Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
einem verlegenen Schulterzucken an und erklärte ihr, so gut es ging, die Situation.
»Ned und ich haben mit einem lange zurückliegenden Polizeifall zu tun. Nichts, weshalb du dir Sorgen zu machen brauchst, aber Ned befürchtet, dass diese Sache seine Ehe und sein Leben ruinieren könnte.« Seine Frau schien jedoch nicht an den Einzelheiten interessiert zu sein. Sie blickte ihn fragend an, als wollte sie herausfinden, was Jack allein mit Iris in diesem Haus zu suchen hatte. »Ich hatte Hilfe von Iris erhofft.« Er strich sich eine Haarlocke aus der Stirn. »Aber es scheint, als hätte meine Anwesenheit alles nur noch schlimmer gemacht.« Er war noch immer von dem schockiert, was gerade geschehen war. »Iris hat geweint, ich habe sie getröstet, und in diesem Moment kam Ned zur Tür herein. Es hat ausgesehen, als hätten wir uns etwas zuschulden kommen lassen, aber so war es nicht.« Er nahm ihre Hand. »Du vertraust mir doch, oder?«
Sie sah ihn mit ernster Miene an. »Du bist mein Ehemann.«
»Elizabeth, ich versichere dir, dass ich nur hierhergekommen bin, um Ned zu helfen, nicht um Iris zu sehen. Wenn ich vorgehabt hätte, mit Iris das zu tun, was Ned vermutet, dann hätte ich sie nicht im Haus ihres Mannes aufgesucht, in unmittelbarer Nähe seiner Arbeitsstätte, am helllichten Tag, in Gegenwart ihres chokras und bei weit geöffneter Hintertür.«
Sie nickte. »Ich weiß.«
»Dann vertraust du mir also?«
»Ich bin hier«, erwiderte sie schlicht.
»Bleib bitte bei ihr.«
»Das wird Mrs. Sinclair aber bestimmt nicht gefallen. Sie verachtet mich.«
»Wie bitte? Sie kennt dich doch nicht einmal.«
»Sie weiß, wen ich geheiratet habe.«
»Das bildest du dir bestimmt nur ein.«
»Sie hat mir verboten, meinen Fuß über die Schwelle ihres Hauses zu setzen. Und das bilde ich mir keineswegs ein.«
»Was?« Jack starrte sie fassungslos an, sie jedoch blieb vollkommen ruhig. Er sah gequält aus. »Kümmere dich bitte trotzdem um sie. Ihre Eltern sind in Kolar, deshalb habe ich dich holen lassen – aber sie werden schon bald zurückkommen. Ich muss Ned sprechen, ihm alles erklären.«
»Dann werde ich dir und Mr. Sinclair zuliebe bleiben.«
»Ich danke dir.« Jack küsste sie auf die Wange. »Ich komme so schnell wie möglich.«
Er versuchte, Ned zu finden, aber es war zu spät. Im Elektrizitätswerk sagte man ihm, dass Ned schon wieder weg sei.
»Wo ist er hin?«
»Er ist in ein kleines Dorf hinter Bangarapet gefahren. Die Dorfbewohner dort stehlen Strom. Ned will persönlich nach dem Rechten zu sehen.«
»Dann werde ich eben später noch einmal kommen«, sagte Jack niedergeschlagen, während er sich fragte, ob Ned überhaupt je wieder mit ihm sprechen würde.
Unverrichteter Dinge kehrte er zum Haus der Sinclairs zurück. Kanakammal wartete vor der Tür auf ihn. »Ned ist im Augenblick gar nicht in KGF . Er wird erst am späten Nachmittag zurückerwartet. Wie sieht es aus?«
»Ich bin kurz zu ihr hineingegangen. Sie hat aufgehört zu weinen und angefangen, mit Gegenständen um sich zu werfen. Sie scheint außer sich zu sein vor Wut.«
»Gut. Das ist zumindest besser als Verzweiflung.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich muss bald zur Arbeit und wollte mich vorher noch einen Augenblick ausruhen. Kannst du noch ein bisschen hierbleiben?«
»Der chokra ist zu den Walkers unterwegs. Ich bleibe so lange, bis jemand von ihrer Familie eintrifft.«
»Du bist ein Engel«, sagte Jack über die Schulter gewandt und rannte bereits los, um sein Motorrad zu holen.
Auf dem Weg zurück nach Hause winkte ihm ein Mann aus dem Postamt zu.
»Mr. Bryant, Sir?«
Jack bremste. »Haben Sie etwas für mich?«
»Ja, Sir, ein Telegramm. Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen.«
»Dann haben Sie Glück, dass Sie mich getroffen haben«, sagte Jack mit einem Lächeln, obwohl er wusste, dass Telegramme selten gute Neuigkeiten enthielten.
Er hielt den Atem an, als er den Umschlag öffnete; vielleicht war dies ja die Vorladung, die er befürchtet hatte. Die Nachricht, die das Telegramm enthielt, war jedoch weit schlimmer.
Lieber Jack. Gestern ist Dein geliebter Vater von uns gegangen. Herzanfall. Seine letzten Worte galten Dir. Wir vermissen Dich jetzt mehr denn je. Deine Dich liebende Mutter
Er zerknüllte das Papier in der Faust und stieß einen gequälten Schrei aus, der laut über die Goldfelder von Kolar hallte.
43
Als Kanakammal zu Hause eintraf, spürte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Es herrschte
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