Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
wurden?«
»Na und?«
»Nun, im Verlauf dieser Ermittlungen kamen in Zusammenhang mit Dr. Brent einige Details ans Licht …« Er hielt inne.
»Ja?«, fragte sie gereizt.
»Warum lesen Sie den Bericht nicht selbst? Nehmen Sie sich dazu ruhig ein wenig Zeit.« Er drehte den Aktenordner, der aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch lag, um und schob ihn ihr zu, bevor er aufstand und mit seinem Tee ans Fenster trat. Als er wieder an seinen Schreibtisch zurückkehrte, war Margaret Brent grau im Gesicht.
»Darf ich Ihnen etwas bringen lassen, Mrs. Brent?«, fragte er höflich.
»Wasser, bitte«, krächzte sie.
Er kam ihrem Wunsch nach. »Geht es wieder?«
Sie nickte. Ihre Hand zitterte, als sie das Glas auf den Schreibtisch stellte.
»Wie Sie sehen, wäre es nicht unbedingt klug, wenn Sie Ihre Nachforschungen weiter verfolgen. Ich glaube nicht, dass sich irgendwelche lohnenden neuen Informationen in Zusammenhang mit dem Tod Ihres Mannes ergeben. Es gibt jedoch andere Informationen in Zusammenhang mit seinem Leben, die in einem solchen Falle mit Sicherheit an die Öffentlichkeit gelangen werden. Die Polizei von Rangun hat mehrere ehemalige Schüler des Waisenhauses ausfindig gemacht. Sie alle wären zu einer Aussage bereit«, fügte er hinzu.
»Woher haben Sie das?«, fragte sie. Ihre Stimme klang erfreulich kleinlaut und schockiert.
»Unsere Polizei arbeitet nicht so schlampig, wie Sie ihr unterstellen, Madam. Ich darf Ihnen jedoch versichern, dass das, was sich in dieser Akte befindet, unter Verschluss bleibt, sollten Sie das wünschen. Ich sehe keine Veranlassung, den Namen Ihres Mannes posthum zu beschmutzen. Es wäre mir weitaus lieber, wenn der Name Brent weiterhin für die gute Arbeit steht, die Sie für die Waisen von Rangun geleistet haben.« Er war sehr darauf bedacht, seine Stimme sachlich und professionell klingen zu lassen.
»Ja, ja, natürlich«, sagte sie verwirrt.
»Soll ich also diese Akte endgültig schließen, Mrs. Brent?«
»Bitte tun Sie das, Chefinspektor.« Sie schenkte ihm ein w iderwilliges Lächeln. »Sie haben sich angesichts meiner Situat ion äußerst feinfühlig gezeigt.«
Er zuckte großmütig mit den Schultern. »Gestatten Sie mir, Sie von einem meiner Fahrer ins Hotel bringen zu lassen.« Er streckte ihr seine Hand entgegen und beobachtete genussvoll, wie der Ring aus vierundzwanzigkarätigem Gold, der an seinem kleinen Finger steckte, im Licht der Schreibtischlampe glänzte.
Sie schüttelte ihm die Hand und bedankte sich noch einmal bei ihm.
Dravid bat seinen Adjutanten, seinen Sekretär zu rufen. »Sagen Sie ihm, dass ich zwei Telegramme nach Kolar Gold Fields senden muss.«
45
Jack traf eine halbe Stunde vor Beginn seiner Schicht, die bis zwei Uhr morgens dauern würde, im Maschinenraum ein. Er hatte das Haus einfach verlassen müssen, denn er hatte den tadelnden, vor allem aber gekränkten Ausdruck in den Augen seiner Frau nicht länger ertragen können.
Er wusste, dass er sie enttäuscht hatte, indem er mit Iris allein gewesen war. Es gab zwar nichts, wofür er sich hätte rechtfertigen oder gar entschuldigen müssen, dennoch fühlte er sich völlig leer und ausgebrannt. Wieder hatte er Ned enttäuscht. Den größten Schmerz bereitete ihm jedoch der Tod seines Vaters.
Wenigstens machte ihm der Alkohol nicht mehr ganz so sehr zu schaffen. Er fühlte sich zwar noch ein wenig benommen, aber im Großen und Ganzen ging es ihm gut. Er musste die Nachricht aus Cornwall vorerst beiseiteschieben. Vor ihm lag eine anstrengende Schicht. Jack ertappte sich beim Gähnen, als er seinen Overall anzog. Und dieses Gähnen fiel auch jemandem aus seinem Team auf.
»Alles in Ordnung mit dir, Jack?«
»War ein toller Tag«, erwiderte er und versuchte, die Angelegenheit herunterzuspielen. »Meine Frau ist schwanger. Wir hatten Gäste und haben ein bisschen gefeiert.«
»Na, hoffentlich nicht zu lange und zu ausgiebig?«
Sollte das ein Vorwurf sein?, fragte sich Jack gereizt. Dieser Bursche war ungefähr so alt wie er selbst, aber er, Jack, war sein Chef. »Kümmere du dich um deine Angelegenheiten, Robert, und ich kümmere mich um meine.« Er knallte die Tür seines Spinds zu. »Und stell nie wieder meine Arbeitsfähigkeit infrage.«
Von Jacks grimmigem Blick eingeschüchtert, nickte der Mann, dann drehte er sich um. Jack tat dasselbe, um ein weit eres Gähnen zu verbergen. Um munter zu werden, trank er ein paar große Schlucke Wasser, dann setzte er sich an den kleinen
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