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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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vor verschiedenen billigen Speiselokalen stehen, bis er jemanden fand, der Englisch sprach und ihm den Weg zu der berühmten Hauptstraße erklären konnte.
    Schließlich stand Ned wieder auf der Straße, direkt vor dem Hotel. Sein Herz machte bei dem vertrauten Anblick geradezu einen Freudensprung, aber diesem tiefen Gefühl der Freude folgte unweigerlich ein gleichermaßen tief empfundener Kummer. Dies würde niemals ein fröhlicher Ort für ihn sein.
    Er betrat den kühlen Eingangsbereich und hatte dabei das Gefühl, ein Déjà-vu zu erleben. Er wollte diesen grässlichen M oment, der sein Leben und das Leben seiner Familie unwi derruflich verändert hatte, nicht noch einmal durchleben.
    Nein, er hasste dieses Hotel. Er hasste Rangun.
    »Ja, Sir?«, fragte der Mann, der hinter der Rezeption stand und so tat, als würde er Neds höchst zweifelhaftes Erscheinungsbild nicht bemerken.
    Ned räusperte sich. »Ich bin Edward Sinclair. Ich habe hier bis vor Kurzem gewohnt. Könnte ich bitte den Direktor sprechen?«
    »Er ist nicht da, Mr. Sinclair. Er hält sich gegenwärtig in Indien auf.«
    Neds Hoffnungen lösten sich in Luft auf.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen? Ich erinnere mich an Sie und Ihre Familie. Ich bin Frank Jones, der stellvertretende Direktor.«
    Der Mann sprach ein tadelloses Englisch und erweckte so den Eindruck, Brite zu sein. Genau wie Robbie sah er jedoch mit seiner gelbbraunen Haut und den dichten dunklen Haaren eindeutig asiatisch aus.
    »Vielen Dank, Mr. Jones. Ich frage mich, ob es Ihnen vielleicht möglich wäre, etwas Geld zu wechseln.«
    »Gewiss.«
    »Ich habe zwei Zehn-Shilling-Scheine«, sagte er und gab ihm die Banknoten, die das Bildnis von George V. neben der Britannia und ihrem großen Schild zeigten.
    »In hiesiger Währung ist das ein ziemlich großer Packen, Sir. Darf ich Ihnen einen Umschlag dafür geben?«
    Ned nickte.
    »Darf ich Ihnen außerdem zur Vorsicht raten, Sir? Für den Fall, dass Sie das Geld weiter bei sich tragen wollen.«
    »Ich werde vorsichtig sein, Mr. Jones. Kann ich darauf vertrauen, dass Sie niemandem gegenüber erwähnen, dass Sie mich heute hier gesehen haben?«
    »Wir sind im Strand Hotel äußerst diskret, Sir.«
    »Gut. Ich hoffe, ich kann darauf zählen. Können Sie mir ungefähr sagen, wie viel eine Passage nach Kalkutta kostet?« Er und Robbie hatten vereinbart, dass sie nach Bangalore wollten, was bedeutete, dass sie in die andere Richtung, über Madras, fahren würden.
    Jones reichte ihm das Geld. Sein Gesichtsausdruck blieb vollkommen ausdruckslos, Ned war sich jedoch sicher, dass ihn seine Frage überraschte. »Äh, Sie meinen mit dem Schiff, Sir?«
    »Ja.«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Sie können sicher einen angemessenen Fahrpreis aushandeln. Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung, um …«
    » Nein, das wird nicht nötig sein. Vielen Dank. Ich habe noc h eine Frage zum Gepäck meiner Familie. Wo werden unsere Sachen aufbewahrt?«
    »In unseren Lagerräumen. Mr. Fraser hat uns gebeten, sie bis auf Weiteres hierzubehalten.«
    »Darf ich sie bitte sehen?«
    »Selbstverständlich.« Der Mann läutete eine Glocke, woraufhin augenblicklich ein blütenweiß gekleideter Mann erschien. »Gibt es noch etwas, womit ich Ihnen behilflich sein kann?«
    »Sie haben mir bereits sehr geholfen, vielen Dank. Ich werde Ihnen zur gegebenen Zeit wegen unserer Koffer eine Nachricht zukommen lassen.«
    »Sehr wohl. Ihr Gepäck ist bei uns gut aufgehoben, bis Sie alles geregelt haben.«
    Fünfzehn Minuten später hatte Ned den Inhalt der beiden bescheidenen Koffer durchgesehen und dabei noch einmal seine ganze Verzweiflung durchlebt. Er hatte ein paar Kleidungsstücke für sich und Bella und eines seiner Hemden für Robbie aussortiert. Hauptsächlich aber hatte er das Risiko, noch einmal zum Hotel zurückzukehren, auf sich genommen, um an ihre Pässe zu gelangen. Sein Vater hatte seiner Mutter gesagt, sie brauche diese neuartigen Papiere für die Reise. Seinen eigenen Pass hatt e er bei Kriegsausbruch auf Geheiß der Alliierten ausgestellt bekommen. Und so hatte Lorna die sechs Pence für die neumodischen Reisedokumente bezahlt, die ihre Unterschrift trugen und in denen Edward und Arabella Sinclair als ihre Angehörigen vermerkt waren.
    Erleichtert stellte er fest, dass das Hotel Lornas kleine, lederne Dokumentenmappe mit diesen wichtigen Reiseunterlagen gefunden und in einen der Koffer gelegt hatte. Allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung, wo sich die

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