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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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des Waisenhauses in den Kopf setzt. Ehrlich gesagt bin ich sogar ziemlich überrascht, dass du nicht versucht hast, ihren Bruder zu begleiten.«
    »Aber das hier ist doch mein Zuhause, Dr. Brent«, entgegnete Robbie in verletztem Ton. »Für mich gibt es nichts anderes.«
    Er warf wieder einen kurzen Blick auf den Karren des dhobi . Die Zeit war knapp. Er musste von Brent wegkommen, sonst ging noch der ganze Plan schief. Im Stillen betete er, dass Bella genau da war, wo sie sein sollte, gut versteckt vor jedem, der sie möglicherweise suchte.
    »Hol mir doch noch etwas Wasser, bevor du gehst.«
    »Natürlich. Ich werde Ihren Krug auffüllen.«
    R obbie lief los, zuerst zu dem chokra , der neben seinem Och senkarren stand, um ihm zu sagen, dass er noch warten solle. Wie sehr sein Herz hämmerte! Der Plan lief! Alles, was er jetzt noch tun musste, war, die Nerven zu behalten und Bella weiterhin in dem Glauben zu lassen, dass alles nur ein Spiel war.
    Er rannte um den Bungalow der Brents herum zu dem kleinen Nebengebäude. Er wusste, dass die Hausmutter weggefahren war, um den monatlichen Einkauf der Trockenvorräte zu beaufsichtigen. Sie würde noch mindestens eine Stunde lang unterwegs sein. Folglich würde sich niemand in der Nähe des Hauses aufhalten, es sei denn Brent selbst, und dieser hatte keine Veranlassung, vor dem Mittagessen hier aufzukreuzen.
    »Bella?«, flüsterte er.
    Sie kam hinter dem Nebengebäude hervor. »Da bin ich.«
    »Hallo, Bella. Gut gemacht«, sagte er erleichtert. »Weißt du noch, was wir besprochen haben?«
    »Natürlich weiß ich das noch«, erwiderte sie munter. »Du wirst mich in ein Bettlaken wickeln, und dann werden wir das Waisenhaus verlassen.«
    »Richtig«, sagte er und hatte das Gefühl, in seinem Bauch würde ein ganzer Schwarm von Vögeln flattern. »Aber Bella: Du musst unbedingt still sein – kein Wort, kein Kichern, kein Niesen. Jedes Geräusch könnte dich verraten. Und wenn man dich entdeckt, wird Dr. Brent sehr wütend sein. Du hast ihn noch nicht gesehen, wenn er böse ist.«
    »Was wird er dann machen?«, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.
    »Dir wird er nichts tun. Aber mir. Er wird mich furchtbar verprügeln, vielleicht schickt er mich auch für immer fort. Er hasst nämlich nichts mehr als Ungehorsam.«
    »Ach, Robbie, dann sollten wir es doch lieber bleiben lassen.«
    »Nein, hör mir zu. Es wird sicher sehr lustig. Wir werden Ned treffen, zusammen ein Eis essen, und bevor irgendjemand merkt, dass wir weg sind, sind wir auch schon wieder zurück.«
    »Dann mach schnell. Wickel mich ein«, flüsterte sie.
    Robbie nickte und holte das Bündel von Laken, das er bereitgelegt hatte, aus seinem Versteck. »Keinen Mucks, Bella. Du kommst nur raus, wenn ich es dir sage.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Nur wenn du meine Stimme hörst, Bella. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Bella war sehr zierlich, beinahe elfenhaft. Sie konnte sich ganz klein zusammenrollen und sah in den Laken aus wie ein wunderschöner Schmetterling in seinem Kokon.
    »Mach dich ganz schlaff«, ermahnte Robbie sie, »deine Ellbogen und Knie dürfen sich nirgendwo abzeichnen. Du musst so tun, als wärst du tatsächlich ein Bündel Wäsche.« Er hörte sie leise kichern. »Still jetzt, Bella. Es geht los. Kein Wort mehr, bis wir da sind.«
    Sie war mucksmäuschenstill, als Robbie, froh darüber, dass sein drahtiger Körper durch die viele schwere Arbeit kräftige Muskeln ausgebildet hatte, sich das Bündel auf den Rücken hievte. Er überprüfte noch einmal sein Spiegelbild in der Fensterscheibe – ein letzter verzweifelter Versuch, sich selbst davon zu überzeugen, dass sein verrückter Plan funktionieren würde. Dann hielt er den Atem an und marschierte los, wobei er sich ins Gedächtnis rief, dass er einfach nur unerschütterliches Selbstvertrauen vortäuschen musste. Aus der Ferne würde kein Mensch etwas Merkwürdiges an dieser Szene vermuten.
    So leicht Bella auch war, spürte Robbie ihr Gewicht doch schwer auf seinem Rücken lasten. Er zwang sich, langsam zu gehen, damit sie nicht ständig gegen ihn prallte. Als er den Karren schon fast erreicht hatte, hörte er die Stimme, die er am meisten fürchtete, seinen Namen rufen.
    »Wie bitte, Dr. Brent?«, rief er zurück und setzte das Bündel ab.
    »Komm her, Junge!«
    Brent stand allenfalls zehn Meter entfernt von ihm, Robbie musste sich dem Feind also stellen. Der Weg zu dem verhassten Mann kam ihm wie der längste Marsch seines Lebens vor. Die

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