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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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mehr mit nach Hause. Du machst ohnehin viel zu viele Überstunden. Wenn du dann schon einmal hier bist, möchte ich dich ganz für mich haben. Unser Kind wirst du jedenfalls nicht so ignorieren können, wie du mich ignorierst.«
    »Ich ignoriere dich doch nicht!«
    »Doch, das tust du. Du kommst nicht einmal mehr zu mir ins Bett. Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle? Ich werde es dir sagen: unattraktiv, nicht begehrenswert und ganz sicher ungeliebt.«
    »Ach, Iris, sag doch nicht so was.« Er versuchte, ihren schmollenden Mund zu küssen, aber sie drehte den Kopf weg.
    »Denk darüber nach, Ned. Ich wünsche mir mehr für uns. Du gehst nicht mit mir tanzen, wir haben noch nicht einmal die Hochzeitsreise gemacht, die du mir versprochen hattest, ich brauche neue Schuhe, aber … «
    »Das Geld wächst nicht auf den Bäumen, Iris«, sagte er. Jacks Warnung, die Bedürfnisse seiner Frau würden seine finanziellen Mittel bei Weitem übersteigen, kam ihm in den Sinn.
    »Behandle mich bitte nicht so herablassend. Ich weiß ganz genau, was wir uns leisten können und was nicht. Schließlich erinnerst du mich oft genug daran.«
    »Dann hast du vielleicht doch den falschen Mann geheiratet.« Er hatte das leichthin sagen wollen, als einen Scherz. Die sorgenvolle Anspannung in seiner Brust ließ es jedoch wie eine Kampfansage klingen.
    Sie zuckte zurück, als hätte er sie geohrfeigt. »Was soll denn das heißen?«
    Die Worte waren heraus. Jetzt konnte er keinen Rückzieher mehr machen. »Nun, ich kann dir offensichtlich nicht all das geben, was du brauchst.«
    »Offensichtlich versuchst du es nicht einmal«, erwiderte sie. »Die meisten Dinge, die ich brauche, würden dich überhaupt nichts kosten.«
    »Ich will mich nicht mit dir streiten, Iris.«
    »Du kannst mich nicht einfach ignorieren, weil du nicht darüber reden willst.«
    »Worüber reden?«, fragte er, lauter jetzt.
    »Über das, was dir anscheinend ständig im Kopf herumgeht. Was ist es, das dir so große Sorgen macht?«
    Er musste sie irgendwie ablenken. »Nun, vielleicht bin ich ja doch nicht genug für dich. Jack Bryant wäre vielleicht eine bessere Partie gewesen.«
    Sie begann zu weinen, und er kam sich schlecht und niederträchtig vor. Er hatte kein Recht, ihre Treue anzuzweifeln. Seit sie geheiratet hatten, war Iris ihm nichts anderes als eine liebende und hingebungsvolle Ehefrau gewesen.
    »Es tut mir leid«, versuchte er sich zu entschuldigen.
    »Geh zur Arbeit, Ned. Geh einfach.«
    Ohne ein weiteres Wort stürmte er aus dem Haus, als wäre sie es gewesen, die ihm bitterböse Vorwürfe gemacht hatte. Ihr Streit trug nicht gerade dazu bei, die labile seelische Verfassung, in der er sich befand, zu stabilisieren. Plötzlich kam ihm die Welt, die ihm noch vor kurzer Zeit so strahlend hell und vielversprechend erschienen war, wieder dunkel, bedrückend und freudlos vor. Genauso hatte er sich damals in Rangun gefühlt. Das ganze Entsetzen dieser Zeit griff wieder nach ihm, drohte ihn zu verschlingen. Das Schicksal hatte ihm seine Eltern entrissen, hatte ihm den einzigen Freund genommen, und auch wenn Bella jetzt in Sicherheit war, schien es ihm selbst noch immer nicht wohlgesinnt zu sein. Brents Schatten schwebte Unheil verkündend über ihm.
    Was würde es für Iris, für die Walkers und für sein ungeborenes Kind bedeuten, wenn man ihn des Mordes an Brent für schuldig befand? Er würde im Gefängnis in der Sheshadri Road verrotten. Er stieß ein bitteres Lachen aus. Hier also sollte sich der Kreis für ihn schließen. Das Gefängnis von Bangalore lag nur wenige hundert Meter von seiner ersten Unterkunft in der Stadt entfernt.
    Ned wollte nicht in einem indischen Gefängnis sterben; lieber würde er seinem Leben selbst ein Ende setzen. Am Elektrizitätswerk angekommen, versuchte er, diese bedrückenden Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Er betrat das Gelände in der Hoffnung, während seiner Schicht so viel zu tun zu haben, dass ihm keine Zeit zum Nachdenken blieb.
    Jack hatte an diesem Tag die Nachtschicht übernommen. Er wusste, dass Ned gerade Tagschicht hatte. Am gestrigen Nachmittag hatte er kurz mit seinem alten Freund gesprochen und war über dessen hohlwangiges, unrasiertes Erscheinungsbild entsetzt gewesen. Ned hatte einen verwirrten und überaus nervösen Eindruck gemacht und mehrmals erklärt, er würde sich lieber umbringen, als in ein indisches Gefängnis zu gehen. Das war einfach lächerlich. Jack war fest davon überzeugt, dass es zu

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