Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Jack: Ich habe meine Wurzeln niemals vergessen.«
Plötzlich wusste Jack, wohin das Gespräch führen würde. »Ich verstehe.«
»Tust du das? Tust du das wirklich?«
»Du wolltest, dass ich unseren Wurzeln treu bleibe, dass ich unsere über Generationen reichende Arbeit als Bergleute zu schätzen weiß.«
Das Gesicht seines Vaters entspannte sich, seine Stirn wurde glatter. »So ist es, Jack. In unserer Familie gab es weder Schmuggler noch Piraten. Wir waren Zinnbergleute. Und obwohl ich in der Lage war, den Schmutz und die bittere Armut hinter mir zu lassen, deiner Mutter ein schönes Leben und dir eine gute Zukunft zu ermöglichen, liegt mir der Bergbau noch immer am Herzen. Mein Wunsch war stets, dass das bei dir ebenso ist. Ich wollte, dass du ein guter Bergmann wirst. Damit du eines Tages …« Seine Worte verloren sich.
Jacks Herz machte einen Sprung. Damit er das Geschäft übernehmen konnte? Er hielt den Atem an.
»Aber es hat sich so viel verändert«, fuhr sein Vater fort, und der Jack so vertraute enttäuschte Unterton schlich sich wieder in seine Stimme. »Du bist intelligent, Jack. Viel intelligenter, als irgendein Bryant es je gewesen ist. Ich wollte, dass du alles über den Bergbau weißt, damit du unsere Firma mit Stärke und Weitsicht in dieses neue Jahrhundert führen kannst. Mit frischen Ideen und fundiertem Wissen. Ich glaubte, mit deinen Kenntnissen als Ingenieur könntest du …« Er brach ab und seufzte. »Aber dann ging das mit dem Glücksspiel und den Saufgelagen los …«
»Damit kann ich auf der Stelle aufhören!«, beteuerte Jack und packte seinen Vater voller Eifer am Ärmel. »Das tue ich doch nur deshalb, weil ich so mutlos bin, so enttäuscht. Du warst Bergmann, und du bist als Sohn eines Bergmanns aufgewachsen. Ich aber bin in einem Haus mit einer Haushälterin und eleganten Möbeln groß geworden! Du hast mich zur Schule geschickt, während alle anderen in der Mine arbeiteten. U nd als ich mich in das Familiengeschäft hätte einarbeiten können, hast du darauf bestanden, dass ich zuerst einen Beruf erl erne, und mich dann in die Minen verfrachtet. Das konnte nur schiefgehen. Wenn ich Bergmann hätte werden sollen, dann hätten wir Onkel Jamies Haus nie verkaufen dürfen!«
Charles Bryant starrte wortlos die Hand seines Sohnes an, die immer noch seinen Jackettärmel gepackt hielt. Als Jack losließ, fuhr er fort: »Willst du jetzt etwa mir die Schuld an deiner Unzulänglichkeit geben? An den Schwierigkeiten, in denen du steckst?«
»Nein, aber ich werfe dir vor, dass du mich benutzt, um deine Schuldgefühle zu beschwichtigen.«
»Schuldgefühle?«, wiederholte sein Vater mit einer Mischung aus Zorn und Verblüffung.
Jack spürte, dass schon seit Jahren alles auf diese eine Konfrontation zugelaufen war. »Du bist mit deinem neuen Status nie ganz klargekommen, nicht wahr, Dad? Du hast dich an deinen eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen, und du bist ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden. Ich ziehe meinen Hut vor dir, weil du das geschafft hast, ohne dir die Verachtung deiner Bergarbeiterkollegen oder die Geringschätzung der Leute, mit denen du Geschäfte machst, zuzuziehen.«
»Rede nicht so geschwollen daher«, erwiderte sein Vater.
»Dann hättest du mir keine so gute Ausbildung zukommen lassen sollen«, knurrte Jack, zerrte an seiner Krawatte und lockerte den Kragen. »Hast du ernsthaft erwartet, ich würde glücklich sein, wenn ich mein Leben lang an der Winde in der Mine stehe, gleichzeitig aber in gestärkter, von unserem Dienstmädchen gebügelter Bettwäsche schlafe und in einem schicken Automobil durch die Gegend kutschiert werde? Denk mal darüber nach! Lass nicht ständig mich für deinen Erfolg büßen. Das ist der wahre Grund, warum du mich so behandelst. Du hoffst, dass du der Gemeinschaft, in der du groß geworden b ist, treu bleiben kannst, indem du mich in den Bergbau zwingst. Damit anzugeben, dass dein einziger Sohn in der Mine arbeitet, ist jedoch nichts, worauf du stolz sein kannst. Für mich ist es nichts als eine Demütigung, und dafür bist allein du verantwortlich.«
Die Augen seines Vaters hatten inzwischen das Granitgrau der Klippe angenommen, auf der sie saßen. Jack wusste, dass auch seine eigenen Augen diesen Ton widerspiegelten. Eine einzelne Möwe flog über ihnen, suchte nach Aufwind. Beim Anblick des Vogels fühlte Jack sich an sich selbst erinnert.
»Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«, fragte sein Vater. »Ich
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