehmen und es nach ihr werfen. Stattdessen ballte er aufgebracht die Fäuste.
    »Du bist also der Meinung, Ned Sinclair kann ihr all das geben, was sie braucht?«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen.«
    »Antworte mir. Ist Ned

Weitere Kostenlose Bücher