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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Schreibtisch, wo er jedem seiner Männer die Aufgaben zuteilte, die in dieser Schicht zu erledigen waren.
    Zehn Minuten später stand er auf, reckte und streckte sich, um sein Gehirn auszulüften, und ging zu der Plattform hinüber, von der aus er die Winde bedienen würde. Er war dafür verantwortlich, die Männer in den Schacht zu schicken und sie nach ihrer Schicht wieder heraufzuholen, bevor er zu den größeren Förderkörben wechselte, mit denen die mit Erz gefüllten Quarzloren an die Oberfläche geholt wurden – Routinearbeiten, die er auch im Schlaf hätte ausführen können. Nicht, dass er sein Gehirn dabei ausschalten konnte, aber einen großen Teil dieser Aufgabe erledigte er rein intuitiv. Seine Hände wussten, was zu tun war; seine Augen und Ohren arbeiteten nahezu selbstständig. Jack wusste, dass er sich darauf verlassen konnte, dass er seine Arbeit instinktiv richtig verrichtete.
    »Hallo, Don«, sagte er zu dem Mann, der gerade seine Schicht beendete. »Alles ruhig heute Abend?«
    »Alles läuft wie geschmiert, Jack. Der Anschläger, der für die Förderkörbe verantwortlich ist, wechselt gerade. Du hast heute Nacht Marty.«
    Jack unterdrückte ein weiteres Gähnen. »Gut. Marty ist ein verlässlicher Mann«, sagte Jack. Marty würde ihm das Signal geben, wann er einen Korb hinunterlassen und wann er einen heraufholen sollte. Die Signalübermittlung funktionierte per Glockenschlag.
    Jack betrat die Plattform. Sein Blick wanderte instinktiv zu den beiden riesigen schwarzen Skalen vor ihm, die ihm sagten, in welcher Tiefe sich die Förderkörbe gerade befanden.
    »Also gut, Jack. Ich geh dann mal.«
    »Bis bald, Don.« Er winkte ihm zu und wandte sich wieder den Anzeigen zu. Er hätte nur allzu gern ein kurzes Nickerchen gehalten, aber jetzt trafen, einer nach dem anderen, seine Kollegen ein. Zum Teufel mit ihnen, dass sie ausgerechnet heute Abend alle so pünktlich waren!
    Er machte einen letzten Rundgang, streckte sich noch einmal und spürte dabei ein befriedigendes Knacken in der Wirbelsäule, dann spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht und fühlte sich sofort besser.
    Als er an einem geöffneten Fenster vorbeikam, roch er frisch gemähtes Gras. In der Ferne waren Stimmen zu vernehmen, Bergleute, die sich zur nächsten Schicht versammelten. Heute Nacht waren es fast nur Inder, aber er vermutete, dass sich ihre Gespräche um dieselben Dinge drehten wie bei allen anderen Männern auf der Welt auch: die Schulden, der Lohn, die Familie.
    Gähnend verrichtete er im Toilettenblock seine Notdurft. Burrell, einer der älteren Kollegen, bemerkte seine Müdigkeit, wusste aber, dass er gut daran tat, sie nicht zu kommentieren.
    »Jack«, grüßte er.
    Jack wusch sich die Hände. »Wie geht’s, Stan?«
    »Gut, gut. Hast du es schon gesehen? Sieht so aus, als wäre in der Stadt die Beleuchtung ausgefallen.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Eigentlich sollten doch um diese Zeit überall die Lichter brennen.«
    Sie verließen gemeinsam den Waschraum. Der Lärm der Erzloren, die die Gleise entlangratterten, erstickte jedes normale Gespräch.
    Jack musste schreien, um den Krach zu übertönen. »Warum denn das? Normalerweise muss man Ned Sinclair doch die Hände fesseln, um ihn davon abzuhalten, den Schalter noch früher umzulegen.«
    Burrell zuckte mit den Schultern. »Drüben im Elektrizitätswerk ist scheinbar irgendetwas los. Vor dem Haus der Walkers standen jedenfalls jede Menge Leute.«
    Jack runzelte die Stirn.
    »Ich meine gesehen zu haben, dass man die Frau deines Freundes ins Haus geführt hat.«
    »Geführt?«
    »Ach, was weiß ich. Es war dunkel, aber ich glaube, sie war es. Aber wie dem auch sei, jetzt komm schon. Gleich wird die Sirene losgehen.«
    Jack nickte beunruhigt. Seine Sorgen um Iris und Ned und seine eigene Trauer waren wieder erwacht.
    Während Jack wieder auf die Plattform stieg und darauf wartete, dass die Sirene den Schichtwechsel verkündete und die Glocke ihm das Zeichen gab, mit dem Einfahren zu beginnen, wurde Iris gerade ein Beruhigungsmittel verabreicht.
    »Zwei Tütchen Veronal sollten genügen«, erklärte ihr Vater, als er das weiße kristalline Pulver in einen Becher mit warmer Milch schüttete, den Flora ihm gerade gebracht hatte. Er rührte um. »Sieh zu, dass sie das austrinkt.«
    »Müssen wir ihr wirklich ein Medikament geben? Was ist mit dem Baby?«, fragte Flora, während sie die stillen Tränen wegwischte, die ihr übers Gesicht liefen.
    »Flora, sie ist hysterisch.

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