Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
aufgeschlagen und hat dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten, welches zu einer tödlichen Gehirnblutung führte.«
»Ich weiß selbst, was in den Akten steht, Chefinspektor.«
Augenscheinlich hielt sie sich für etwas Besseres und war daran gewöhnt, unglückliche kleine Burmesen herumzukommandieren. Indien veränderte sich jedoch – ja, ganz Asien befand sich im Wandel. Eines Tages würden Menschen wie Mrs. Brent hier nichts mehr zu sagen haben.
»Madam, ich frage Sie noch einmal: Was wollen Sie?«
»Chefinspektor, wir haben einen Zeugen, der bestätigen kann, dass sich Ned Sinclair in der Nacht, in der mein Mann starb, im Bangalore-Club aufgehalten hat. Da dies im Widerspruch zu Sinclairs eigener Aussage steht, ist es doch gewiss nicht zu viel verlangt, dass Sie ihn dazu noch einmal befragen.«
»In der Tat. Aber Mr. Sinclair hat ebenfalls einen Zeugen. Und der bestätigt, dass er sich zu dem Zeitpunkt, als Ihr Mann starb, im Hause von Dr. Harold Walker aufgehalten hat. Die einzige Person, die sich in der Nähe Ihres Mannes befand, war ein gewisser Mr. John Bryant, auch bekannt als Jack.«
»Der beste Freund von Ned Sinclair!«
»Nun, Madam. Die beiden kannten sich damals erst seit einer Woche. Außerdem pflegen alle Engländer, die den Bangalore-Club besuchen, einen freundlichen Umgang miteinander. Wir könnten wahrscheinlich die Hälfte aller Mitglieder vorladen. Sie alle haben Sinclair, Walker oder Bryant oder Ihren Ehemann gekannt.«
»Dann ziehen Sie also nicht einmal in Erwägung, mir zu helfen?«
»Bitte, Mrs. Brent. Genau das tue ich doch gerade. Ich bin mir sicher, dass Ihr Anwalt aus Delhi Ihnen einen ordentlichen Stundensatz berechnet. Ich habe deshalb Grund zu der Annahme, dass er der Einzige ist, der davon profitiert, wenn der Fall wieder aufgerollt wird. Der Zeuge, den Sie benennen, wird aller Wahrscheinlichkeit nach für unglaubwürdig befunden werden.« Wieder hielt er eine Hand hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. »Auf alle Fälle aber wird man Sinclairs Zeugen als verlässlicher ansehen als jemanden, den Sie so viele Jahre später ausfindig gemacht haben. Einen Zeugen, der sich an ei ne gut sieben Jahre zurückliegende Begegnung erinnern will. Es war damals bereits dunkel. Außerdem passt Mr. Rameshs Beschreibung auf ungefähr die Hälfte aller jungen Briten in Bangalore. Hinzu kommt, dass Edward Sinclair kein Motiv hat.«
»Ich sagte Ihnen doch bereits, dass er eine Auseinandersetzung mit meinem Mann hatte. Dieser Junge war störrisch und trotzig. Er hat das Waisenhaus einfach verlassen, hat seine Schwester entführt und ist dann mit ihr als blinder Passagier nach Indien gekommen.«
D ravid lächelte freundlich. »So wie Sie das sagen, Mrs. Bre nt, klingt es tatsächlich belastend. Aber Mr. Sinclair war damals achtzehn Jahre alt, und seine Schwester hat ihn aus freien Stücken begleitet.«
»Da bin ich ganz anderer Meinung.«
»Nichts, was Sie jetzt noch tun, wird Ihnen Ihren Ehemann zurückbringen, selbst wenn tatsächlich jemand verurteilt werden sollte.«
»Wenn ich Erfolg habe, Chefinspektor, dann werde ich Dr. Walker, Dr. Grenfell, Edward Sinclair und Jack Bryant verklagen. Ich werde die Schifffahrtslinie belangen, die die Sinclairs befördert hat, den Bangalore-Club wegen seiner Nachlässigkeit, die Polizei wegen ihrer schlampigen Arbeit und jeden anderen, von dem ich glaube, dass er Mitschuld am Tode meines Mannes trägt.«
Dravid seufzte. Darum ging es also. Margaret Brent wollte auf Schadenersatz klagen, wollte Geld. »Ich verstehe.«
»Ich will schließlich seinen guten Namen retten«, drängte sie weiter.
Über Dravids Gesicht huschte ein Lächeln. Mrs. Brent hatte ihm soeben eine perfekte Vorlage geliefert. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein.«
»Wie bitte?«
Chefinspektor Dravid hielt einen Moment inne, um bedächtig einen Schluck Tee zu nehmen, was sie innerlich zum Kochen brachte. »Es gibt da etwas, das ich Ihnen mitteilen sollte.«
»Ich bezweifle sehr, dass es irgendetwas gibt, das mich umstimmen wird.«
Er lächelte wehmütig. »Mrs. Brent, als Ihr Mann starb, war es erforderlich, sein Leben unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, ob er Feinde hatte. Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass wir vorschnell auf Tod durch Unfall geschlossen haben, muss ich Sie doch informieren, dass wir damals sehr wohl sehr intensiv ermittelt haben. Sie erinnern sich vielleicht noch daran, dass Sie damals von unseren Kollegen in Rangun aufgesucht
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