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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Robbie wissen und legte schützend die Hand auf Bellas Mund.
    Die Ehefrau des dhobi schob seine Hand weg. »Natürlich!«
    Lebenspendendes Wasser wurde Bella zwischen die geschwollenen Lippen geträufelt, und allmählich kam sie wieder zu sich. Schließlich öffnete sie die Augen. Die dunklen Gesichter, die über ihr schwebten, schienen ihr einen Moment lang Angst zu machen, dann aber sah sie Robbie, und ihre Verwirrung legte sich. Ihre Augen waren blutunterlaufen, aber sie brachte ein Lächeln zustande. »Gibt es hier Eiscreme?«, murmelte sie.
    Der dhobi schien die letzten beiden Worte verstanden zu haben. Er lächelte, wobei er die wenigen Zähne, die er noch im Mund hatte, entblößte.
    Robbie blieb bei seiner Geschichte, dass Bella eine Passantin sei, und stellte mit dem dhobi und seiner Frau Vermutungen darüber an, dass Bella von ihrer Familie getrennt worden war und in der Hitze die Orientierung verloren haben musste. Dem besorgten Wackeln ihrer Köpfe nach zu schließen, schienen die Umstehenden diese Erklärung durchaus für plausibel zu halten.
    »Was sollen wir tun?«, fragte der dhobi .
    Bella hatte die Augen wieder geschlossen und war ihnen eindeutig keine Hilfe.
    Das waren genau die Worte, auf die Robbie gehofft hatte. »Ich werde sie ins Stadtzentrum bringen.«
    Der Mann runzelte jedoch nur die Stirn. »Pah!«, sagte er. »Wie willst du dort denn ihre Familie finden?«
    »Das ist doch ganz einfach. Dieses Mädchen ist zweifellos eine Engländerin. Also wird das große Hotel, das Strand, ihre Familie ausfindig machen können. Helft mir, sie zum Hotel zu bringen. Dort weiß man sicher Rat.«
    Der dhobi schien seine Zweifel zu haben, aber seine Frau drängte ihn zum Handeln.
    »Mach schon, du Narr«, sagte sie. »Nimm den Ochsenkarren und bring die Kleine zum Hotel.« Sie hielt ihm drohend den Finger vors Gesicht. »Wenn sie hier stirbt, kriegen wir jede Menge Ärger.«
    Diese Aussicht ließ den dhobi sein Zögern schlagartig vergessen. Brüllend erteilte er dem chokra , der abwechselnd seinem Vater und Robbie zunickte, Anweisungen. Schließlich gab der Junge ihnen einen Wink.
    »Ich bringe euch jetzt zum Hotel«, sagte er zu Robbie.
    Sie halfen Bella auf die Füße. Ihr war immer noch schwindelig, aber Robbie wusste, dass seine Gebete erhört worden waren – Bella würde sich wieder erholen. Sie mussten sich allerdings beeilen, denn es bestand nach wie vor die Gefahr, dass Hausmutter Brent beschloss, der Wäscherei höchstpersönlich einen kurzen Besuch abzustatten.
    »Komm schon, Bella«, flüsterte er. »Wir müssen uns mit Ned treffen. Trink noch ein wenig Wasser.«
    »Ich kann nicht. Ich spüre schon, wie es in meinem Magen gluckert. Gleich werde ich platzen. Vielleicht sollte ich erst noch einmal auf die Toilette gehen.«
    Angesichts Bellas Vorstellung, dass es an einem Ort wie diesem überhaupt fließendes Wasser gab, hätte Robbie beinahe hysterisch gelacht, so angespannt waren seine Nerven.
    »Wir fahren jetzt zum Hotel. Hältst du es bis dahin noch aus?«, fragte er stattdessen.
    Sie nickte.
    »Im Hotel ist es kühl«, sagte er, als er sie zum Ochsenkarren hinausführte und ihr beim Aufsteigen half. »Wir werden dich mit diesem Tuch schützen. Wenn du noch mehr Hitze abbekommst«, sagte er und blinzelte ins grelle Licht, »könnte das sehr gefährlich für dich werden.«
    Der Ochsenkarren reihte sich langsam in den Verkehr ein. Das freundliche Lebewohl des dhobi wurde vom Lärm der Stadt verschluckt.
    Ned wanderte immer noch ziellos über den Basar. Er war inzwischen zu einer so vertrauten Gestalt geworden, dass einige der Budenbesitzer es mittlerweile sogar riskierten, ihm ein scheues Lächeln zuzuwerfen. Seinen knurrenden Magen hatte er mit einem Schälchen unwiderstehlich seidig-blasser Brühe gefüllt. Er hatte die Suppe länger als eine Stunde in einem riesigen Topf vor sich hin köcheln sehen und wusste daher, dass er sie ohne Bedenken essen konnte. Ihr exotischer Duft hatte ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
    Im Gegensatz zu seiner Mutter und Bella empfand Ned die Schärfe von Chili und den fremdartigen Geschmack von Ingwer und Knoblauch nicht als unangenehm. Als sie erst einmal den Suezkanal hinter sich gelassen hatten, hatte die Schiffskombüse angeboten, nach indischer Art zubereitete Speisen zu servieren, um die Passagiere mit den unbekannten Gewürzen und Kräutern bekannt zu machen.
    Ned war von den satten Farben der Currys, dem Reis, der m it Safran und knusprig

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