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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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keinem weiteren Verfahren kommen würde. Seiner Ansicht nach hatte die Polizei diese Briefe nur verschickt, um die offensichtlich immer noch erzürnte Witwe zu beschwichtigen.
    Alles, was sie in der Hand hatten, war die Aussage eines Bediensteten des Bangalore-Clubs, der sich an etwas zu erinnern meinte, das fast sieben Jahre zurücklag. Jack glaubte nicht, dass das ausreichen würde, um die Behörden zu veranlassen, das Verfahren offiziell wieder aufzunehmen. Und selbst wenn sie es täten, würde ihr Wort gegen das von Ramesh stehen. Jack würde damit klarkommen; wichtig war nur, dass Ned die Nerven behielt.
    Ned jedoch drohte zusammenzubrechen. Deshalb war Jack auf Hilfe angewiesen. Er würde sich verdammt noch mal nicht als Mittäter in einem Mordfall vor Gericht bringen lassen. Sosehr er auch Ned vor einer Gefängnisstrafe bewahren wollte, so waren es doch auch seine eigenen Interessen, die ihn antrieben.
    Er fuhr nach Oorgaum hinunter, näherte sich dem Grundstück der Sinclairs von der Rückseite her und versteckte sein Motorrad unter einem Busch. Das Haus, das die Minengesellschaft Ned zur Verfügung gestellt hatte, stand etwas abseits auf einem kleinen, von einer Mauer umgebenen Grundstück. Jack sprang über die niedrige Gartenmauer und ging zur Hintertür, wobei er die Hühner aufscheuchte und einen chokra erschreckte, der gerade die Tiere fütterte.
    »Ist die Herrin im Haus?«, fragte er.
    Der Junge schien ihn verstanden zu haben. Er zeigte dorthin, wo sich, wie Jack vermutete, die Küche befand. Die Tür stand offen. Jack vernahm leise Musik aus einem Radio, das rhythmische Geräusch eines Besens und das Summen einer Frau.
    »Hallo?«, rief er laut und trat dann ein.
    Iris stand da und strich sich eine Locke aus ihrem erhitzten Gesicht. Sie trug ein altes Hauskleid und darüber eine Schürze. Sie sah noch viel bezaubernder aus, als er es in Erinnerung hatte.
    »J-Jack!«
    »Entschuldige, dass ich so unangekündigt hier hereinplatze«, begann er ohne Umschweife. Sie lehnte ihren Besen an die Wand, zog schnell ihre Schürze aus und versuchte, ihre Haare in Ordnung zu bringen, wenngleich ihn das nicht im Mindesten interessierte. Sie sah auch so einfach wunderschön aus.
    »Was machst du hier?« Sie sah sich irritiert um. »Warum bist du durch den Hintereingang gekommen?«
    »Ich muss dich unter vier Augen sprechen.«
    »Jack, ich …«
    »Es geht um Ned.«
    »Ned?«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Offensichtlich war sie den Tränen ohnehin schon sehr nahe gewesen, denn sie fing sofort an zu weinen. Erschrocken durchquerte er mit ein paar großen Schritte die Küche und schloss sie in seine Arme.
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht …«
    »Es liegt nicht an dir«, schluchzte sie. »Es liegt …« Sie konnte ihren Satz nicht beenden.
    Jack hatte sich geschworen, Distanz zu Iris zu wahren, aber hier stand er und hielt sie, in Tränen aufgelöst, in seinen Armen. Er drückte sie an sich und murmelte tröstende Worte, das Gesicht über ihre Haare gebeugt, so dass er den Sandelholzduft ihres Shampoos riechen konnte.
    »Ach, Jack, er benimmt sich in letzter Zeit so seltsam. Aber er weigert sich, mit mir darüber zu reden – ich weiß nicht, was los ist. Ich weiß nur, dass er sehr unglücklich ist.«
    Er führte sie aus der Küche in den Raum nebenan, offensichtlich ein kleines Wohnzimmer, in dem es dunkel und angenehm kühl war. Sie nahmen auf einem Sofa Platz.
    »Ich weiß«, sagte Jack.
    »Woher weißt du das? Sprecht ihr zwei wieder miteinander?«
    »Ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir das Kriegsbeil begraben haben, aber wir reden zumindest wieder miteinander. Auch wenn ich nicht gerade behaupten würde, dass wir wieder Freunde sind, so sind wir doch auch keine Feinde mehr.«
    »Darüber bin ich froh«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine. Jack zog seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt. Sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt. »Er hat nämlich sonst niemanden.«
    Jack räusperte sich und stand auf, da er sich vor dem fürchtete, was Iris’ Nähe bewirken könnte. Er ging zum Kaminsims hinüber. Es fiel ihm unendlich schwer, sie einfach nur anzusehen, und noch schwerer fiel es ihm, dass er auf ihre Berührung nicht reagieren durfte. Er hustete kurz, um sich zu sammeln und ein wenig Zeit zu gewinnen, während sie ihn unverwandt anstarrte. »Iris, im Moment musst du Ned gegenüber ganz besonders viel Verständnis aufbringen. Ihm geht eine Menge im Kopf herum.«
    »Aber was ? Wenn er

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