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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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sind Bohnen, Sir.«
    »Die sind ja über einen halben Meter lang!«
    »Und sie schmecken prima zu dhal «, versicherte ihm Marimuthu.
    »Und das da?«, fragte Henry weiter und wies auf eine Pyramide aus hässlichen, knorrigen Früchten.
    »Ich glaube, bei Ihnen heißen sie Gartenkürbisse.«
    Henry war beeindruckt. »Dein Englisch ist wirklich ausgezeichnet. Ich glaube, du hast dir sogar drei ladus verdient, was immer das auch sein mag.«
    »Das ist eine Süßigkeit, Sir. Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.«
    Er führte Henry zu den Ständen, an denen Leckereien verkauft wurden, die entfernt an Kekse oder Fondant erinnerten. Henry vermochte jedoch nichts zu entdecken, das seinem englischen Gaumen zumutbar erschien. Diese Süßigkeiten mit ihren grellen Farben sahen in seinen Augen allesamt wenig ansprechend aus, dem Jungen dagegen lief anscheinend schon das Wasser im Munde zusammen.
    »Zeig mir, was du gern hättest«, bat Henry.
    »Dort, Sir«, sagte Marimuthu, der sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um über die Verkaufstheke sehen zu können. Aufgeregt deutete er auf die gewünschte Leckerei. » Ladus! «
    Henry betrachtete die goldenen Kugeln, die die Größe von Golfbällen hatten. »Aha. Und woraus sind sie gemacht?«
    »Keine Ahnung.« Marimuthu lachte. Er sagte etwas zu dem Verkäufer, das Henry nicht verstand, worauf dieser ihm mit einem wahren Schwall an Worten antwortete. Marimuthu sah wieder Henry an. »Reis, Cashewnüsse, viel Zucker, Ghee, Kardamom … den Rest habe ich schon wieder vergessen.«
    »Das klingt ja wirklich vielversprechend. Lass uns drei davon nehmen, ja?«
    Marimuthu nickte begeistert und bestellte die Süßigkeiten, die der Verkäufer, so wie es sich gehörte, in ein kleines Stück Zeitungspapier einwickelte. Als Marimuthu sie entgegennahm, bezahlte Henry mit einer Rupie. Er war sich nicht sicher, ob das reichen würde. Zu seinem Erstaunen erhielt er eine ganze Handvoll Wechselgeld zurück, das er sofort an den Jungen weitergab.
    »Lass es dir schmecken«, sagte er. »Und jetzt sollten wir deine Schwester suchen.«
    »Kommen Sie, Sir. Ich denke, dass wir sie bei den Gewürzen finden werden.«
    Henry folgte ihm auf dem Fuß. Noch bevor Marimuthu ihn zu dem überdachten Bereich geführt hatte, wo die Gewürze verkauft wurden, hatte er schon deren Duft wahrgenommen. Hier eilten Männer mit kleinen Karren, die mit Säcken voller bunter Pulver und brauner oder graugrüner Samen beladen waren, geschäftig hin und her. Der Geruch war einfach köstlich, aber auch so überwältigend, dass Henry auf der Stelle zu niesen begann. Pfeffer und Chili, Safran und Zimt stiegen ihm in die Nase, so dass er gar nicht wieder aufhören konnte.
    Gerade als Henry nach einem Taschentuch suchte, deutete Marimuthu aufgeregt in Richtung einer hochgewachsenen Frau mit einem langen Zopf auf dem Rücken. Plötzlich drehte sie sich um und richtete ihren hellen, intensiven Blick auf ihn. Henry holte tief Luft und verharrte mitten in der Bewegung.
    Ihm wurde bewusst, dass er sie mit offenem Mund anstarrte, dann fing er wieder an zu niesen. Marimuthu musste lauthals lachen, dann sprach er mit seiner Schwester. Sie runzelte die Stirn und bedeutete Henry, dass er ihr folgen solle. Sie verließen den überdachten Bereich des Marktes und gingen zu einem Wassertrog. Die Frau zeigte stumm darauf, und Henry spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass er nichts davon in den Mund bekam. Bruder und Schwester warteten geduldig, bis er sich das Gesicht mit seinem Taschentuch getrocknet und sich wieder gesammelt hatte.
    Schließlich seufzte er, holte tief Luft und streckte seine Hand aus. »Mrs. Elizabeth Bryant?« Sein Blick fiel auf ihren gewölbten Bauch. Die Frau war hochschwanger.
    Sie nickte. Kein Lächeln.
    »Ich bin Henry Berry, ein Freund Ihres Mannes. Ich habe Ihnen diese Girlande mitgebracht.«
    Sie schaute ihn mit ernster Miene an, schwieg jedoch noch immer.
    »Bitte, nehmen Sie dieses kleine Geschenk an«, bat er sie. Er kam sich linkisch vor, wie er da mit der Girlande in der Hand vor ihr stand.
    »Vielen Dank«, sagte sie schließlich leise. Sie nahm ihm die Blütenkette aus der Hand, legte sie jedoch nicht um.
    Henry sprach hastig weiter und versuchte, sich unter ihrem strengen Blick nicht zu verhaspeln. »Ja, also, Mrs. Bryant, ich habe da etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen … Ihre Erlaubnis vorausgesetzt … Jack, also Ihr Mann, hat mich gebeten, in seinem Namen einige

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