Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
habe für dich gesorgt …«
»Das stimmt. Aber gleichzeitig hasst du mich auch. Ich stehe für das, was dein Geld bewirkt.«
Sein Vater sah ihn verblüfft an. Dann stand er plötzlich auf und begann, den Staub von seiner Hose zu klopfen. »Mach dich nicht lächerlich. Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist, Junge!«
Jack war zutiefst enttäuscht; mit einem Schlag war seine Hoffnung, sich wenigstens einmal offen und ehrlich mit seinem Vater unterhalten zu können, verschwunden. »Und? Bist du stolz auf das, was ich bin, was aus mir geworden ist?«
Als Jack diese Frage stellte, bückte sich Charles Bryant bereits nach seinem Mantel und Hut, wobei er es sorgfältig vermied, Jack anzusehen. »Das, was in der Mine geschehen ist, war nicht deine Schuld.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen. Obwohl deine Unterstützung von vorhin etwas ist, das ich stets mit mir tragen werde.«
Jetzt sah ihn sein Vater direkt an. Seine stählernen Augen blitzten. »Mit dir tragen? Was meinst du damit?« Jack erkannte wieder den vertrauten Schimmer der Verachtung darin.
»Ich werde tun, was ich schon vor Jahren hätte tun sollen. Ich gehe fort.«
»Du willst ausziehen?« Sein Vater gab ein kurzes, abweisendes Lachen von sich. »Auf dich gestellt hältst du es doch keine Woche aus, so schnell wie du den Zuschuss zu deinem Lohn, den du von mir bekommst, verprasst …«
»Nein, ich werde nicht nur einfach ausziehen, Dad«, erwiderte Jack mit ruhiger Stimme, während ihn eine seltsame Gelassenheit erfüllte. Sein Blick war fest und direkt. »Ich gehe fort von hier. Und dein Taschengeld will ich nicht.«
»Was?«, brüllte Charles Bryant. »Sei kein Narr! Deine Zukunft liegt …«
»Jedenfalls nicht hier«, beendete Jack den Satz in resigniertem Ton. »Ich hätte diesen Schritt schon lange tun müssen, und ich bin wütend auf mich selbst, weil ich das nicht schon viel früher erkannt habe.«
»Und was ist mit der Firma?«, fragte Charles.
»Was soll damit sein?«
»Ich werde schließlich nicht jünger«, wetterte sein Vater.
»Ich auch nicht.« Jack seufzte.
»Und was ist mit deiner Mutter?«
Jack atmete tief durch. »Sie liebt uns. Sie liebt uns beide. Daran wird sich nie etwas ändern. Und was sich ebenfalls nicht ändern wird, ist die Tatsache, dass wir beide, du und ich, ständig aneinandergeraten werden.«
»Jetzt hör mir mal zu.«
»Nein, Dad. Ich werde dir nicht mehr zuhören. Ich werde mir von dir nicht mehr vorschreiben lassen, wie ich mein Leben zu führen habe. Ich weiß, dass ich kein Heiliger bin. Mir ist auch bewusst, dass ich dich enttäuscht und dir keinerlei Veranlassung gegeben habe, mir die Verantwortung für die Firma zu übertragen.« Jack stand auf und sah nach Pendeen zurück, dann senkte er traurig den Blick. »Abgesehen davon: Es bleibt immer etwas hängen. Das hast du mir oft genug gesagt. Die Menschen, mit denen wir hier leben, haben sich eine Meinung über mich gebildet. Ich bin der Böse. Ich allein bin schuld daran, dass so viele ihrer Söhne in Frankreich gefallen sind, dass es in der Levant-Mine Tote und Verletzte gegeben hat und dass Helen ein uneheliches Kind bekommt. Das sind jede Menge Gründe, weshalb du dich meiner schämen kannst.« Er griff in seine Tasche und zog die diamantenbesetzte Armbanduhr seiner Mutter heraus, zutiefst dankbar dafür, dass er sie in dem Chaos nach dem Minenunglück nicht verloren hatte. »Zu der langen Liste meiner Verfehlungen kannst du auch noch Diebstahl hinzufügen. Das hier habe ich vor ein paar Tagen mitgenommen.«
Sein Vater war sprachlos.
Jack erzählte ihm die schlimme Geschichte, bevor er völlig resigniert hinzufügte: »Ich wollte meine Schulden bei ihm so schnell wie möglich bezahlen, damit er nicht dich oder sogar Mum angeht.«
»Er hat gedroht, deiner Mutter etwas anzutun?« Jack hatte selten so starke Emotionen in der Stimme seines Vaters gehört.
»Das Ganze tut mir leid, schrecklich leid, Dad!«
Charles verzog verächtlich den Mund. »Ich werde mich um Sir Walter kümmern.«
Jack wurde bewusst, dass das eine Sache war, die er an seinem Vater wirklich liebte: seine ruhige Stärke. Seine Fähigkeit, eine Situation völlig zu beherrschen und Unheil von seiner Familie abzuwenden.
Charles räusperte sich. »Also. Wo wirst du hingehen?«
Jack starrte aufs Meer hinaus. »Wahrscheinlich nach London. Dort werde ich mir erst einmal Arbeit suchen, um mir das Geld für eine Schiffspassage zu verdienen. Ich wollte schon immer mal auf einem
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