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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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dürfe.
    Die Frau antwortete, und Robbie übersetzte. »Sie sagt, du sollst zuerst etwas kaufen. Sie hat dich den ganzen Tag herumlungern sehen und will keinen Ärger bekommen. Gib mir ein paar Annas.«
    Robbie nahm die Münzen und reichte sie der Frau. Sie zeigte über ihre Schulter, verbot den Jungen jedoch, Bella zu folgen.
    Bella nahm ihr Lieblingskleid und trat ohne Widerrede in die Bude.
    »Sie wirkt erschöpft«, sagte Ned. »Und du siehst auch nicht viel besser aus.«
    »Ich habe leichte Bauchschmerzen. Aber das wird schon wieder.«
    Als Bella wieder auftauchte, sah sie wesentlich adretter aus. Obwohl sie eine Engländerin mit ihrem Erscheinungsbild ni cht hätte täuschen können, war Ned sich sicher, dass sie übe rzeugend genug aussah, dass eine Schiffscrew sie an Bord nahm. Er tauchte einen Zipfel seines alten Hemdes in etwas Blumenwasser und reinigte ihr damit das Gesicht. Robbie schlüpfte indessen in sein frisches Hemd.
    »Bell, schau, was ich dir mitgebracht habe«, sagte Ned und gab seiner Schwester das Buch. Er lächelte, als sie einen leisen Freudenschrei ausstieß.
    Robbie reckte den Hals und versuchte, den Titel zu erkennen.
    » Das Dschungelbuch «, erklärte sie und zeigte es ihm. »Was ist mit meinen anderen Büchern?«
    »Ach, die können wir später noch holen«, erwiderte Ned ausweichend. »Fürs Erste habe ich nur das hier mitgebracht. Fertig?«
    Die beiden nickten. »Zeigst du uns den Weg?«, sagte er an Robbie gewandt und versuchte zu verdrängen, dass Bella weder nach dem versprochenen Eis fragte noch sich wunderte, dass sie zu einem Schiff gingen. Im Stillen betete er, dass sie nicht obendrein noch krank werden würde.
    Als sie sich umdrehten, rief ihnen die alte Frau etwas hinterher.
    »Du hast deine Blumen vergessen«, erklärte ihm Robbie. »Hier«, sagte er und wählte eine einzelne gelbe Blütenrispe aus, die er Bella überreichte. »Das ist die Nationalblume von Burm a. Sie heißt Paduak und stammt vom Rosenholzbaum.«
    Die Frau brabbelte leise etwas, und er dankte ihr.
    »Sie steht für Liebe und für Romantik, aber auch für Stärke.«
    Bella wurde rot, als sie den wunderschönen Blütenzweig von Robbie entgegennahm. Dann blickte sie zu der alten Frau hinüber, die jetzt lachte und gestikulierte, und lächelte sie kurz an.
    Bella zog Robbie am Arm. »Was hat sie gesagt?«, fragte sie.
    »Sie hofft, dass du immer glücklich sein wirst«, erwiderte Robbie. Ned hatte allerdings den Verdacht, dass die Frau etwas weit weniger Unschuldiges gesagt hatte.
    »Kommt jetzt. Auf zu den Schiffen«, sagte er, froh darüber, dass Bella jetzt wesentlich fröhlicher aussah, auch wenn er keine Ahnung hatte, was Robbie dachte und warum er gar so blass war; er sah irgendwie sogar noch besorgter aus, als Ned sich fühlte. »Bist du sicher, dass man uns nicht folgt?«, fragte er noch einmal.
    »Absolut«, erwiderte Robbie knapp, dann drehte er sich um und ging davon. Die Sinclairs folgten ihm ohne weitere Fragen.

16
     
    Ned blieb nichts anderes übrig, als es Robbie zu überlassen, zu den verschiedenen Schiffen zu gehen. Er war auf Robbies Sprachkenntnisse angewiesen, vor allem aber vertraute er auf den durch das Leben auf der Straße geschärften Instinkt seines Freundes. Und so wartete er mit Bell im Schatten eines Baumes, während Robbie an den Docks langsam auf und ab ging. Seine scharfen Augen registrierten jedes noch so kleine Detail. Es dauerte über eine Stunde, bevor sie Robbies schlanke Gestalt wieder zu Gesicht bekamen.
    »Irgendwas Passendes gefunden?«, fragte Ned nervös.
    »Ich denke schon. Ein Passagierschiff namens Aronda . Es sollte relativ komfortabel sein. Die Aronda fährt regelmäßig nach Madras. Sie läuft heute am späten Nachmittag aus.«
    »Nimmt man uns mit?«
    Robbie nickte, dann starrte er zu Boden. »Ned, die Fahrt wird den Gegenwert von ungefähr einem Pfund pro Person kosten. Ich weiß, dass Brent dir Geld gegeben hat, aber das wirst du noch brauchen. Fahrt also ihr beide. Abgesehen davon habe ich keine Papiere.«
    »Wir werden zusammen fahren, Robbie.«
    »Hör mir zu …«
    »Nein! Ich bin der Älteste. Ich habe das Geld. Wenn es sein muss, werde ich es ganz ausgeben, um für immer von Rangun wegzukommen. Geld öffnet Türen, und deshalb wird es auch ohne Papiere gehen. Niemand interessiert sich für einen Jungen wie dich. Anschließend sehen wir weiter. Wir finden eine Lösung. Zuerst einmal gehen wir alle drei an Bord dieses Schiffes. Und wir werden auch in

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