Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
in Stücke reißt. Ich weiß, wie energisch diese Anglo-Inderinnen werden können.«
Ned schüttelte müde den Kopf. »Lass sie in Ruhe.«
»Das tue ich ja.«
Jack blickte Ned hinterher, der mit hängenden Schultern davonstapfte, und fragte sich, ob er in der seelischen Verfassung sein würde, um mit dem, was er gerade erfahren hatte, fertig zu werden. Auch wenn Jack das unbedingt hatte vermeiden wollen, er würde mit Iris sprechen müssen.
Kanakammal wartete im Haus auf ihn. Sie war so ruhig wie immer. Falls sie irgendwelche Fragen hatte, behielt sie sie für sich.
Er gab ihr einen Begrüßungskuss. »Komm, sehen wir uns den Laden an. Er ist jetzt fast fertig.«
»Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte sie und überraschte ihn mit einer für sie völlig ungewöhnlichen Dringlichkeit in ihrer Stimme.
»Dann erzähl«, sagte er, während er sich setzte und sie an sich zog.
»Wir bekommen ein Kind.«
Jack war sprachlos. »Ein Baby?«, sagte er schließlich. Sie nickte, und Jack sprang auf. »Ein Baby!«
Kanakammal lachte ihr kehliges Lachen. »So etwas kann passieren.«
Jack ergriff ihre Hände, zog sie wieder auf die Füße und küsste sie. »Das ist die schönste Neuigkeit, die ich je gehört habe.«
»Ja?«
»Ja!«, rief er. »Ja! Ein Sohn. Die nächste Generation von Bryants. Er wird Howel heißen, nach einem alten kornischen König.«
»Es könnte aber auch ein Mädchen werden. Dann könnten wir sie Muthulakshmi nennen.« Als sie sein entsetztes Gesicht sah, musste sie laut lachen. »Ein englischer Name ist gut, aber sie sollte auch einen indischen Namen bekommen.«
»Einverstanden, solange wir unseren Kindern auch noch ein en ordentlichen kornischen Namen geben.« Er grinste. »Gut es Mädchen.«
»Du warst ja auch beteiligt.«
Er küsste sie wieder, und es war ein langer, liebevoller Kuss. »Vielen Dank für unser Kind. Das ist ein gutes Zeichen.«
»Wofür?«
»Dass mein Leben durch dich gesegnet ist.«
Sie lächelte, doch in ihren Augen flackerte plötzlich ein besorgter Ausdruck auf. Nur ganz flüchtig, aber er hatte ihn genau gesehen.
»Was ist?«
Sie schüttelte den Kopf und tat so, als wisse sie nicht, was er meinte.
»Irgendetwas stimmt doch nicht.«
»Es ist nichts.«
»Bitte sag, was los ist.«
»Ich hatte gerade das seltsame Gefühl, dass du mich verlassen musst.«
»Jetzt sei nicht albern. Du hast mich nun für immer am Hals. Wir haben so vieles, worauf wir uns gemeinsam freuen können.«
Kanakammal nickte, aber Jack bemerkte einen leicht gehetzten Ausdruck, den auch ihr strahlendes Lächeln nicht völlig verbergen konnte.
42
Iris teilte Ned mit, dass sie ihm heute den neu eingestellten chokra mit dem Mittagessen schicken würde. Dann stand sie da, die Hände in die Hüften gestemmt, den Kopf schief gelegt, und sah ihren Mann an.
»Du hast kein Wort von dem gehört, was ich gerade gesagt habe, oder, Ned?«
»Wie bitte?«, fragte er geistesabwesend.
»Vermutlich sollte ich dankbar dafür sein, dass du dich inzwischen wenigstens wieder rasierst. Was ist bloß los mit dir?«
»Was meinst du damit?«
»Du bist so zerstreut, so abwesend. Habe ich etwas falsch gemacht?«
Er schloss den letzten Knopf seines Hemdes und ergriff dann ihre Hände. Er wusste, dass er in letzter Zeit ihr gegenüber nicht so aufmerksam gewesen war wie sonst, aber er machte sich einfach zu große Sorgen, versuchte nur, einen Tag voller Angst nach dem anderen zu überstehen. »Sei nicht albern.«
»Du benimmst dich wirklich ziemlich seltsam, Ned.«
»Es tut mir leid. Mir geht momentan einfach eine Menge im Kopf herum.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Einfach alles. Das Elektrizitätswerk zu leiten ist kein Kinderspiel, Iris. Ich trage eine große Verantwortung, und die Firma verlangt, dass ich meine Arbeit gut mache.«
»Ich verstehe, aber du isst so gut wie nichts, du sprichst kaum noch ein Wort mit mir, und in letzter Zeit kommt es mir so vor, als würdest du dem, was um dich herum vorgeht, keinerlei Beachtung mehr schenken.«
»Das tut mir wirklich leid«, sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich habe einfach nur viel zu tun. Das ist alles. Ich muss mich ständig um Dorfbewohner kümmern, die versuchen, Strom zu stehlen. Das Ganze droht inzwischen völlig aus dem Ruder zu laufen. Anfangs waren das nur Einzelfälle, jetzt aber haben wir es mit einer organisierten Bande von gerissenen Ladenbesitzern zu tun.«
»Nun gut. Aber bring diese Probleme zukünftig bitte nicht
Weitere Kostenlose Bücher