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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Schiff fahren.«
    »Und was dann?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht. Du hast einen Bergmann aus mir gemacht, Dad. Vielleicht gehe ich nach Australien. Dort soll es gerade einen regelrechten Goldrausch geben, aber man findet dort auch Opal- und Diamantenminen.«
    »Australien? Das liegt doch am anderen Ende der Welt! Und was zum Teufel weißt du schon über Opale oder Diamanten?«
    »Ich lerne schnell.« Jack hielt seinem Vater die Uhr hin. »Nimm sie.«
    Charles rührte sich nicht. »Ich habe diese Uhr in dem Jahr gekauft, in dem du geboren wurdest. Das Zifferblatt aus blauem Perlmutt steht für meinen Sohn und die funkelnden Diamanten für meine Frau.«
    »Ich wusste nicht, dass du so sentimental sein kannst«, erwiderte Jack mit unüberhörbarer Bitterkeit in der Stimme.
    »Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt.«
    »Leg bitte die Uhr für mich wieder zurück in Mums Schmuckschatulle.«
    Sein Vater ignorierte die Uhr, die jetzt auf Jacks Handfläche lag. Stattdessen zog er einen cremefarbenen Umschlag aus seiner Jackentasche. »Nein, das werde ich nicht tun. Wenn du uns verlassen willst, dann behalte sie. Auf diese Weise wirst du uns nicht vergessen. In der Zwischenzeit nimm das hier.«
    Jack runzelte die Stirn.
    »Das ist Geld. Ich wollte heute noch nach Camborne, um Löhne zu bezahlen und ein paar Rechnungen zu begleichen.«
    »Dann solltest du das auch tun.«
    Bryant schüttelte entschieden den Kopf. Der Wind frischte auf und fuhr Jack durchs Haar, zerzauste den schwarzen Schopf, den seine Mutter noch vor Kurzem kritisiert hatte. Ihm fiel auf, dass das perfekt geölte, ebenso dichte Haar seines Vaters fest an seinem Platz blieb. »Ich bestehe darauf, dass du es nimmst.«
    Jack starrte seinen Vater an, bis dieser ihm den dicken Umschlag in die Hand drückte. Die Berührung kam fast einem Handschlag gleich.
    »Scheint ziemlich viel zu sein.« Jack vermutete, dass der Umschlag ein kleines Vermögen enthielt.
    »Nimm es!«
    »Warum? Weil du dein Gewissen beruhigen willst?« Jack bereute seine Worte auf der Stelle.
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein, um im Gegenteil das deine zu beruhigen.«
    Sie starrten einander an. Unter ihnen brachen sich die Wellen, über ihnen schrien ein paar Möwen. Jack spürte, dass sie beide aufeinander zugehen wollten, aber die Distanz, die zwischen ihnen lag wie der weite Atlantik, war einfach zu groß.
    »Wann holst du deine Sachen?«
    »Ich brauche keine Sachen.« Er starrte den Umschlag an. »Das bisschen, was ich brauche, kann ich auch kaufen.«
    Leise seufzend zog sein Vater den Mantel an, dessen dunkelrotes Futter Jack an das vergossene Blut der vergangenen Tage erinnerte. »Du solltest dich wenigstens von deiner Mutter verabschieden … ihr das Ganze erklären.«
    Jack schüttelte den Kopf, viel zu aufgewühlt, um die beißende Kälte des Windes zu spüren. »Das kann ich nicht.«
    »Es wird ihr das Herz brechen.«
    »Dann musst du sie trösten, Dad. Sag ihr, dass ich sie liebe und dass ich eines Tages zurückkommen werde. Aber ich kann ihr jetzt einfach nicht gegenübertreten – ich möchte nicht die Erinnerung an ihre Tränen, ihre Enttäuschung und ihren Verlust mit mir nehmen. Ich erinnere mich lieber daran, wie sie mich angelächelt hat, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
    Sein Vater erwiderte nichts. Jack war sich nicht sicher, ob der Ausdruck in seinem Gesicht Zorn oder tiefe Trauer war.
    »Ich werde Mum schreiben«, versprach er schließlich. »In einem Brief kann ich es besser erklären. Ich schwöre dir, ich werde ihr schreiben.«
    »Tu das«, sagte sein Vater barsch. Seine Stimme klang belegt. Schließlich streckte er die Hand aus.
    Jack starrte sie eine Sekunde lang an, dann ergriff er sie. Nur für einen kurzen Augenblick, wobei er es kaum wagte, seinem Vater in die Augen zu sehen. Dann wandte er sich zum Gehen. Es gab nichts mehr zu sagen. Er blickte kein einziges Mal zurück.
    Am folgenden Abend stattete eine Gruppe von Männern Walter Rally einen Besuch in seinem Büro ab. Sie nutzten den Moment, als Rallys Gorilla draußen beim Pinkeln war. Weder Big Jock Harrison noch Rally wusste, woher der Schlag kam, der sie niedergestreckt hatte. Als Rally wieder zu Bewusstsein kam, stellte er fest, dass er in einem Auto saß und man ihm die Augen verbunden hatte.
    Offenbar saßen noch vier weitere Männer mit ihm im Wagen. Er brüllte sie an, verlangte Antworten, doch die Männer schwiegen eisern, obwohl er ihnen ein kleines Vermögen für seine

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