Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Sonne brannte bereits erbarmungslos auf die Erde herab, er hätte an einen Hut für Bella denken sollen – falls sie die Hitze in diesem Bündel überhaupt überlebte. Er spürte Panik in sich aufsteigen, sein Mund wurde staubtrocken. Robbie war überzeugt davon, dass ihm das schlechte Gewissen deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Brent wusste Bescheid, dessen war er sich sicher, und er würde ihn auf der Stelle dafür bezahlen lassen.
»Wo bleibt mein Wasser?«, wollte Brent wissen.
Irgendwie gelang es Robbie, die Nerven zu behalten. »Ich werde es Ihnen sofort bringen, Dr. Brent«, sagte er. In der Aufregung hatte er ganz vergessen, den Krug zu füllen. Eilig kam er seiner Pflicht nach, doch als er vor dem großen Behälter mit dem abgekochten Wasser stand, stellte er fest, dass nicht mehr genügend darin war. Robbie traf eine Entscheidung. Er füllte den Krug mit dem nicht abgekochten Wasser aus dem anderen Behälter, dann kehrte er zu seinem Bündel zurück und hievte es auf den wartenden Ochsenkarren. »Wir müssen los, damit ich zeitig wieder zurück bin«, erklärte er. »Auf Wiedersehen, Sir!«
»Warte, Robbie. Du bist ja völlig verschwitzt, hier, trink einen Schluck«, bot ihm Brent mit einem schmierigen Grinsen an und reichte ihm einen Becher.
Ihm blieb keine Wahl. Wenn er sich seinem Peiniger jetzt widersetzte, wären Bellas und sein Schicksal für immer besiegelt. Robbie nahm einen Schluck, wohl wissend, dass er ihm den Tod bringen konnte, und hoffte, dass seine Hand nicht zitterte.
Der chokra knallte die Peitsche,und der Karren setzte sich ruckend in Bewegung.
»Auf Wiedersehen, Robbie«, erwiderte Brent. Es klang irgendwie endgültig.
Die Sonne stand noch nicht hoch genug am Himmel, um die Erde auszudörren, es war aber mit Sicherheit schon heiß genug, um einem hellhäutigen kleinen Mädchen, das die Hitze nicht gewöhnt war, einen frühen Tod zu bereiten.
»Bella?«, murmelte Robbie leise, verzweifelt auf eine Reaktion hoffend. Er warf einen vorsichtigen Blick zu dem Jungen hinüber, um zu sehen, ob dieser etwas bemerkt hatte.
»Bella?«, flüsterte er wieder, doch das Bündel blieb unheilvoll stumm.
15
Endlich erreichte der Ochsenkarren, der seinen beschwerlichen Weg durch die Straßen ohne weitere Zwischenfälle zurückgelegt hatte, die Wäscherei. Robbie bekam vor Angst um Bella inzwischen kaum noch Luft.
Als der dhobi aus dem düsteren Gebäude trat und seinen Sohn anschrie, warum er so lange im Waisenhaus herumgetrödelt habe, sprang Robbie vom Wagen und zog das Bündel mit Bella herunter. Er machte großes Aufhebens darum, seine Last zurechtzurücken, während Vater und Sohn nun ebenfalls ein Bündel auf den Rücken nahmen und es, noch immer streitend, in die Wäscherei schleppten.
Das war Robbies Chance. Er ging seitlich um das Gebäude herum, setzte das Bündel ab und kämpfte mit den Knoten, die sich durch Bellas Gewicht noch fester zusammengezogen zu haben schienen. Panik stieg in ihm auf.
»Bella!«, schrie er. »Sag was.«
Er hörte ein leises Stöhnen, und sein rasendes Herz geriet vor Erleichterung ein paar Schläge aus dem Takt. Sie lebte! Hektisch riss er das oberste Laken mit den Zähnen auf, und da war sie – sein goldener Engel – schweißgebadet. Die weichen Haare klebten an ihrem Gesicht.
»Bella«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Wieder stöhnte sie leise. »Ned?«
»Ich bin’s, Robbie. Komm. Kannst du stehen?«
Ihre Lider öffneten sich flatternd, dann schlossen sie sich wieder. Sie war benommen, und Robbie fürchtete schon, dass sie einen Hitzschlag bekommen hatte, der, wie er wusste, tödlich enden konnte.
»Bella, leg deine Arme um meinen Hals. Bitte, Bella, bitte. Du musst mir helfen.«
Mit größter Anstrengung zog er sie hoch und stolperte mit ihr durch den Eingang der Wäscherei, wo er sich zwischen bügelnden Angestellten und Wäscheleinen voller Laken und Hemden hindurchschlängelte und laut nach dem dhobi rief.
Der ältere Mann kam herbeigeeilt und wollte wissen, was los sei.
Robbie erklärte auf Hindi, dass er gerade die Wäsche hereinbringen wollte, als diese junge memsahib vor dem Gebäude zusammengebrochen sei. Zwei der Frauen eilten Robbie zu Hilfe, wobei sie großzügig über seine hellere Haut und sein offensichtlich westliches Blut hinwegsahen, vielleicht auch deshalb, weil er fließend ihre Sprache beherrschte.
Alle begannen, Bella Luft zuzufächeln, und es wurde frisches Wasser herbeigebracht.
»Ist es auch abgekocht?«, wollte
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