Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
diesmal würde er nicht so viel Glück haben. Wenn die Polizei ihn vernahm, würde er zusammenbrechen und letztendlich die Wahrheit gestehen, das wusste er.
Und dann erst Iris und Jack. Wie hatten die beiden ihm das nur antun können? Lachte bereits ganz KGF hinter seinem Rücken über ihn, weil Iris es mit der Hochzeit so schrecklich eilig gehabt hatte?
Die einzige Konstante in seinem Leben war seine Arbeit. Seine Arbeit hatte ihm ein Leben geschenkt. Und jetzt würde sie es ihm nehmen. Vernes Warnung hatte ihm einen Ausweg aus seiner Misere gezeigt … Er hasste die Richtung, die seine Gedanken einschlugen, aber es gelang ihm einfach nicht mehr, sie zu kontrollieren.
Wenn er durch einen Arbeitsunfall sein Leben verlor, wäre für Iris gesorgt. Sie würde eine Pension und andere Zuwendungen von der Minengesellschaft bekommen. Ihr und dem Baby würde es zumindest finanziell gut gehen – und sie würde niemals einen Prozess miterleben müssen. Iris würde es erspart bleiben, einen Ehemann zu haben, der als Mörder im Gefängnis saß. Und wenn Jack der Mann war, den Iris wirklich wollte, dann konnte sie sich ihm auf diese Weise wenigstens ohne ein schlechtes Gewissen hingeben.
Er starrte den Wirrwarr aus Drähten an und verglich seine Gedanken damit … planlos, außer Kontrolle, gefährlich.
Verne hatte sich nur kurz mit einem der Dorfbewohner unterhalten, bevor er Neds Werkzeugtasche holte. Er befand sich gerade auf dem Rückweg durch das Tamarindenwäldchen, als er in der Ferne einen gedämpften Knall hörte.
Es war ein vertrautes Geräusch. Und es machte ihm Angst. Er ließ Neds Werkzeug fallen und schrie dem Dorfbewohner über die Schulter gewandt zu, er solle Hilfe holen. Dann rannte er los, wobei er inständig betete, dass es noch nicht zu spät war.
Verne kam keuchend auf der Lichtung an und stöhnte verzweifelt auf, als er den jungen Elektriker ausgestreckt neben der umgestürzten Leiter auf dem Rücken liegen sah. Über ihm zischten und knisterten elektrische Funken in den Drähten.
Verne schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass der junge Mann einfach nur von der Leiter gestürzt war; gebrochene Knochen würden heilen. Als er ihn jedoch an den Armen packte, um ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen, sah er, dass sein Blick glasig und starr war. Sein Mund war geöffnet, die Zunge lag schlaff in seiner Wange.
Ohne sich seiner Tränen bewusst zu werden, begann Verne mit einer Herzmassage und hoffte verzweifelt, dass es ihm gelang, Ned mit dieser modernen Methode, die man allen Beschäftigten der Minengesellschaft für den Notfall beigebracht hatte, ins Leben zurückzuholen. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, dass Neds Hände und Unterarme verbrannt waren; ein sicheres Zeichen dafür, dass er einen schweren elektrischen Schlag bekommen hatte.
Dennoch setzte Verne die Wiederbelebungsmaßnahmen unverdrossen fort, während er sich voller Panik daran erinnerte, dass Sinclair erst vor Kurzem geheiratet hatte.
Der Dorfbewohner kam herbeigerannt, blieb abrupt stehen und sah schweigend zu, wie Verne verzweifelt darum kämpfte, Ned Sinclair ins Leben zurückzuholen.
N achdem zehn weitere lange Minuten verstrichen waren un d Verne langsam die Kraft verließ, kauerte sich der Dorfbewohnern neben den älteren Mann und berührte ihn leicht an der Schulter.
»Es ist zu spät für den jungen Herrn, Sir«, sagte er mit weit aufgerissenen Augen, so dass das leuchtende Weiß, das die schokoladenbraune Iris umgab, deutlich zu sehen war. »Gott hat ihn zu sich gerufen.«
»Also, Mrs. Brent«, begann Dravid und trank einen Schluck von seinem abgekühlten Tee. »Hat Ihnen Ihr Anwalt unsere Ermittlungsergebnisse erläutert?«
»Das hat er, Chefinspektor. Aber ich lasse mich dadurch nicht von meinem Weg abbringen. Ich versichere Ihnen, auch wenn mein Ehemann beleibt war, so war er bestimmt nicht unbeholfen.«
Dravid stellte seine Tasse ab und hielt die Handflächen hoch. »Ein Unfall kann jedem von uns passieren, Madam«, sagte er, und noch bevor sie etwas entgegnen konnte, hielt er einen Finger warnend in die Luft. »Verzeihen Sie mir, Mrs. Brent, aber ich verstehe einfach nicht, was Sie mit Ihrem Vorgehen zu erreichen hoffen. Lassen Sie mich Ihre Sicht der Dinge zusammenfassen. Ihr Mann starb vor sieben Jahren in Bangalore. Nicht nur der Militärarzt, sondern auch ein ziviler Mediziner haben bestätigt, dass die Vertiefung in seinem Schädel höchstwahrscheinlich von einem Sturz herrührte. Er ist mit dem Kopf
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